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Mein ist dein Tod

Mein ist dein Tod

Titel: Mein ist dein Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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Jugendzimmer, um in ein paar Stunden das Wochenende bei einem gemeinsamen Frühstück mit Mama, Papa oder Freundin zu beginnen.
    Das begriff Lena, während ihr Herz pochte, und das machte es umso schlimmer. Die Normalität, in der sich diese Täter verkrochen wie Maden in warmes behagliches Fleisch.
    » Wir wollten das nicht«, sagte einer der beiden, er war strohblond und wirkte erstaunlich intelligent.
    » Das war Scheiße, aber ein Unfall«, sagte der zweite, der dunkle Haare hatte und manchem Mädchen den Kopf verdrehen würde.
    Beide waren weder Punks noch wirkte sie wie Asoziale.
    Und beide waren nicht bereit zu sterben.
    Warum auch? Sie waren jung, hatten noch mindestens 70 Jahre vor sich, vielleicht ein paar Jahre Jugendknast, wenn es nicht sogar auf Bewährung hinauslief, danach war das Leben wieder sexy. Und jetzt waren da diese junge Frau und dieser Kerl, der ihnen sagte, was sie falsch gemacht hatten.
    Lena hatte Angst vor der Konsequenz, doch sie erinnerte sich, wie mutig Max gewesen war.
    Nun würde sie ihm erneut beweisen, dass auch sie eine Löwin sein konnte, die das Wild schlug, um ihren Rachehunger zu stillen.
    »Wir verlieren Zeit«, flüsterte Max. »Jeden Moment kann jemand auf den Parkplatz kommen.«
    » Bitte nicht schießen«, begann der Blonde zu betteln. »Bitte, bitte nicht.«
    » Nicht weh tun, nein, nicht weh tun«, sabberte der Schwarzhaarige.
    Maximilians Eile hatte auf sie eine grauenvolle Wirkung. Es gab keine Zeit, um viel zu reden, sich herauszureden. Wenn die Strafe direkt bevorstand, wenn es keine Zeit mehr gab, um sich darauf vorzubereiten, war der Schock immens. Wie eine Hinrichtung direkt nach dem Urteilsspruch.
    Kinder. Kinderstimmen. Kinderweinen!
    Kinder, die eine alte Frau für dreißig Euro ermordet hatten. Mit einem teuren Anwalt würde man dem Opfer unterstellen, es habe sowieso gekränkelt, Oma wäre sowieso gestorben, vermutlich war es ein Herzanfall, weil sie sich erschreckt hatte, der Tod sei vom Sturz gekommen und überhaupt seien das doch sehr freundliche Burschen, die keiner Fliege etwas zuleide tun konnten. Schließlich war nicht zu beweisen, wer von beiden für den tödlichen Tritt, falls es einen gab, zuständig war. Zwischen einem blauen Fleck und dem Tod lag bekanntermaßen nur ein kleiner Schritt, aber der Unterschied zwischen Freiheit und Gefängnis. Nicht selten machten Anwälte die Opfer zu Tätern, indem sie ihnen nachsagten, sie hätten die Schlägertruppe provoziert, was besonders obszön war, aber vom Richter bewertet werden musste. Wer provozierte, weil er gerade einen Anfall von Lebensmüdigkeit hatte, durfte sich nicht wundern, wenn er mal eben totgeschlagen wurde, nicht wahr?
    So polemisch Lena ihre eigenen Gedanken empfand, so wahrhaftig war ihre Verbitterung. Sie hatte gesehen, wie Deniz gestorben war. Einfach so gestorben. Vor einer Minute noch lebensfroh, in der nächsten tot.
    Die Jungen schluchzten wie Kleinkinder und als Lena das Messer aus der Handtasche zog, roch es bedenklich nach Ausscheidungen. Sie machten sich in die Hose. Beide. Es war ekelhaft.
    Lena blickte Max an. Sie wollte nur noch weg.
    Kalt sagte sie: »Knall sie ab!«
    Max blinzelte verwundert, dann begriff er und verzog den Mund. Er drückte dem Blonden die Waffe an die Stirn , und nun war es um dessen Würde vollends geschehen. Sabber rann ihm aus der Nase über die Lippen, Schweiß tropfte aus nassen Haaren.
    Sein Mitstreiter fiel hintenüber, direkt in seine Hosenfüllung, rollte sich auf die Seite, winselte und heulte, kroch wie eine Schnecke in sich zusammen, zog die Beine an die Brust und steckte den Daumen in den Mund.
    »Bumm!«, sagte Max. Dann richtete er die Waffe auf den Dunkelhaarigen, der noch nicht begriffen hatte, dass er überleben würde. »Und BUMM!«
    Dann gingen sie.
    Und ließen zwei Kinder mit ihren künftigen Albträumen alleine.

31
     
    Donald Stark ächzte unter der Latissimusmaschine, dann war auch dieser Satz beendet. Immer noch etwas mehr, bis es schmerzte. Nur dann brachte es Erfolg. Er erhob sich langsam und geschmeidig und dehnte seine Muskeln. 1,87 groß, 100 Kilogramm, Körperfettanteil schlappe 12 Prozent. Er konnte sich sehen lassen.
    Donald war keiner, der seinen Körper aus Eitelkeit formte, sondern das Kind eines Sportlehrers, der seinen Sohn stets darauf hingewiesen hatte, der Körper sei ein Gefäß, welches er zu pflegen hatte. Da Donald viele Jahre seines Lebens damit verschwendete, seinem Vater gefallen zu wollen, trainierte er

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