Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mein Leben

Mein Leben

Titel: Mein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Clapton
Vom Netzwerk:
wisse, wie sie zu beheben wären. Ich war verblüfft und wütend zugleich. Wie war diese Person an meine Nummer gekommen, und woher hatte sie die privaten Informationen über mich? Von da an rief sie ziemlich regelmäßig an und gab mir groteske Ratschläge, wie ich Pattie wieder zurückholen könnte, und ich, was hatte ich schon zu verlieren, folgte ihr aufs Wort. Ich ahnte ja nicht, in was ich da hineingeriet.
    Als Erstes sollte ich ein Bad in einer bestimmten Kräutermischung nehmen, dem ich wie das Ungeheuer der schwarzen Lagune entstieg. Nach und nach wurden die Rituale komplizierter und richtig unheimlich. Zum Beispiel sollte ich mir um Mitternacht einen Finger aufschneiden, das Blut auf ein Kreuz schmieren, auf dem Patties und mein Name geschrieben stand, und dazu bizarre Beschwörungsformeln murmeln. Hinterher rief ich aufgeregt und voller Erwartung Pattie an, um zu sehen, ob sich ihr Verhalten mir gegenüber geändert habe, und wurde natürlich jedes Mal enttäuscht.
    Die Frau am Telefon hatte eine verständnisvolle Art und erklärte mir schließlich, der Zauber werde nur wirken, wenn sie mich persönlich treffen und die »Sitzungen« auf eine höhere Ebene führen könne. Ich wusste, es war Wahnsinn, aber ich dachte immer noch: »Was kann es schon schaden?« Die Frau sah reichlich sonderbar aus, sehr dick, mit knallroten Haaren, und sie erklärte mir, um den Zauber abzuschließen, müsse ich Sex mit einer Jungfrau haben. »Wo bekomme ich in New York eine Jungfrau her?«, fragte ich, und sie antwortete: »Ich bin Jungfrau.« Weiß der Himmel, warum ich jetzt nicht weggelaufen bin. Das wäre das einzig Richtige gewesen, aber ich war betrunken und verzweifelt und gab mich immer noch der Illusion hin, eine Aussöhnung mit Pattie wäre die Lösung aller Probleme, und so zog ich auch diese Sache durch. Es war demütigend, und ich bin danach weggelaufen, aber da war der Schaden schon angerichtet.
    Ich floh nach L.A., um Songs für ein neues Album aufzunehmen, das in Zusammenarbeit mit Phil Collins und Tom Dowd entstehen sollte. Ich hatte Tom gebeten, als Koproduzent mitzumachen, weil ich mir nicht sicher war, ob Phil meinen musikalischen Hintergrund gut genug kannte, und mir deswegen die Arbeit allein nicht ganz zutraute. Mit Tom an der Seite war mir um die Produktion nicht bange. Wir arbeiteten in den Sunset Sound Studios in Hollywood. Die Band bestand aus mir an der Gitarre, Phil am Schlagzeug, Greg Phillinganes am Keyboard und Nathan East am Bass. Die Bläser – Michael Brecker am Saxophon, Randy Brecker und Jon Faddis an den Trompeten und Dave Bargeron an der Posaune – wurden in New York dazugemischt, und Tina Turner und ich nahmen live das Duett zu »Tearing Us Apart« auf.
    Ich war bei den Sessions immer betrunken und kann mir heute gar nicht mehr vorstellen, wie ich das durchgestanden habe. Nigel hatte uns ein Haus am Sunset Plaza gemietet, und dort trank und kokste ich bis ungefähr sechs Uhr morgens. Gegen elf ging ich ins Studio und schaffte es irgendwie, den Tag über nüchtern zu bleiben. Das heißt, von Mittag bis etwa sechs Uhr abends versuchte ich zu arbeiten, gab verkatert mein Bestes, bis ich sagen konnte: »Okay, das war ein guter Tag. Schluss für heute.« Dann fuhr ich zu der gemieteten Villa zurück und machte mich wieder über Koks und Alkohol her. Ich schlief praktisch überhaupt nicht mehr. Natürlich gab ich mir alle Mühe, meine Trinkerei vor den anderen zu verheimlichen – vergeblich, wie sich herausstellte. Nigel hatte mir einen Mietwagen besorgt, der kein richtiges Kennzeichen hatte, und einer aus dem Team hatte, ohne dass ich es mitbekam, dort ein Pappschild mit der Aufschrift CAPTAIN SMIRNOFF angebracht.
    In den Monaten vor Loris Niederkunft war ich zu der Erkenntnis gelangt, dass dieses Kind das Einzige in meinem Leben war, dem ich noch etwas Gutes abgewinnen konnte, und so hatte ich einige Versuche unternommen, meine Beziehung zu ihr wiederherzustellen. Nach den Aufnahmearbeiten in L.A. besuchte ich sie ein paarmal in Mailand, und schließlich, wenige Wochen vor der Geburt, kam sie nach London zurück. Sie fand, da ich Engländer war, sollte das Baby auch in England geboren werden. Ich mietete ihr ein kleines Haus in Chelsea und besuchte sie dort täglich.
    Conor wurde am 21. August 1986 im St. Mary’s in Paddington geboren. Sobald ich hörte, dass bei Lori die Wehen eingesetzt hatten, eilte ich ins Krankenhaus, entschlossen, bei der Geburt dabei zu sein, und zugleich voller

Weitere Kostenlose Bücher