Mein Ist Die Nacht
war vor
wenigen Minuten aus Düsseldorf zurückgekehrt. In seiner
Begleitung befand sich Staatsanwalt Adler, der immer wieder diskret
auf das Ziffernblatt seiner Armbanduhr schielte. Vermutlich wartete
seine Frau mit dem Abendessen auf ihn.
»Und?«,
fragte Bever in die Runde. »Wie ist der Stand der
Dinge?«
Sebastian Frank zuckte
die Schultern und tauschte einen unsicheren Blick mit Björn
Hassner, seinem Teamkollegen. Dann räusperte er sich.
»Wie heute Morgen besprochen, haben wir uns mit den Hagenern
noch einmal die Wohnung von Thomas Belter zur Brust genommen. Und,
um offen zu sein, haben wir dort keinen relevanten Hinweis auf die
beiden Morde gefunden. Allerdings gab es ein handgeschriebenes
Telefonverzeichnis, das uns die Kollegen zur Verfügung
gestellt haben. Die Liste werden wir morgen abarbeiten. Vielleicht
befindet sich unter den Einträgen jemand, der uns einen
heißen Tipp geben kann.«
»Bei unserem
Besuch der besten Freundin des ersten Opfers konnten wir in
Erfahrung bringen, dass Thomas Belter mit einem gewissen Bernd
Wiesinger befreundet war, der offenbar im Milieu aktiv ist und auch
bei den Kollegen von der Sitte bereits auffallig wurde«, trug
Franka vor. »Details zu seiner Karriere
folgen.«
»Glaubst du an
einen Zusammenhang?« Bever hatte die Augen zu schmalen
Schlitzen verengt.
»Es würde
Sinn machen, da Mandy Klimmek ein, sagen wir, ausschweifendes Leben
führte und sehr offen für alles Mögliche gewesen
sein muss. Unsere IT-Spezialisten befassen sich mit dem PC der
Toten. Sobald die Festplatte gespiegelt und ausgewertet ist, werden
wir die von ihr geführten Chats rekonstruieren und so ableiten
können, ob sie sich mit ihrem späteren Mörder im
Internet verabredet hat.«
Frank fuhr fort:
»Die Befragung von Belters Nachbarn in Schwelm hat nicht
wirklich etwas ergeben. Die Anwohner sind … etwas schwierig.
« Frank grinste gewinnend, als er die missbilligende Miene
seines Vorgesetzten sah. »Aber möglicherweise steht
sogar der Name des Mörders in diesem kleinen
Buch.«
Bever wiegte den Kopf.
»Okay, bleibt da am Ball.« Ein Blick in die Runde.
»Weiter?«
»Die Wohnung der
Toten enthält für die Angestellte eines
Drogeriefachmarktes nichts Besonderes«, meldete sich jetzt
Franka zu Wort. »Nichts, was sie mit ihrem Einkommen nicht
bestreiten konnte. Die Möbel sind neu, aber nicht hochwertig,
im Grunde billig. Der Computer ist dagegen auf dem neuesten Stand,
und auch die Stereoanlange ist recht edel. Ansonsten aber hat sie
offenbar recht bescheiden gelebt.« Franka blätterte in
ihren Unterlagen. »Es gibt kein Fahrzeug, das auf ihren Namen
zugelassen ist.«
Bever stützte das
Kinn in die Hände. »Worauf willst du
hinaus?«
»Ich will damit
sagen, dass sie sich nicht aus finanzieller Not ausgezogen hat. Wie
wir wissen, war sie ja als Model für erotische Aufnahmen
tätig, wohl im semiprofessionellen Bereich. Ein Model verdient
in diesem Segment zwischen hundert und dreihundert Euro. Sie hat
diese Shootings offensichtlich nicht aus Geldnot gemacht, sondern,
weil sie Spaß daran hatte.«
Franka überlegte,
ob sie den Kollegen von dem selbst gedrehten Sexfilm erzählen
sollte, entschied sich aber dagegen. Das gehörte hier nicht
her, und sie wollte die junge Frau auch nicht mehr als nötig
diffamieren. Ihr tragisches Schicksal war schlimm genug, und
immerhin sprachen sie bei Mandy Klimmek von einem Mordopfer, das
auf grausamste Weise zu Tode gekommen war.
»Was ist, wenn
sie verschuldet war?«
»Wir haben ihre
Bankkonten geprüft und eine Schufa-Auskunft einholen lassen -
der entsprechende Beschluss liegt vor. Sie hatte einen kleinen
Kredit, mit dem sie wohl die erste Ausstattung ihres eigenen
Haushaltes finanziert hat. Das Darlehen ist aber fast komplett
getilgt, und das Konto war so gut wie nie überzogen. Ich frage
euch, Kollegen, was hat sie mit dem Geld, das sie sich nebenbei
verdiente,
gemacht?«
»Urlaub«,
rief Meilinghaus nun. »Was, wenn sie ein Faible für
teure Fernreisen hatte?«
»Dann
hätten wir darauf irgendwelche Hinweise in ihrer oder in
Belters Wohnung gefunden. Alte Tickets, Souvenirs, Fotoalben,
Ansichtskarten und solche Dinge. Aber nichts dergleichen ist uns
aufgefallen.« Micha schüttelte den Kopf.
»Tauchen
entsprechende Summen denn nicht auf ihren Kontoauszügen
auf?«, mischte sich nun auch Birgit Hanser ein.
»Nein, das ist
ja das Seltsame.« Wieder schüttelte Micha den Kopf.
»Ich habe mir ihre Wohnung genau angesehen.
Weitere Kostenlose Bücher