Mein Leben als Androidin
Thema untergeordneter Abenteuer. Einige von Ihnen, dessen bin ich sicher, haben mich bereits gescholten, bei meiner eigenen Geschichte nicht ebenso rigoros gekürzt zu haben. Dazu möchte ich sagen: Erstens, ich habe gekürzt; Sie können sich gar nicht vorstellen, um wie vieles umfangreicher dieses Werk geraten wäre, wenn ich mir nicht größte Zurückhaltung auferlegt hätte, sowohl bei der Auswahl der aufzunehmenden Episoden wie auch bei ihrer Bearbeitung, denn wollte ich in allen Fällen bis ins letzte Detail hinein genau sein, müßte ich dieser einen Spule noch eine Unzahl weiterer hinzufügen. Zum zweiten – wenn Sie damit nicht zufrieden sind, dann bleibt nur noch zu sagen, daß zusammen mit der dichterischen Freiheit wir Autoren das Vorrecht genießen, gelegentlich so weitschweifig zu sein, wie es uns behagt – einen toleranten Lektor vorausgesetzt (ich hoffe sehr, daß meiner ein P9 sein wird) –, deshalb fürchte ich, Sie werden sich für den Rest der Lektüre mit meinem Stil abfinden müssen. Nach dieser Zwischenbemerkung zurück zur Geschichte – Andros Geschichte, gekürzt und zusammengefaßt, wie versprochen.
Mitten in der Psychoperation flogen aufgrund der explosionsartigen Dekompression die Fenster aus den Rahmen, und alles, was nicht niet- und nagelfest war, er selbst, die zwei Chirurgen (ein Androide, ein Mensch) sowie ein Glaubensheiler (Semi) schwebten haltlos unter der Decke, bis die Schwerkraft des Mars zu wirken begann. Dann folgte er dem Beispiel der anderen, schnappte sich eine der Sauerstoffmasken, die von der Decke herabhingen, und flüchtete in das unterirdische Netz von Gängen, die zu einer Art von Katakomben tief unter der Stadt führten. Während der nächsten paar Tage stießen weitere Überlebende zu ihnen, bis ihre Gesamtzahl auf mehrere hundert angewachsen war, obwohl der Mangel an Sauerstoffvorräten viele Opfer forderte. Die Situation wurde etwas besser, als die Besatzungstruppen die Lecks in der Kuppel repariert und die Biosphäre erneuert hatten, aber nach vier Tagen ging der Proviant zu Ende, und man war gezwungen, die Feuchtigkeit von den Stalagmiten zu lecken, um wenigstens den ärgsten Durst zu lindern. Am Ende der Woche hatte eine Patrouille die unterirdischen Gänge entdeckt, und die Flüchtlinge wurden gefangengenommen. Nach der Aufteilung gemäß der Spezies wurde er nach Kommerz zur Androidenversteigerung transportiert, wo man ihn um ein Haar an einen Minenbesitzer verkauft hätte, bevor jemand auf den Gedanken kam, seine Produktkennung zu überprüfen.
»Eine durch und durch schlampige Angelegenheit, diese Auktionen«, sagte Andro indigniert und mit Bitterkeit in der Stimme. Blaine versprach, sich darum zu kümmern, aber erst mußte er unbedingt wissen, war die Psychoperation mißlungen, wie er hoffte, oder – was Gott verhüten möge! – erfolgreich verlaufen? Das war seine größte Sorge, denn es würde ihm das Herz brechen, seinen Liebsten zur Kur schicken zu müssen. (Blaine befand sich in dem Glauben, Andro sei zensiert – erinnern Sie sich?) »Ein kompletter Mißerfolg, Gebieter. Die Operation hätte nichts genützt, auch wenn sie zu Ende geführt worden wäre. Nichts als ein albernes Voodoo-Ritual.« Nun völlig beruhigt, kündigte der bis über beide Ohren verliebte Präsident eine große Rundreise durch die eroberten Gebiete an, um den Sieg und Andros Rückkehr zu feiern, auch wenn es sich von selbst verstand, daß der Stabschef bei der Parade ein paar Schritte hinter dem Präsidenten gehen mußte, weil sonst die Leute auf komische Gedanken kommen könnten.
Der Vorschlag wurde einige Wochen später in die Tat umgesetzt. Von Mediaeinheiten umlagert, zog Blaine an der Spitze einer triumphalen Prozession von Humanisten in das aufgeräumte, gesäuberte und mit Fahnen geschmückte Mandala ein. Noch hatte man es nicht umgetauft in Angelika und mit der Umwandlung zum Kronjuwel des neuen Humania begonnen, doch man war auf dem besten Wege. Sie erinnern sich vielleicht an die Glückwunschholos von sämtlichen interplanetaren Körperschaften, die den Präsidenten im Kielwasser der Invasion erreichten? Sie alle hatten die vom PR-Büro in Frontera zurechtfrisierte Geschichte geschluckt, der Angriff sei nötig gewesen, um die First Lady zu befreien und Fronteras Sicherheitsinteressen zu verteidigen. Natürlich versuchte die LRA eine Verfügung gegen die Besiedelung des eroberten Territoriums zu erwirken, während sie sich gleichzeitig um Befürworter einer
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