Mein Leben
waren erfüllt von Liebe und einem tiefen Gefühl der Befriedigung, nicht über das, was ich erreicht habe, sondern eher über das, was mir gewährt wurde. Ich habe eine Familie, die mich liebt, eine Vergangenheit, für die ich mich nicht mehr schämen muss, und eine Zukunft, die voller Liebe und Lachen zu sein verspricht. Ich schätze mich sehr glücklich, das sagen zu können, denn mir ist durchaus bewusst, für viele Leute bedeutet das Alter das Ende aller angenehmen Dinge, den Beginn von Krankheit und Gebrechlichkeit und das Bedauern eines unausgefüllten Lebens. Vielleicht werde auch ich es einmal mit der Angst zu tun bekommen, aber zurzeit bin ich sehr glücklich. Missmutig werde ich nur, wenn ich bei der Arbeit das Gefühl habe, mich zu übernehmen, etwa wenn ich krank oder allzu müde bin. Das ist der Perfektionist in mir, und das war schon immer so. Sorgen um die Zukunft mache ich mir nur, wenn ich an meine Kinder denke. Mich bedrückt die Vorstellung, dass sie schon in jungen Jahren ihren Vater verlieren könnten.
Ich bin jetzt zweiundsechzig Jahre alt, seit zwanzig Jahren nüchtern und beschäftigter als je zuvor. Ich habe eine große Welttournee hinter mir, und auch wenn das viele Reisen manchmal ganz schön anstrengend ist, habe ich es gern. Ich bin praktisch taub, weigere mich aber, ein Hörgerät zu tragen, weil ich den natürlichen Klang der Dinge mag, selbst wenn ich sie kaum noch hören kann. Ich bin faul, treibe keinerlei Sport und bin folglich kein bisschen fit. Ich bin ein alter Brummbär und stolz darauf. Ich weiß, wer ich bin, und wenn in meinem Leben einmal nicht viel los sein sollte, werde ich etwas anfangen, nicht aus Langeweile, sondern weil ich Bewegung brauche. Ich bin eine rhythmische Natur. Womit ich nicht sagen will, dass ich mich nicht entspannen kann. Mir geht Nichtstun über alles, aber nach einer Weile muss ich wieder los.
Wir schreiben das Jahr 2007, im Sommer werde ich das nächste Crossroads Guitar Festival steigen lassen, und darauf freue ich mich schon sehr. Viele großartige Musiker werden dort auftreten, und ich bin froh über die Gelegenheit, sie alle mal wieder zu hören. Gott sei Dank weilen noch so viele von ihnen unter den Lebenden. Auf der letzten Tour habe ich zum Beispiel mit Doyle Bramhall und Derek Trucks gespielt, zwei hervorragenden Gitarristen, die beweisen, dass man auch heute noch anständige Musik machen kann. Mit solchen Leuten zu spielen hält mich jung und treibt mich weit über meine Grenzen hinaus.
Meine Frau und meine Kinder schenken mir täglich Glück und Freude, und wenn ich kein Alkoholiker wäre, würde ich mit Vergnügen sagen, sie seien das Allerwichtigste in meinem Leben. Aber das geht nicht, denn ich weiß, wenn ich meine Nüchternheit nicht ganz oben auf die Liste setze, werde ich alles verlieren. Ich gehe immer noch regelmäßig zu den Meetings der AA und halte zu möglichst vielen Leuten dort ständigen Kontakt. Nüchtern bleiben und anderen helfen, nüchtern zu werden – das wird in meinem Leben immer die oberste Priorität besitzen.
Aber wir wollen auch hier realistisch bleiben. Ich bin mein ganzes Leben lang unterwegs gewesen, und am Ende jeder Tournee habe ich mir geschworen, dies sei meine letzte gewesen. Und daran hat sich nie etwas geändert. »Es ist ein verdammt unmögliches Leben«, wie mein Freund Robbie Robertson einmal gesagt hat, und die letzte Tour, so großartig sie in musikalischer Hinsicht gewesen sein mag, war ungeheuer anstrengend. Fern von zu Hause kann ich nicht mehr gut schlafen, die Hotels sind nicht mehr das, was sie mal waren, und meine Familie fehlt mir sehr. Außerdem bin ich körperlich auch nicht mehr so auf dem Damm wie früher, ich habe schlimme Rückenschmerzen und Verdauungsstörungen. Da kommt einiges zusammen, und ich kann mir nichts Schlimmeres vorstellen, als auf die Bühne zu gehen, wenn ich nicht voll in Form bin. Und daher war dies wohl tatsächlich die letzte große Tournee für mich. Ich werde arbeiten, solange ich lebe, muss mir aber eine andere Vorgehensweise einfallen lassen, die mich nicht so mitnimmt.
Ich bin auf meinem Weg mit einigen großen Meistern meines Berufs zusammengekommen, und alle haben mir etwas von ihrem Handwerk beigebracht, auch wenn sie sich dessen manchmal gar nicht bewusst waren. Der Gitarrist, der mir am meisten bedeutet hat, ist wahrscheinlich Buddy Guy. Er ist sich in all den Jahren, die ich mit ihm befreundet bin, immer treu geblieben. Er hat mir musikalisch
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