Mein Leben als Androidin
seiner verhängnisvollen Pressemitteilung noch entgegenstreckte, denn das gewagte Spiel war fehlgeschlagen, wie Jug und Andro es geplant hatten. Auch seine standhaftesten Weggefährten, die ihn für seine ›mutige Flucht nach vorn‹ bewunderten, wollten nicht politischen Selbstmord begehen und ihn weiter unterstützen. Als einzige Rettung bot sich an, die Öffentlichkeit durch künstlich heraufbeschworene Krisen von dem Skandal abzulenken, ein Geschäft, dem Andro sich mit löblichem Eifer widmete, ganz im Sinne der Gebieter im Hintergrund, denen daran gelegen war, daß Blaine noch tiefer in den Sumpf geriet, bevor sie den entscheidenden Schlag führten. Entsinnen Sie sich der mit großem Tamtam in Semiville durchgeführten Razzien, um den heiligen Humanismus vor der Korrumpierung durch Semis zu bewahren? Senseis Idee, dem Präsidenten durch Andro nahegelegt. Und wer konnte sein Säbelrasseln gegen TWAC vergessen? Was ein Aufschrei, als er seine Geschütze gegen die Handelsrouten richtete und sie als Verbindungskanäle des Underground-Skyways bezeichnete. Er schreckte nicht davor zurück, die interplanetaren Konzerne der Fluchthilfe zu beschuldigen. Damit gelang es ihm, vorübergehend von seiner Person abzulenken, doch zu guter Letzt war er nicht in der Lage, brauchbare Beweise vorzulegen, und mußte widerrufen. Armer Präsident Fracass, es gab kein Entkommen.
Kapitel elf
»Was jetzt?« fragte Blaine seinen getreuen Ekkehard in der Abgeschiedenheit des präsidialen Schlafgemachs. Sein Tonfall ließ erkennen, daß er sich ernsthaft zu fragen begann, ob von seiner bevorzugten Einheit ein brauchbarer Rat zu erwarten war. »Was zur Hölle fange ich mit ihr an?« Er stieß den Finger ruckartig in die Richtung der First Lady. Sie saß auf ihrem gewohnten Platz, dem Beobachtungsstuhl neben dem Bett. »Behalten kann ich sie nicht, aber wenn ich sie Locke übergebe, wozu ich nach der Vereinbarung verpflichtet bin, findet er heraus, daß sie zensiert ist.«
»Also?« Andro lag tief in Relaxo neben ihm auf dem Bett. Er war nackt bis auf die Unterhose, die herunterzuziehen Blaine eben im Begriff gewesen war, als die plötzliche Angst ihn überfiel.
»Also?! Also wird jeder erfahren, daß sie einen IZ hatte, schon an dem Tag, als sie in Kommerz eintraf. Also ist meine letzte Verteidigung zum Teufel, daß ich nichts davon gewußt habe. Also muß ich zurücktreten oder werde wegen Hochverrats angeklagt.«
»Hmmm. Daran habe ich nicht gedacht«, lautete Andros lakonische Erwiderung, während er sich an der Schnalle von Blaines Sicherheitsgürtel zu schaffen machte.
»Mach keine Witze. Du weißt, daß der IZ entfernt werden muß und das First Lady-Programm gelöscht, bevor ich sie aus der Hand geben kann. Aber ich kann sie nicht heimlich in die Klinik schaffen lassen, wegen der gottverdammten Mediasatelliten über Kommerz. Deren Linsen sind scharf genug, um die Haare an einem Flohhintern zu erkennen.«
»Dann laß sie herunterschießen.«
»Damit die TWAC einen Grund hat zu intervenieren? Darauf warten die nur, besonders seit meiner Attacke gegen die Handelsrouten. Noch irgendwelche genialen Vorschläge?«
Andro streckte sich auf dem Rücken aus, legte die Hände hinter den Kopf und schaute zu dem mit Spiegeln behängten Betthimmel hinauf. »Es muß einen Ausweg geben. Laß mich nachdenken.«
»Soll das heißen, du hast diese Entwicklung nicht vorausgesehen?«
»Womöglich habe ich den Einfluß der interplanetaren Presse unterschätzt, während ich die Variablen der Wahrscheinlichkeitsmatrix unserer geplanten Strategie kalkulierte.«
»Höre ich recht? Du hast die interplanetare Presse unterschätzt?«
»Das ist eine Herausforderung, nicht wahr? Mein System arbeitet am besten unter Druck. Das bringt meine schöpferischen Säfte in Fluß.«
»Quatsch! Du brauchst einen Programmverstärker.«
Erschreckt richtete Andro sich auf. »O nein, Gebieter. Das ist ganz und gar nicht nötig. Noch während wir sprechen, überprüfe ich ein halbes Dutzend Optionen auf ihre Eignung. Laß mir nur einen Moment Zeit.«
Es war schmerzlich, ihn so um eine Eingebung ringen zu sehen. Blaine wurde ziemlich ungeduldig. Der Chef weiß, mit was für einem absurden Vorschlag unser gehandicapter Stratege schließlich herausgerückt wäre, hätte nicht ausgerechnet die First Lady sich an diesem Punkt zu Wort gemeldet. »Nun, wenn man die First Lady nicht in die Klinik bringen kann, warum nicht die Klinik zur First Lady bringen?«
»Sie
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