Mein Leben
mit der Schule fertig war, stand für sie fest, dass sie nie mehr arm sein wollte. Sie ging nach Rom, um als Model und beim Fernsehen Karriere zu machen, und tatsächlich hatte sie schon als Zwanzigjährige diverse Rollen in Filmen und Sitcoms und war die Freundin des internationalen Waffenhändlers Adnan Khashoggi. Als ich sie sieben Jahre danach kennenlernte, war sie in ganz Italien bekannt als Star der beliebten wöchentlichen TV-Show Drive-In , des italienischen Gegenstücks zu Rowan & Martin’s Laugh-In . Mit ihren langen dunklen Locken, ihrem kräftigen Knochenbau und ihrer üppigen Figur war sie eine echte südländische Schönheit, und ich war auf der Stelle hingerissen.
Lori besaß eine starke Persönlichkeit, sehr selbstbewusst und sinnlich, und ich fühlte mich durch ihr Interesse geschmeichelt. Zwischen uns stoben die Funken, wie es nur geschieht, wenn zwei Menschen sich zum ersten Mal begegnen. Aber es war auch sehr spielerisch, etwas, das aus meiner Beziehung mit Pattie völlig verschwunden war. Als ich nach Ende der Tour zu ihr nach Hause kam, unternahmen wir einen weiteren halbherzigen Versuch, unsere Ehe wieder zu beleben, aber es ging einfach nicht mehr. Meine Gedanken waren woanders, und nach einigen Tagen erklärte ich Pattie, dass ich sie verlassen wolle. Ich habe in Italien eine Frau kennengelernt, und ich wolle zu ihr. Ich war wie eine Flamme im Wind, ließ mich haltlos hin und her werfen, ohne Rücksicht auf die Gefühle anderer und auf die Folgen meines Handelns. Ich hatte mir erfolgreich eingeredet, dass dies nun (ich war gerade vierzig geworden) meine Midlife-Crisis sei, und hatte damit für alles eine Erklärung.
Ich tauchte unangemeldet bei Lori in Mailand auf und erzählte ihr, ich habe Pattie verlassen und wolle jetzt mit ihr zusammenleben. Es war schon komisch, aber sie zuckte nicht mal mit der Wimper. Ihre Einstellung war: »Zieh bei mir ein, und dann sehen wir mal, wie weit wir kommen.« Das war ein außerordentlicher Augenblick für mich, denn nachdem ich es bis dorthin gebracht hatte, dachte ich: »Ich fange mein Leben hier in Italien noch einmal ganz von vorne an, ohne jede Vorstellung davon, wohin es sich entwickeln könnte.«
Wir lebten eine Weile in Mailand, wo Lori gerade eine neue Karriere als Modefotografin startete. Sie hatte begonnen, für große Modehäuser wie Versace und Armani zu arbeiten, und durch sie lernte ich die Familie Versace kennen, insbesondere Paul Beck, den Mann von Donatella. Ein großer Fan von Gianni war ich auch schon vorher gewesen. Ich kaufte mir seine Sachen schon seit langem und hielt ihn für den besten Modemacher der Welt. Seine Ideen waren revolutionär und gleichzeitig einfach. Ich hatte Giorgio Armani und Gianni beide gern, aber zu dieser Zeit war Gianni für mich der Rock’n’Roll-Schneider schlechthin.
Eine Zeit lang war ich Loris Modell und ließ mich von ihr fotografieren. Als unsere Beziehung sich weiterentwickelte, begannen wir über gemeinsame Kinder zu sprechen. Ich erzählte ihr, ich hätte mir schon immer Kinder gewünscht, aber Pattie und ich hätten es einfach nicht zuwege gebracht. Wir zwei, sagte ich zu Lori, würden garantiert perfekte Babys machen. Im Rückblick erscheint mir das als kindischer Unsinn, aber damals kam es mir vollkommen vernünftig vor. Sie stimmte mir zu und sagte, sie werde keine Verhütungsmittel mehr nehmen.
Die Fassade begann zu bröckeln, als wir nach Rom gingen, wo Lori ebenfalls eine Wohnung besaß. Als sie eines Tages ausging und mich dort allein ließ, schnüffelte ich in ihren Sachen herum, was sicher keine gute Idee war. In einem Schrank fand ich einen Stapel Fotoalben und fing an, darin herumzublättern. Sie waren voller Bilder von Lori mit berühmten Männern – Fußballern, Schauspielern, Politikern, Musikern und anderen irgendwie bekannten Leuten. Mir fiel auf, dass sie auf allen Fotos dieselbe Pose einnahm und immer dasselbe Lächeln zeigte, das eigentlich gar kein Lächeln war. Ich fühlte mich, als habe ich einen Schlag in die Magengrube bekommen. Mir wurde eiskalt, die Haare standen mir zu Berge. In diesem Augenblick wusste ich, dass aus uns nichts werden würde.
Am liebsten wäre ich auf der Stelle weggelaufen, aber ich dachte daran, wie viel ich bereits in Gang gesetzt hatte, das jetzt nicht mehr aufzuhalten war, vor allem natürlich das Gespräch mit ihr über gemeinsame Kinder. Und so legte ich diese Einsicht vorerst zu den Akten, als einen Grund, warum die Beziehung nicht von
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