Mein Leben
setzte sich eine wunderschöne Blondine neben mich. Wir kamen ins Gespräch, und irgendwann fragte sie mich, ob ich für die Dauer meines Aufenthaltes bei ihr wohnen wollte. Sie war hinreißend, und da sie meine Schüchternheit gegenüber Frauen offenbar spürte, gab sie sich alle Mühe, mir meine Nervosität zu nehmen. Sie hieß Kathy und kümmerte sich während der gesamten Zeit in New York um mich.
Sie hatte eine eigene Wohnung, und ich zog bei ihr ein. Sie führte mich herum, und so konnte ich einige Punkte auf der Liste meiner Amerika-Fantasien abhaken. Ich weiß noch, dass wir gemeinsam in diversen Cafés im Village und in ein oder zwei Musikläden wie Manny’s in der 48th Street waren. Sie führte mich auch zu einem großen Laden namens Kaufmann’s, der Western-Ausrüstungen verkaufte. Dort erwarb ich meine ersten Cowboystiefel und fühlte mich mit diesem wunderschönen Mädchen im Arm wie im siebten Himmel.
Wegen der kurzen Leine, an der Murray the K uns hielt, hatten wir kaum Zeit, New York zu erkunden, obwohl wiederum nicht alle Nachmittage vergeudet waren. Ich verbrachte viel Zeit mit Al Kooper, dem Keyboarder und Gitarristen der Band Blues Project, die ebenfalls in der Sendung auftrat. Die Musikszene im Village blühte damals gerade auf, und eine Menge Clubs und Bars starteten richtig durch.
An einem Abend nahm Al mich mit ins Café Au Go Go in der Bleecker Street, wo wir die neu formierte Band Blood, Sweat & Tears sahen. Ein paar Tage später traf ich in demselben Club zum ersten Mal B. B. King, und der Abend endete damit, dass wir beide nach seinem Gig noch zusammen jammten. Wir saßen einfach auf der Bühne und spielten stundenlang mit den übrig gebliebenen Mitgliedern der Hausband. Es war fantastisch. Bei späteren Besuchen in New York sind Jimi Hendrix und ich oft zu zweit im Village von einem Club zum anderen gezogen und haben mit den Leuten gespielt, die an dem Abend gerade auf der Bühne standen. Wir haben uns dazugestellt, losgejammt und alle an die Wand gespielt.
Der letzte Gig bei der Murray »the K« Show fand am Ostersonntag statt und fiel mit dem ersten New Yorker »Be-in« zusammen, einer Versammlung von zwanzigtausend Hippies auf der Sheep Meadow im Central Park. Es gelang uns, aus dem Theater zu schleichen und uns unter diese unglaublichen langhaarigen, singenden, tanzenden, Dope rauchenden und LSD schluckenden Verrückten zu mischen. Jack hatte seinen ersten Trip, weil er mit LSD versetztes Popcorn aß. Als wir völlig stoned wieder ins RKO kamen, um unseren letzten Gig zu spielen, hatten wir die Idee, Jackie K und ihre Mädels mit Eiern und Mehl zu bewerfen, wenn sie auf der Bühne ihre Modeshow präsentierten. Leider bekam Murray Wind von der Sache und vereitelte unseren Plan. Stattdessen bewarfen wir uns in der Garderobe gegenseitig mit dem Zeug. Wir konnten es kaum erwarten, dort rauszukommen.
Für den nächsten Tag, den letzten vor unserem Heimflug, hatte Stigwood mit Ahmet Ertegun ein paar Aufnahmen für ein mögliches neues Album in den Atlantic Studios geplant. Ahmet und seinen Bruder Nesuhi kennenzulernen und in diese spezielle musikalische Familie aufgenommen zu werden, war für uns ein ungeheurer Glücksfall. Weil unsere Visa abliefen, hatten wir nur noch einen Tag. Und wir spielten genau einen Track ein, einen Song namens »Lawdy Mama«, den ich auf dem Album Hoodoo Man Blues von Buddy Guy und Junior Wells gehört hatte. Mehr schafften wir vor unserer Rückreise nicht mehr, verabredeten jedoch, im nächsten Monat wiederzukommen.
1967 war London eine brodelnde Stadt, ein außergewöhnlicher Schmelztiegel von Mode, Musik, Kunst und Intellekt, eine Bewegung junger Menschen, die auf jede nur erdenkliche Weise an der Weiterentwicklung ihrer Kunst interessiert waren. Es gab auch einen Underground, in dem diese Ideen wie aus dem Nichts sprossen. Ein gutes Beispiel dafür waren Fool, zwei holländische Künstler, Simon und Marijke, die 1966 aus Amsterdam nach London gekommen waren und ein Designstudio für Kleidung, Poster und Album-Cover eröffnet hatten. Sie malten psychedelische Motive in phantastischen, lebendigen Farben und waren von den Beatles entdeckt worden, für die sie auf der Apple Boutique in der Baker Street ein riesiges, sich über drei Stockwerke erstreckendes Wandgemälde erstellt hatten. Außerdem hatten sie John Lennons Rolls Royce in grellen Pop-Farben lackiert. Ich bat sie, eine meiner Gitarren zu gestalten, eine Gibson Les Paul, die sie in eine
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