Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mein ist dein Tod

Mein ist dein Tod

Titel: Mein ist dein Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
Vom Netzwerk:
huschen, um immer bei dir zu sein!)
    und schließlich war sie lebhaft und hätte Bäume ausreißen können, was sie dadurch zeigte, dass sie in die Küche rannte, ihnen Wasser einschenkte und Zigaretten anzündete.
    Dann lachte er, denn er war erschöpft. »Je mehr ich dich liebe, desto munterer wirst du.«
    » So bin ich eben, Max.«
    » Und so liebe ich dich.« Er stützte sich auf und nahm das Wasserglas. »Ich werde dich immer lieben, Lena. Nie wird etwas zwischen uns treten, denn du besitzt mein Herz.«

29
     
    Oberstaatsanwalt Spinner wirkte, als würde er jeden Moment platzen. »Wenn so etwas in dieser Stadt geschehen kann, ohne dass die Polizei eingreift, sind wir verloren.« Er schlug die feuchten Handflächen auf Elvira Kreidlers Schreibtisch und knurrte wie ein Hund.
    Fraß Spinner so weiter, würde er demnächst bei der kleinsten Überforderung platzen wie ein Ballon, an den man eine Zigarettenglut hielt. Bei dieser Vorstellung grinste Elvira Kreidler, denn sie gefiel ihr.
    Peng!
    »Was gibt es da zu lachen?«, fauchte Spinner.
    » Ich lache nicht«, gab Elvira zurück und grinste weiter.
    » Und warum grinsen Sie?«
    » Dieser Mann hat ein Exempel statuiert. Er wollte beweisen, dass niemand einem Überfallopfer hilft. Das wird offensichtlich dadurch, dass er sogar in das Café zurückgeht und die Zuschauer beschimpft. Der Film, der RTL und anderen Medien zugespielt wurde, zeigt, dass alles geplant war.«
    » Wenn ich Sie anschaue, werde ich das Gefühl nicht los, das gefällt Ihnen.«
    » Ihnen nicht?«
    » Nein, verflucht!«
    » Wird Zeit, dass diesem verhornten Volk mal jemand zeigt, wie feige es ist.«
    » Und wie ist das mit dem Opfer? Niemand spricht über das Opfer.«
    Spinner tat ihr leid. War er wirklich so naiv oder nur gestresst?
    Sie sagte: »Seit wann sprechen wir über die Opfer? Das ist der Grund, warum wir Präventionsrichtlinien veröffentlichen. Damit das Opfer mehr in den Mittelpunkt rückt. Und das ist der Grund, warum wir manche Misshandlung durch Jugendgruppen deckeln, Herr Spinner. Damit nicht die Täter zu Helden werden. Niemand interessiert sich für die Opfer. Jeder interessiert sich nur für die ach so bösen Täter. Und die fühlen sich wie King Kong oder Rambo.«
    Sp inner verzog das Gesicht. »Frau Kreidler, ich schwöre Ihnen: Wird das ein Skandal, sollten Sie Ihren Kopf ganz weit aus der Scheiße heben, sonst ersaufen Sie.«
    » Bleiben Sie auf dem Teppich, mein Lieber. Ich bin nicht der Oberbulle, der durch die Stadt läuft und wie Batman jederzeit jeden Bösewicht fängt. Stellen Sie sich vor ... es geschehen auch Verbrechen, während ich schlafe. Und eine solche Sache wie diese ...«
    Sie starrten sich an.
    Das taten sie immer in so einer Situation.
    Er drohte, sie zickte, und schließlich waren sie sich einig.
    Wie üblich senkte er den breiten Schädel und schnaufte: »Ich weiß, Sie haben recht. Aber das geht nun wirklich zu weit, oder? Der Senat schaltet sich ein, die Kanzlerin hat mich angerufen. Der Alexandermord, wie er seit neuestem genannt wird, entpuppt sich als ein internationaler Scheiß. Und wir müssen ihn fressen.«
    Wenn Spinner in die Fäkalsprache fiel, zeigte er sein wahres , hedonistisches Gesicht und wurde zu dem, der er war. Ein fetter Mann, der keine Lust hatte, dass sein geruhsames Leben gestört wurde, ein Mann, der nicht auf den Mund gefallen war. Ein Mann, der sich mit Elvira bestens verstand.
    » Ein Bonbon habe ich für Sie«, sagte sie.
    » Ich höre.«
    » Wir wissen aus Erfahrung, dass die Personen, die eine Untat filmen, sehr nervös sind, was man immer am Ergebnis sieht. Wir bekamen viele Handyfilmchen nach dem Alexandermord. Am liebsten hätte ich gekotzt. Anstatt zu filmen, hätten sie dem Opfer helfen sollen.«
    » Alle verwackelt.«
    » Sie sagen es. Verwackelt oder unscharf. Wir haben alle diese Bilder analysiert. Etwas Grausiges geschieht, es wird gefilmt, und unversehens landet der Blick der Kamera auf den Füßen des Filmenden oder wer weiß wo. Wir kennen das von den Nine-Eleven-Filmen, oder? Und wir kennen die perfekten, scharfgestellten und seelenruhig gefilmten Aufnahmen, bei denen sich jeder fragt, warum die Filmenden den perfekten Ausschnitt hatten, damit alles aussah wie in einer Hollywoodproduktion und die Kameras schon liefen, bevor das Unglück geschah.«
    » Richtig, Frau Kreidler«, antwortete der Oberstaatsanwalt, der Elviras Meinung zu den Sprengungen der Zwillingstürme am 11. September tolerierte, obwohl sie

Weitere Kostenlose Bücher