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Mein ist dein Tod

Mein ist dein Tod

Titel: Mein ist dein Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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politisch unkorrekt waren.
    » Der Alexandermord, den RTL bekam, der verdammte Film, der weltweit lief und auf YouTube 5 Millionen Klicks hatte, bevor er auf unser Betreiben hin gelöscht wurde, ist klar gefilmt, ohne Wackelei, ganz cool. Und vor allen Dingen: Er folgt dem Täter, bevor dem Filmenden bewusst sein konnte, was geschehen würde. Warum sollte jemand einen Mann mit Bart filmen, sich auf ihn konzentrieren, ohne zu wissen, was er tun würde?«
    » Okay?«
    » Die Überwachungskameras am Alex zeigen eine Frau mit Kopftuch und Sonnenbrille. Wir haben die Bilder analysiert. Sie hat mit dem Täter zusammengearbeitet. Sie sollte die Tat filmen.«
    Spinner hob die buschigen Brauen in die Höhe. »Und wer ist sie?«
    » Wissen wir noch nicht. Auf dem Film hört man sie keuchen und weinen, mehr nicht. Und man hört, dass der Täter die Cafégäste beschimpft und etwas von einem letzten Knopf faselt.«
    » Sie werden die Frau finden, oder?«
    » Selbstverständlich.«
    » Und bitte, vergessen Sie nicht diesen unangenehmen Mord an den zwei jungen Männern, die einsitzen sollten.«
    » Selbstverständlich.«
    Spinner schob sich wie eine fleischige Made über den Schreibtisch. »Mal ganz ehrlich, Elvira ...«
    » Ja?«
    » Lieben Sie Ihren Job noch?«
    » Warum?«
    » Wenn ich Sie wäre, würde ich abhauen. Die Uni Stuttgart hat Ihnen eine Professur angeboten, was für Sie ein Leben in Frieden bedeutet und mehr Geld, als sie hier verdienen. Sie haben zwei Mordfälle am Hals ... also um ehrlich zu sein ...«
    Elvira lehnte sich zurück. »Fangen Sie bitte nicht an, ehrlich zu sein. Das verkrafte ich nicht.«
    Spinner verzog das Gesicht, erhob sich, schnaufte, zog seine Anzugjacke zurecht und sagte: »Kriegen Sie das Arschloch. Das ist wichtiger, als den Mörder der beiden Jungen zu fassen. Schnappen Sie diesen Hippie. Bevor Frau Merkel mir den Kopf abreißt.«
     

30
     
    Tage später waren Max und Lena enttäuscht.
    » Was muss man in diesem Land tun, damit man gehört wird?«, fragt er missmutig.
    Sie waren in Lenas Wohnung. Zu klein für zwei, sehr feminin.
    » Ziehe zu mir«, sagte er.
    » Wir werden das Richtige tun«, antwortete sie, ohne näher darauf einzugehen. Heute würde sie nicht entscheiden, so sehr sie ihn auch liebte.
    » Verdammt, was soll man machen?«, schimpfte er wieder los, als hätte er seine Frage vergessen, was vermutlich auch so war. »Lass uns hier abhauen. Gehen wir durch die Stadt. Oder irgendwohin. In einen Park.« Er starrte sie an und in seinen Augen stand eine ernüchternde Blindheit. »Ich brauche Weite!«
    Sie schmiegte sich an ihn. »Was ist mit dir?«
    » Mein Mord«, fuhr er auf, machte sich von ihr frei und stand unter Spannung, »ist jetzt schon wieder vergessen. Er wird unterdrückt. Von einem Tag zum anderen hören die Medien auf, darüber zu berichten, als hätten sie alle einen Befehl bekommen. Das YouTube-Video wurde entfernt, wie ich voraussagte. Und das Ausland? Still ruht der See. Was soll ich noch tun, damit man begreift? Ich habe den Beweis erbracht, dass alle Menschen auf ihre Art Mörder sind. Aber ich wollte mehr. Ich wollte, dass es weltübergreifend ist.«
    Er ließ sich auf einen altmodischen Knautschsack fallen, kuschelte sich hinein und starrte an die Decke. »Warum tue ich das alles, wenn es nicht beachtet wird? Ich habe einen Sturm im Wasserglas entfacht.«
    Lena stand hilflos vor ihm. Schließlich entschloss sie sich zu einem mutigen Schritt und sagte : »Dann setz noch einen drauf.«
    » Wie?« Er starrte sie an. Sein Gesicht war hohl.
    » Töte noch einmal und warte ab, was dann geschieht.«
    Er sprang auf. Wie ein kleiner Junge, den eine neue Idee motivierte. »Du meinst ...?«
    » Wiederhole es! Töte noch einmal. Ich erinnere mich, dass du das sowieso geplant hattest, wenn du nicht erfolgreich wirst. Aber das scheint sich geändert zu haben.«
    »Ich möchte kein Mörder sein. Es ist ein grausamer Akt.«
    »Kannst du wirklich ruhig schlafen und dir sagen: Ich habe nichts bewirkt?«
    Er sank vor ihr auf die Knie.
    »Und das machst du mit?«
    » Kannst du weiterleben, ohne es zu tun?«
    » Ich könnte, oh ja. Ich brauche das nicht mehr, Liebste. Die Menschen haben mir bewiesen, was ich wissen wollte, sie haben ihre Lehre erhalten. Und du hast mir bewiesen, wie sehr du mich liebst. Was sollte ich mit mehr wünschen?«
    » Die Wahrheit!« Lenas Stimme klang hart und sie wunderte sich darüber.
    » Mag sein. Aber diese Wahrheit ist gefährlich. Sie könnte

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