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Mein Leben

Mein Leben

Titel: Mein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Clapton
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mauern konnte.
    Nach einer Weile war ich gut durchtrainiert, und die Arbeit machte mir richtig Spaß, wahrscheinlich weil ich wusste, dass sie nicht ewig dauern würde. Mit seinen Händen war mein Großvater ein echtes Genie, ihm dabei zuzusehen, wie er binnen Minuten eine ganze Wand verputzte, war schon klasse. Das Ganze war eine wertvolle Erfahrung für mich, auch wenn ich den Eindruck hatte, dass er besonders streng mit mir war, um jeden Verdacht der Bevorzugung zu vermeiden. Ich erkannte, dass er nach sehr strikten Prinzipien lebte, die er mir vermitteln wollte. In jenen Tagen gab es auf Baustellen grundsätzlich zwei Philosophien. Nach der ersten tat man so wenig wie irgend möglich, kam jedoch damit durch, indem man dem Vorarbeiter emsige Geschäftigkeit vorspielte. Diese Denkweise war die übliche. Nach der zweiten, von Jack verkörperten Philosophie arbeitete man in einem gleichmäßigen Rhythmus stetig durch, bis man einen Job sauber erledigt hatte. Er hatte keine Geduld mit Drückebergern und war daher – wie ich später zu einem gewissen Grad auch – nicht gerade beliebt und eher ein Außenseiter. Er hat mir beigebracht, dass ich immer versuchen sollte, mein Bestes zu geben, und etwas, was ich begonnen hatte, auch zu Ende zu bringen.
    In der ganzen Zeit übte ich weiter intensiv Gitarre und trieb meine Familie mit den ewigen Wiederholungen beinahe in den Wahnsinn. Ich war süchtig nach Musik und hatte mittlerweile meine eigene Plattensammlung. Durch Chuck Berry, B. B. King und Muddy Waters war ich zum elektrischen Blues gekommen und hatte es irgendwie geschafft, meine Großeltern zu überreden, mir eine elektrische Gitarre zu kaufen. Das war, nachdem ich Alexis Korner im Marquee in der Londoner Oxford Street gesehen hatte, einem Jazz-Club, der hin und wieder auch Bluesabende veranstaltete. Alexis hatte die erste echte R&B-Band im Land mit einem phantastischen Mundharmonikaspieler namens Cyril Davies. Als ich Alexis zum ersten Mal spielen sah, dachte ich, dass es keinen Grund gab, warum ich nicht eine elektrische Gitarre haben sollte.
    Ein weiterer Grund, warum ich verzweifelt eine neue Gitarre brauchte, war die Tatsache, dass meine Washburn irreparabel kaputt war. Bevor ich anfing, für Jack zu arbeiten, hatte Rose beschlossen, mit mir für ein paar Tage meine Mum zu besuchen. Sie lebte damals auf einem Luftwaffenstützpunkt in der Nähe von Bremen, wo ihr Mann Frank oder »Mac«, wie ich ihn nannte, stationiert war. Sie hatte mittlerweile drei Kinder, eine zweite Tochter namens Heather war 1958 zur Welt gekommen. Praktisch bei meiner Ankunft erklärte Mac mir, ich müsse mir die Haare schneiden lassen, bevor ich die Offiziersmesse betreten könne. Ich war entsetzt, zumal meine Haare nach damaligen Standards nicht einmal besonders lang waren. Ich suchte Unterstützung bei der jüngeren Generation in Gestalt meiner drei Halbgeschwister, fand jedoch keine. Trotzdem war ich fest entschlossen, mich dem Wunsch nicht zu fügen, bis auch Rose sich auf ihre Seite schlug, was mir das Herz brach, weil sie bis dahin in jeder Situation meine zuverlässigste Verbündete gewesen war. Ich gab nach, wütend darüber, dass ich nun offenbar ganz allein stand. Man verpasste mir einen Bürstenschnitt, und ich fühlte mich tief gedemütigt.
    Für den Rest des Aufenthalts schlich ich trübselig herum, doch es wurde noch schlimmer. Als ich eines Tages schmollend auf meinem Bett im Gästezimmer herumlungerte, kam mein Halbbruder Brian herein, setzte sich, ohne zu gucken, aufs Bett, direkt auf meine geliebte Washburn-Gitarre, der Hals brach genau in der Mitte. Ich erkannte sofort, dass das Instrument nicht mehr zu reparieren war, und war am Boden zerstört. Der Kleine war ein wirklich süßer Junge, der mich regelrecht verehrte, und das Ganze war ein Missgeschick, aber damals schwor ich mir innerlich, dass Pat und ihre ganze Familie zur Hölle fahren konnten. Ich bekam keinen Wutanfall, sondern zog mich nur noch weiter zurück. Man hatte mir nicht nur meine Identität genommen, sondern auch meinen kostbarsten Besitz zerstört. Ich verkroch mich in mir selbst und beschloss, in Zukunft niemandem mehr zu trauen.
    Die elektrische Gitarre, die ich aussuchte, war diejenige, die ich im Fenster von Bell’s gesehen hatte, als wir die Hoyer kauften. Es war die gleiche Gitarre, auf der ich Alexis Korner hatte spielen sehen, eine halbakustische Kay mit Double Cutaway, ein ziemlich fortschrittliches Instrument, jedoch, wie ich später

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