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Mein ist die Stunde der Nacht

Mein ist die Stunde der Nacht

Titel: Mein ist die Stunde der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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taten.
    Hör auf damit!, befahl sie sich. Glaub nicht an einen Fluch oder an Hexerei. Du hast noch heute und morgen Zeit, dir das große Los zu angeln. Mit einem einzigen Wort aus seinen neu modellierten Lippen konnte Gordie Amory ihr die Rolle in der Serie von Maximum verschaffen. Und plötzlich hatte sich mit Robby Brent eine ganz neue Möglichkeit ergeben. Falls er sie mit dem Angebot nicht auf den Arm genommen hatte und sich tatsächlich für die Idee erwärmen konnte, sie mitspielen zu lassen, hatte sie eine echte Chance, den
Job zu bekommen. Und in Sachen Comedy bin ich gut, sagte sie sich. Verdammt gut sogar.
    Und dann gab es noch Howie – nein, Carter. Auch er könnte ihr manche Türen öffnen, wenn er wollte. Nicht in seinen eigenen Stücken – Gott bewahre. Nicht nur, dass sie alle bedrückend waren, man kapierte einfach nicht, worauf das Ganze hinauslaufen sollte. Dennoch, trotz seiner künstlerischen Obskurität besaß er nicht wenig Einfluss und könnte für ihre weitere Karriere nützlich sein.
    Ich hätte nichts dagegen, auf der Bühne einmal in einem richtigen Renner aufzutreten, dachte sie sehnsüchtig. Andererseits, nachdem Alison tot war, musste sie sich nach einem neuen Agenten umsehen.
    Sie warf einen Blick auf ihre Uhr. Es war Zeit, sich anzuziehen. Mit der Auswahl, die sie für den heutigen Tag in West Point getroffen hatte, lag sie genau richtig – das blaue Armani-Wildlederkostüm mit dem Halstuch von Gucci war ideal für den kühlen Tag, den der Wetterbericht prophezeit hatte. Die Außentemperatur sollte sich nur um die zwölf Grad bewegen.
    Diese ganzen Aktivitäten im Freien sind nicht meine Sache, dachte Laura, aber nachdem alle andern sich das Spiel unbedingt ansehen wollen, werde ich auch dabei sein.
    Gordon, ermahnte sie sich, während sie das Halstuch umband. Gordon, nicht Gordie. Carter, nicht Howie. Wenigstens war Robby immer noch Robby und Mark immer noch Mark. Und Jack Emerson, der Donald Trump von Cornwall, New York, war zum Glück nicht auf den Einfall gekommen, sich künftig Jacques zu nennen.
    Als sie kurz darauf den Speisesaal betrat, war sie enttäuscht, an der Ehrentafel nur Mark Fleischman und Jean zu erblicken.
    »Ich trinke bloß einen Kaffee«, erklärte Jean. »Ich bin mit einer Freundin zum Frühstück verabredet. Ich sehe euch dann später beim Mittagessen.«

    »Bist du bei der Fahnenparade und dem Spiel dabei?«, fragte Laura.
    »Ja.«
    »Ich war fast nie dort«, sagte Laura. »Im Gegensatz zu dir, Jeannie. Du hast dich ja schon immer für Geschichte interessiert. Ist nicht einer von den Kadetten, den du näher gekannt hast, kurz vor unserer Abschlussfeier tödlich verunglückt? Wie hieß er gleich wieder?«
    Mark Fleischman nahm einen Schluck Kaffee und beobachtete, wie Jeans Miene sich verdüsterte. Sie zögerte, und er presste im letzten Augenblick die Lippen zusammen. Fast hätte er an ihrer Stelle geantwortet. »Reed Thornton«, antwortete sie. »Kadett Carroll Reed Thornton jr.«

14
    FÜR ALICE SOMMERS war es immer die schwerste Woche des Jahres: die Woche, die dem Todestag ihrer Tochter vorausging. Dieses Jahr war es besonders schlimm gewesen.
    Zwanzig Jahre, dachte sie. Zwei Jahrzehnte. Karen wäre jetzt zweiundvierzig. Sie wäre Ärztin, wahrscheinlich Kardiologin. Das war ihr Ziel, als sie angefangen hatte, Medizin zu studieren. Sie wäre wahrscheinlich verheiratet und hätte Kinder.
    In Gedanken sah Alice Sommers die Enkel vor sich, die sie nie gehabt hatte. Der Junge, groß und blond wie Cyrus – sie hatte immer geglaubt, dass er und Karen am Ende wieder zueinander finden würden. Das Einzige, was sie an Sam Deegan wirklich aufregte, war seine unerschütterliche Überzeugung, dass Cyrus der Mörder von Karen war.
    Und die Enkelin? Sie hätte bestimmt wie Karen ausgesehen, dachte Alice, zierlich, mit blaugrünen Augen und pechschwarzen Haaren. Aber natürlich konnte sie das nicht mit Bestimmtheit wissen.
    Herr, dreh die Zeit zurück. Mach diese schreckliche Nacht ungeschehen! Dieses Gebet hatte sie im Lauf der Jahre tausende Male gemurmelt.
    Sam Deegan hatte gesagt, er glaube nicht, dass Karen aufgewacht sei, als der Mörder ihr Zimmer betreten hatte. Aber für Alice war es eine offene Frage geblieben. Hatte sie die
Augen geöffnet? Hatte sie seine Anwesenheit gespürt? Hatte sie seinen Arm erblickt, der sich über sie erhob? Hatte sie die furchtbaren Messerstiche gespürt, die ihr Leben auslöschten?
    Das waren Dinge, über die sie mit Sam reden

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