Mein Leben
Einladungskarten, »versucht zu kommen, es wird bestimmt ganz lustig.« Eine formelle Party war das jedenfalls nicht. Die Leute konnten kommen, wann sie wollten, sich anziehen, wie sie wollten, und sich einfach nur amüsieren.
Als Erster kam, wenn ich mich recht erinnere, Lonnie Donegan, und zwar viel zu früh, schon gegen 10 Uhr, dicht gefolgt von Georgie Fame. Ich hatte keine Ahnung, was ich mit ihnen anfangen sollte, und schließlich verzogen wir uns nach oben in ein kleines Zimmer, und Georgie begann Joints zu drehen. Ich blieb fast den ganzen Tag da oben und war am Ende so stoned, dass die nun ständig eintreffenden Gäste mir immer mehr auf die Nerven gingen. Die Rolle des Gastgebers überforderte mich, und statt die Leute zu begrüßen und ihnen Drinks anzubieten, versteckte ich mich. Irgendwann im Lauf des Abends ging ich dann doch nach unten ins Zelt, wo die Party mächtig im Gange war; Hunderte von Leuten, nicht nur meine berühmten Musikerfreunde, sondern auch der Lebensmittelhändler, der Metzger und andere Einwohner von Ripley, alles wuselte durcheinander, plauderte, aß und trank und vergnügte sich in den Büschen. Es sah tatsächlich nach einer Party aus, zu der ich auch gern gegangen wäre.
Im Zelt war eine Bühne aufgebaut, auf der in wechselnder Besetzung alle spielen konnten, die Lust dazu hatten. Später am Abend kam es zu einer Jamsession, an der eine Reihe großartiger Musiker teilnahmen, unter anderem Georgie und Lonnie, Jeff Beck, Bill Wyman, Mick Jagger, Jack Bruce und Denny Laine. Schließlich kam auch noch Dennys Frau Jo Jo dazu und sang, und da wir sie nicht gut von der Bühne stoßen konnten, musste derjenige, der gerade am Mischpult stand, ihr Mikro abschalten – harte Arbeit, weil sie sich immer wieder ein anderes griff.
George, Paul und Ringo spielten ebenfalls, nur John war nicht da; später erklärte er mir am Telefon, er wäre auch gekommen, wenn er davon gewusst hätte. Wie das passieren konnte, werde ich niemals herausfinden; jedenfalls hatte ich mit den Einladungen wenig zu tun. Aber die großartige Chance, die Beatles für einen letzten Auftritt zusammenzubringen, war verstrichen. Pattie hatte auch den Fehler begangen, unser Schlafzimmer Mick Jagger zur Verfügung zu stellen, der seit kurzem mit Jerry Hall zusammen war; ich fand das total absurd, aber wir konnten nicht in unser Bett. Also beschloss ich, mich an eine Freundin von Pattie heranzumachen, Belinda, die sich, bildete ich mir zumindest ein, nicht lange würde bitten lassen. In der Absicht, bei passender Gelegenheit über sie herzufallen, versteckte ich mich in einem Schrank, schlief dann aber ein und erwachte irgendwann am nächsten Tag in einem Chaos, das aufzuräumen volle zwei Wochen dauerte.
Unter den Gästen auf dieser wunderbaren Party war meine Mutter, Pat, die nach dem Tod meines Halbbruders Brian wieder ein Teil meines Lebens geworden war. Der Verlust hatte ihre Ehe mit Mac so sehr belastet, dass sie auseinanderzubrechen drohte. Um dem zu entfliehen, war sie nach Ripley zurückgekommen, wo sie, nachdem sie alle ihre Freundschaften aus Kindertagen wiederbelebt hatte, schließlich zu bleiben beschloss. Zunächst wohnte sie bei Rose, bis ich ihr ein kleines Haus in der Hauptstraße des Dorfes kaufte, gleich neben einem Restaurant, das Toby Jug hieß. Anfangs machte Pat mir eher Angst. Sie hatte ein hitziges Temperament, und wir gerieten oft heftig aneinander. Ich hatte sie in meinem Leben so selten gesehen, dass ich das meiste, was ich über sie wusste, nur von anderen erfahren hatte und daher nie wirklich sicher sein konnte, ob das alles der Wahrheit entsprach.
In dieser Phase meines Lebens kam ich jedoch zu dem Schluss, dass das nicht so wichtig sei und dass ich, statt dauernd in der Vergangenheit zu wühlen, einfach lernen sollte, ein gutes Verhältnis zu ihr zu entwickeln. Oberflächlich mochte ich sie ohnehin, denn sie war mir sehr ähnlich, vor allem in den Dingen, die uns zum Lachen brachten; und Ripley schien mir der geeignete Ort, um wieder zueinanderzufinden. Da sie gerne trank, gingen wir zusammen in Pubs und nutzten die Gesellschaft anderer, um uns näher kennenzulernen. Wir hätten unsere Beziehung vielleicht auch auf direktere Weise vertiefen können, denn so war ich nur selten ganz allein mit ihr, aber es funktionierte prächtig, und als Alkoholiker brachte ich es ohnehin kaum noch auf die Reihe, mit den ernsteren Dingen des Lebens fertig zu werden.
Bald nach ihrer Rückkehr nahm Pat wieder
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