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Mein ist die Stunde der Nacht

Mein ist die Stunde der Nacht

Titel: Mein ist die Stunde der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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lebte, hatte Helen keine Feinde. Sie war mehrere Jahre mit einem Kollegen zusammen gewesen, aber der hielt sich in diesem Semester zu Fortbildungszwecken in Spanien auf.
    Vermisst oder tot? Jemand, der so wütend auf einen Hund eingedroschen hatte, würde auch bei einer Frau keine Gnade kennen, das wusste Sam. Ab jetzt begann der schwierige Teil der Untersuchung. Er würde damit in Helens Nachbarschaft und an ihrer Schule anfangen. Es gab schließlich immer die Möglichkeit, dass einer von diesen durchgeknallten Teenies, die heutzutage von den Schulen ausgespuckt wurden, aus irgendeinem Grund einen Hass auf sie kultiviert hatte. Ihrem Foto nach zu urteilen, war sie eine sehr attraktive Frau. Vielleicht hatte sich einer der Nachbarn verliebt und war zurückgewiesen worden.

    Er hoffte nur, dass es sich nicht wieder um eines von diesen Zufallsverbrechen handelte, die von einem Fremden an einer Fremden begangen wurden, die den einzigen Fehler gemacht hatte, zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort gewesen zu sein. Diese Art von Fällen war naturgemäß am schwierigsten zu untersuchen, und häufig blieben sie ungelöst, etwas, was er zutiefst hasste.
    Dieser Gedankengang brachte ihn unweigerlich auf Karen Sommers. Aber ihr Fall war nicht schwierig zu lösen, dachte Sam, er war nur schwierig zu beweisen.
    Karens Mörder war Cyrus Lindstrom, ihr Freund, dem sie vor zwanzig Jahren den Laufpass gegeben hatte – dessen war er sich sicher. Schon nächste Woche, wenn ich mein Pensionierungsgesuch einreiche, werde ich diesen Fall los sein, ging es ihm durch den Kopf.
    Und deinen Fall auch, dachte er, während er voller Mitgefühl das Foto der blauäugigen, rothaarigen Helen Whelan betrachtete, die jetzt offiziell als »vermisst, vermutlich tot« geführt wurde.

13
    LAURA HATTE EIGENTLICH vorgehabt, auszuschlafen und ihre Kräfte für das Mittagessen vor dem Spiel in West Point aufzusparen, aber als sie am Samstagmorgen wach wurde, überlegte sie es sich anders. Mit ihrem Ziel, Gordie Amory beim Dinner nach der Cocktailparty zu umgarnen, hatte sie nur mäßig Erfolg gehabt. Die Ehrengäste hatten zusammen an einem Tisch gesessen, und Jack Emerson hatte sich zu ihnen gesellt. Zunächst war Gordie ziemlich wortkarg gewesen, dann aber ein bisschen aufgetaut und hatte ihr schließlich sogar ein Kompliment gemacht. »Ich glaube, jeder Junge in unserer Klasse war irgendwann mal in dich verknallt, Laura«, sagte er.
    »Warum ›war‹?«, fragte sie neckisch.
    Seine Antwort klang viel versprechend: »Richtig, warum?«
    Dann brachte der Abend noch eine unerwartete Überraschung. Robby Brent verkündete, der Pay-TV-Sender HBO habe ihm ein Angebot für eine Sitcom gemacht, und das Drehbuch gefalle ihm. »Das Publikum hat langsam die Nase voll von diesen ganzen Realityshows«, sagte er. »Es möchte wieder lachen. Denkt nur an all die Komödienklassiker – I Love Lucy, All in the Family und so weiter. Das war noch echter Humor, und glaubt mir, echter Humor ist wieder im Kommen.« Dann sah er sie an. »Weißt du was, Laura, du
solltest dir die Rolle meiner Frau im Drehbuch mal ansehen. Ich habe das Gefühl, das könnte was für dich sein.«
    Sie war sich nicht sicher, ob er sie auf den Arm nehmen wollte, da Robby die Rolle des Komikers nie ganz abstreifte. Wenn er es aber ernst gemeint hatte und sie auf der anderen Seite mit Gordie nicht weiterkam, wäre das vielleicht eine weitere Chance, doch noch eine große Rolle zu ergattern – vielleicht ihre letzte Chance.
    »Die letzte Chance.« Unwillkürlich hatte sie es vor sich hin geflüstert. Die Worte versetzten sie in eine merkwürdige Stimmung, bereiteten ihr Unbehagen. Die ganze Nacht über schlief sie unruhig und träumte, beispielsweise von Jake Perkins, diesem aufdringlichen Grünschnabel von einem Reporter, der ihr die Liste mit den Mädchen überreicht hatte, die in Stonecroft immer beim Mittagessen zusammengesessen hatten und mittlerweile gestorben waren. Catherine und Debra und Cindy und Gloria und Alison. Fünf von ihnen. Sie träumte, dass er eine nach der anderen von der Liste strich, bis nur noch sie und Jeannie übrig waren.
    Unabhängig voneinander sind wir Alison verbunden geblieben, dachte sie, und jetzt sind wir die Einzigen, die noch leben. Obwohl wir in unserer Schulzeit nebeneinander wohnten, waren Jeannie und ich doch so verschieden, dass wir uns nie wirklich nahe standen. Sie ist einfach zu jedem nett. Sie hat sich nie über die Jungs lustig gemacht, so, wie wir es

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