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Mein Ist Die Nacht

Mein Ist Die Nacht

Titel: Mein Ist Die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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Georg, der vor dem
Rechner saß. Georg Brackwede war Ende dreißig, hatte zu
lange und ungepflegt wirkende Haare und trug eine Brille. Der
weiche Stoff seines Pullovers spannte sich über einem
imposanten Bierbauch.
    »Das haben wir
auch schon herausgefunden«, erwiderte Micha und zog sich
einen Stuhl heran, um sich falsch herum darauf niederzulassen.
»Sie war als Model tätig und hat wohl auch erotische
Fotos machen lassen - sehr zum Unmut ihres Liebsten, wie du dir
vorstellen kannst.«
    Georg nickte.
»Naja, sie hat schon einige scharfe Bilder von sich auf der
Festplatte. War ein hübsches Ding, euer Opfer. Schade drum.
Nun denn, wenn ihr mögt, drucke ich euch die Fotos
aus.«
    »Nicht
nötig«, sagte Micha schnell. »Uns interessiert, wo
sie sich im Internet bewegt hat.«
    »Natürlich
hat sie Kontakt zu einigen Fotografen aufgenommen. Es gibt
unzählige Mails.«
    »Bingo«,
freute sich Micha und zwinkerte Franka verschwörerisch zu.
»Jetzt haben wir eine echte Spur!«
    »Freu dich nicht
zu früh«, warnte ihn seine Kollegin. Franka vergrub die
kalten Finger in den Taschen ihrer gesteppten Winterjacke. Sie fror
immer noch und hoffte, sich keine Erkältung einzufangen. Das
konnte sie jetzt am wenigsten gebrauchen. Sie wandte sie an Georg.
»Wie sieht es aus mit den Foren? Hat sie viel
gechattet?«
    »Allerdings.«
    »Aber die
einzelnen Beiträge kann man nicht mehr lesen, wenn man den
Verlauf betrachtet«, brummte Micha.
    »Du kannst es
nicht«, grinste Georg. »Und Franka kann es auch nicht.
Aber das unterscheidet uns eben voneinander. Ich verdiene Geld
damit, dass ich so ziemlich alles rekonstruieren kann, was jemals
mit dieser Kiste hier veranstaltet wurde.« Georg klopfte mit
den Knöcheln seiner rechten Hand auf das graue Gehäuse
des PCs.
    »Dann sag mir,
um was es in den Chats ging.«
    »Chats lassen
sich nur über die Betreiber der Internetforen rekonstruieren,
nicht über den Rechner, da bin auch ich machtlos und muss mich
erst mit den Betreibern der Foren in Verbindung
setzen.«
    »Dann sag den
Forenbetreibern einen schönen Gruß von uns, sie sollen
alles ausspucken, was interessant für uns ist«, konterte
Micha.
    »Und ich will
einen Ausdruck aller Chats, den Verlauf und die verdammten Fotos,
die sie im Umlauf hatte.« Franka wandte sich zum Gehen.
»Und Datensicherungen aller Filme. Sie hatte Filme drauf, hab
ich recht?« Jetzt grinste sie wissend. An seinem
Gesichtsausdruck erkannte Franka, dass Georg die Sexfilme bereits
entdeckt - und wohl auch gesichtet - hatte.
    »Alle?«
Georg stand auf. Eine steile Falte stand auf seiner hohen Stirn.
»Das dauert Tage, bis alles ausgedruckt ist. Die Kiste hat
'ne Ein-Terrabyte-Festplatte, da ist Einiges
drauf.«
    »Dann sag der
Festplatte und deinem Drucker, sie sollen sich gefälligst
beeilen.« Damit war Franka draußen. Sie brauchte
dringend einen heißen Kakao aus dem Automaten. Im Büro
angekommen, telefonierte Micha bereits mit der
Rechtsmedizin.
    »Ich muss
nochmal los«, murmelte er und streifte die Jacke wieder
über. »Die Obduktion von Mandy Klimmek beginnt gleich;
ich hole Adler von der Staatsanwaltschaft ab und fahre mit ihm zur
Uniklinik.«
    Die Rechtsmedizin war
in der Düsseldorfer Uniklinik untergebracht; und das Gesetz
wollte es so, dass der Leiter der Mordkommission und der
ermittelnde Staatsanwalt bei der Sezierung der Leiche anwesend
waren. Gemeinsam mit den beiden Gerichtsmedizinern, die die
Obduktion vornahmen, konnten sie ihren Wissensstand ergänzen.
Dennoch sah Franka ihrem Kollegen an, dass er sich an diesem
ungemütlichen Vormittag andere Dinge vorstellen konnte, als
bei einer Obduktion zuzuschauen. Einmal hatte er ihr gestanden,
dass ihm dabei regelmäßig schlecht wurde, und sie hatte
ihm versprechen müssen, niemandem davon zu
erzählen.
    Die Zeit bis 18 Uhr
verging nach Frankas Geschmack viel zu schnell. Nachdem sie
Stüttgen »viel Spaß« gewünscht hatte,
war Micha brummend aus dem Büro verschwunden. Franka
telefonierte mit den Kollegen der Sitte; dort war Bernd Wiesinger
in der Tat kein unbeschriebenes Blatt mehr. Hauptkommissar Schimpf
sicherte ihr seine Unterstützung zu, sollte diese notwendig
werden.

 
    26
    18.00
Uhr
    Das Team rund um
Hauptkommissar Bever fand sich mit gespannten Mienen pünktlich
am runden Tisch im Büro des Chefs ein. Franka bemerkte gleich,
dass Krüger wieder fehlte. Nur Zielke und Ricken saßen
mit ihnen am Tisch. Auch die Kollegen des Hagener KK 11
glänzten durch Abwesenheit. Micha Stüttgen

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