Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mein Leben als Androidin

Mein Leben als Androidin

Titel: Mein Leben als Androidin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fine
Vom Netzwerk:
damit! Ich kann jeden halbwegs guten Rat gebrauchen.«
    »Wüßte ich einen, Liebling, würde ich ihn dir gewiß nicht vorenthalten.«
    »Ja, ja, schon gut. Schade. Schade, daß Molly nicht hier ist. Eine neue Perspektive wäre bestimmt hilfreich.«
    »Entschuldigen Sie?« Molly II schaute von Blaine, den sie nie zuvor gesehen hatte, zu Andro. Sie war einigermaßen überrascht, sich an einem anderen Ort als seinem Zimmer wiederzufinden, das – abgesehen von dem kurzen Ausflug nach Horizont – ihre gesamte Welt repräsentierte. Sie warf ihrem Liebhaber einen fragenden Blick zu. »Andro?«
    »Lady Fracass?«
    »Ja?« erwiderte die First Lady, während Molly II verschwand.
    »Wollten Sie etwas sagen?«
    »Nein.« Angelika wurde ärgerlich. »Warum fragst du?«
    »Ich frage nicht.«
    »Aber ja.«
    »Nur weil Sie mich angesprochen haben.«
    »Habe ich nicht.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Ja. Völlig sicher.«
    »Dann verzeihen Sie. Ich muß mich verhört haben.«
    Während dieses verwirrenden Dialogs hatte Blaine von einem zum anderen geschaut. Nach kurzem Grübeln murrte er: »Großartig. Sie dreht durch. Das hat uns noch gefehlt.«
    »Nein. Sie ist ganz in Ordnung. Nun, wenn du dich beruhigt hast, Gebieter, können wir die Lage diskutieren. Wo waren wir stehengeblieben?«
    »Wie wir es anstellen sollen, daß ich im Amt bleibe, falls du es vergessen hast. Mein Gott, Andro, du läßt wirklich nach. Und sie hat einen Defekt! Versuch nicht, es mir auszureden. Sie hat auf den Namen Polly reagiert.«
    Diesmal gelang es Andro, sich zu beherrschen. Er drehte den Kopf in ihre Richtung, wie Blaine auch. Angelika erwiderte verständnislos ihrer beider erwartungsvolle Blicke. »Siehst du? Kein Defekt«, sagte Andro erleichtert und lachte sich heimlich ins Fäustchen. »Nicht Polly«, rief Blaine plötzlich aus. »Molly!«
    »Das war's nicht!« versuchte Andro der zweiten Molly höfliche und zurückhaltende Antwort zu übertönen.
    »Ja?«
    »Da!«
    »Wo?«
    »Hier!«
    »Wer? Angelika?«
    »Ja?«
    »Nein! Molly!«
    »Ja?«
    »Molly, Molly, Molly!« Blaine sprang aus dem Bett, packte die First Lady an beiden Schultern und starrte ihr triumphierend in die Augen. Erschreckt schob Molly II ihn von sich weg, während sie Andro zur Hilfe rief, der sogleich bei ihr war, um sie zu stützen, denn sie lief Gefahr, vom Stuhl zu fallen. Doch was er sagte, klang alles andere als hilfreich: »Lady Fracass, besinnen Sie sich. Es ist Ihr Gatte, den Sie vor sich haben.« Das Flattern ihrer Lider kündigte einen erneuten Programmwechsel an.
    »Blaine, Liebster«, sagte Angelika, während sie von Andro zurückwich und bei ihrem Ehemann Schutz suchte. »Was geht hier vor? Bitte sag Andro, er soll seine Hände von mir nehmen.«
    »Nein. Ich bin sogar dafür, das Experiment fortzusetzen, was hinter meinem Rücken zweifellos bereits geschehen ist. Habe ich recht – Molly?«
    »Ich bitte um Entschuldigung«, erwiderte Molly II. »Ich glaube, ich hatte noch nicht das Vergnügen.« Wieder schaute sie zu Andro, in der Erwartung, daß er es übernahm, sie bekannt zu machen.
    Blaine musterte Andro mit einem wissenden und unheilverkündenden Blick. »Ich hatte schon immer den Verdacht, daß du ihren Part in unserer Ménage à trois eine Winzigkeit zu sehr genossen hast.«
    »Gebieter, das stimmt nicht. Ich …«
    »Wie lange geht das schon – Molly?«
    »Andro, wer ist dieser Gebieter, und was will er? Was soll ich antworten?«
    »Angeli-«
    Mit einem mörderischen Blick auf seinen Ratgeber donnerte Blaine: »Nicht ein Wort!«
    »-ka.« Molly II verschwand. Blaine trat mit geballten Fäusten auf ihn zu.
    »Es war nur eine Silbe«, verteidigte sich Andro. Außer sich holte Blaine aus und versetzte ihm einen Schwinger ans Kinn, mit dem einzigen Ergebnis, daß er sich die Hand verletzte, die ihm Jahre zuvor auf der Concordia gebrochen worden war. Sein Diener, der den Hieb nur am Rande zur Kenntnis genommen hatte, kaute derweil auf der Unterlippe und suchte nach einem Ausweg aus dieser verzwickten Situation. Ich möchte behaupten, es war die peinlichste Klemme seiner gesamten Karriere, denn der Erfolg der Sensei-Verschwörung hing davon ab, daß er sich Blaines Vertrauen noch eine Weile länger erhalten konnte. Deshalb war es unbedingt erforderlich, daß ihr früheres Einvernehmen wiederhergestellt wurde, und zwar schnellstens. Mittlerweile schüttelte Blaine vor Schmerz brüllend seine Hand, die nicht so arg verletzt war, wie sein Getue glauben machen sollte.

Weitere Kostenlose Bücher