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Mein Koerper und ich - Freund oder Feind

Mein Koerper und ich - Freund oder Feind

Titel: Mein Koerper und ich - Freund oder Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanne Seemann
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kann.
    Der Begriff bzw. die Diagnose der Alexithymie stammt denn auch aus der Psychoanalyse und dient letztendlich dazu, diese Patienten sich erst gar nicht auf die Couch legen zu lassen.
    Nun finden sich aber gerade unter den Patienten mit psychosomatischen Störungen viele von ihnen – und das ist leicht zu erklären. Wenn wir gehört haben, dass diese Menschen nicht in ihren eigenen Innenräumen wohnen – in die Innenräume anderer Menschen gehen sie dagegen gern hinein, es gibt unter ihnen auch nicht wenige Psychotherapeuten –, dann fragen wir uns doch: Wo halten die sich denn auf? Draußen! In der Welt, bei der Arbeit, bei anderen Menschen, bei Problemen, die gelöst werden wollen – bei allem, was sich da draußen eben so abspielt. Und damit sind sie erfolgreich! Und das kann man sehen! Und sie passen gut in unsere Gesellschaft, die auf sichtbaren Erfolg programmiert ist. Und das wissen sie selbst! Sie würden niemals auf die Idee einer Psychotherapie kommen – für andere schon, aber für sie selbst? Erfolg ist nicht therapiebedürftig – da braucht sich der psychoanalytische Kollege erst gar nicht zu fürchten, dass so jemand um Therapie nachsucht.
    Was soll daran falsch sein? – fragt da der Alexithymiker.
    Versuchen wir eine Antwort. Solang alles gut geht: überhaupt nichts. Weil er allerdings nicht merkt, wie es ihm geht, ob er einen anderen Menschen liebt oder verabscheut, was er mag oder nicht, ist eine solche psychische Verfassung auf Dauer kein Erfolgsrezept, weil eine wichtige »andere Hälfte« fehlt. Der oben erwähnte Mann mit seiner »besseren Hälfte« hatte es gut – so eine Beziehung ist ein echtes Ergänzungsmodell.
    Die (fast) ausschließliche Orientierung auf die konkrete Außenwelt hindert ihn daran zu merken, wie es in ihm aussieht, wie es ihm geht – hindert ihn auch daran zu merken, was ihm fehlt, was er von Fall zu Fall brauchen (würde). Sein Körper hat zumindest von ihm keine Störungen zu erwarten – außer natürlich, er wird wie eine Maschine, nicht selten sogar wie eine Hochleistungsmaschine behandelt. Wenn der Körper selbst aber mal Probleme mit seinem Besitzer hat, dann hat er schlechte Karten. Dieser Mensch ist es nämlich nicht gewöhnt, auf leise Signale aus seinem Inneren zu hören. Deshalb wird der Körper massive Störungen senden, gewissermaßen sehr laute Hilferufe – oft sind es Schmerzen –, die der Betroffene nicht überhören kann. Da der Körper meist eine Störung schickt, die den Menschen in seinen gewohnten Tätigkeiten unterbricht oder diese überhaupt verhindert, ist der Betroffene davon auch wirklich sehr betroffen – und trägt das Problem sogleich zu einem Arzt, der, nach getaner Diagnostik, nur selten auf die Idee kommt, es könnte sich um eine psychosomatische Störung handeln. In einem solchen Fall werden fast immer Medikamente oder auch Operationen in den Blick genommen, weil der kranke Mensch gar nicht auf die Idee kommen kann , sein Körper wolle ihm etwas mitteilen. So etwas wie Körpersprache aus seinem Inneren kennt er nämlich nicht.
    Falls es Ihnen aufgefallen ist – ich spreche bei der Gefühlsblindheit beharrlich in der männlichen Form –, es handelt sich dabei nämlich (nicht nur, aber meistens) um Männer. Nun können wir uns in der psychosomatischen Therapie eines solchen Menschen allerdings nicht leisten, ihn als gefühlsblind und nicht therapierbar, weil nicht zugänglich, abzustempeln – er braucht nämlich Hilfe. Und zwar sofort und schnell. Schauen wir uns sein angenommenes Defizit – keinen Zugang zu sich selbst – einmal von der positiven Seite her an, dann können wir, wie gesagt, feststellen, dass er etwas sehr gut kann: nach außen schauen und auf die Außenwelt sachgerecht reagieren. Das hat er gelernt. Man könnte diese Wahrnehmungsorientierung nach außen auch als eine durchgängige Angewohnheit bezeichnen, die von Erfolgen in der Außenwelt begünstigt und aufrechterhalten wird. Wenn nun aber eine Stimme aus einer anderen Richtung, zum Beispiel ein Körpersymptom, Aufmerksamkeit fordert, sollte es doch möglich sein, einfach die Wahrnehmungsrichtung zu ändern! Genau das ist die erste Aufgabe der Therapie: »Hören Sie hin!«
    Die Entspannungsübung auf der CD, kombiniert mit der Ungehorsamkeits-Regel, ist ein einfacher Zugang zum Körper und zu sich selbst, der auch für einen Menschen geeignet ist, der sich sonst immer nur »draußen« in der konkreten Welt herumtreibt.
    Wir können nämlich davon

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