Mein Leben
Und als Flirtmethode war diese Art Kampftrinken natürlich denkbar ungeeignet. Gail war kein bisschen beeindruckt, aber immerhin lernte ich so doch zumindest einiges über die Macht des Alkohols.
Kurz zuvor war ich mit drei Freunden mit dem Zug zum Jazz-Festival in Beaulieu gefahren. Wir kamen am Samstagmorgen an und wollten bis Sonntagabend bleiben. Vor dem Besuch des Festivals sind wir noch in eine Kneipe zum Mittagessen gegangen. Meine letzte Erinnerung an diesen Tag ist, mit einem wildfremden Mann, der mein Blutsbruder wurde, auf den Tischen getanzt zu haben. Ich weiß noch genau, wie er aussah und alles, obwohl ich ihn nie zuvor gesehen hatte und ihm auch nie wieder begegnet bin. Ich fand einfach, dass er der witzigste und charismatischste Mensch war, den ich je kennengelernt hatte, und dann haben wir uns total betrunken.
Ich war mit einigen Freunden gekommen, und wir wollten in einem Wald in der Nähe des Festivalgeländes zelten. Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war ich allein an einem gottverlassenen Ort. Ich war vollgepinkelt, vollgeschissen und vollgekotzt, hatte kein Geld und keine Ahnung, wo ich war. Spuren wie die Reste eines Lagerfeuers zeigten, dass die anderen in der Nähe gezeltet hatten, aber sie waren alle abgehauen und hatten mich allein zurückgelassen. Ich war sprachlos. In diesem Zustand musste ich zurück nach Ripley. Von einem kleinen Landbahnhof in der Nähe nahm ich den Zug. Der Stationsvorsteher hatte Erbarmen mit mir und stellte mir einen handgeschriebenen Schuldschein aus, den ich Rose zu Hause deprimiert und betreten überreichte. Was meine Freunde betraf, war ich gründlich desillusioniert und immer noch fassungslos, dass sie mich in diesem Zustand ohne Geld allein gelassen hatten. Aber das wirklich Verrückte war, dass ich es kaum erwarten konnte, es wieder zu tun.
Ich war der Auffassung, die Kultur des Alkohols habe etwas Außerweltliches, durch das Trinken würde man Mitglied eines seltsamen, geheimnisvollen Clubs. Außerdem konnte ich mir den Mut antrinken, vor Leuten zu spielen und auch endlich bei einem Mädchen zu landen. Die Samstagabende in Kingston verliefen immer nach demselben Muster. Wir trafen uns alle im Crown, und ich spielte. Einer der anderen Stammgäste war ein cooler Typ namens Dutch Mills, der Bluesharp spielte, und meistens feierten wir hinterher eine Party in seinem Haus. Ich weiß noch, wie ich eines Abends mit einem Dutzend Leute, die ich alle nur flüchtig kannte, mit zu ihm ging, und irgendwann ging das Licht aus, und alle legten los. Dort habe ich dann tatsächlich meine Unschuld verloren, mit einem Mädchen namens Lucy, die älter war als ich und deren Freund gerade nicht in der Stadt war. Ich war schrecklich nervös und ungeschickt, was sich übrigens bis heute nicht gelegt hat, aber sie war sehr geduldig und half mir, und obwohl alle anderen mitgekriegt haben müssen, was abging, war es ihnen entweder egal oder sie waren so beschäftigt mit ihren eigenen Unternehmungen, dass sie uns einfach ignorierten. Am folgenden Morgen verabschiedeten wir uns, und obwohl wir uns noch häufig begegneten, wurde nie wieder ein Wort über die Nacht verloren. Bei allem, was ich über Sex und Beziehungen wusste, nahm ich an, dass man das eben so machte, und ging meiner Wege.
Schlagartig vom gelegentlichen Gefummel zum Verkehr überzugehen, war überaus seltsam, zumal das Ganze eh im Handumdrehen vorbei gewesen war. Natürlich hatte ich nicht verhütet, weil alles so unerwartet kam. Als ich dann annahm, es könnte wieder passieren, ging ich mit einem Freund in die Drogerie, um eine Packung Kondome zu kaufen. Man hatte mir erklärt, dass ich nach einer Dreierpackung fragen sollte, was ich für eine Art Geheimcode hielt. Ich erinnere mich, dass der Mann hinter dem Tresen mich anlächelte und Fragen stellte wie: »Befeuchtet oder nicht befeuchtet?« Ich hatte keinen Schimmer, wovon er redete.
Die nächste Gelegenheit, eines dieser Dinger zu testen, ergab sich wieder in Dutchs Haus. Er hatte zwei Mädchen organisiert, und am Nachmittag gingen wir zu ihm. Er verzog sich in ein Zimmer, ich in das andere, wo ich das Ding auspackte ohne die geringste Ahnung, wie man es benutzte. Ich konnte es nicht richtig überstreifen, es fühlte sich komisch und glitschig an und es war mir alles sehr peinlich. Als ich das Gummi hinterher inspizierte, stellte ich fest, dass es geplatzt war, und begann, mir alle möglichen Sorgen zu machen. Tatsächlich rief mich das Mädchen ein paar
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