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Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story

Titel: Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Omar Nasiri
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Lager hinein und auch wieder heraus.“
     
    Eines Tages fragte mich Osama nach einem anderen Mann: „Kennst du Osama?“
    „Na klar“, antwortete ich. „Du bist Osama.“
    „Nein, ich meine nicht mich. Den anderen Osama.“
    „Wer ist das denn?“, fragte ich. Ich wusste, dass mir der Junge das sagen wollte.
    „Er ist sehr wichtig. Er ist einer der besten Freunde meines Vaters. Er bezahlt das ganze Essen hier.“
    Mit der Zeit sollte ich ein bisschen mehr über Osama erfahren. Ich hörte, er sei sehr reich. Und ich hörte, er habe nach dem Ende des Bürgerkrieges in ganz Afghanistan Straßen bauen lassen.
    „Woher kommt Osama?“, fragte ich eines Tages.
    Der Junge begann zu sprechen, brach dann aber plötzlich ab. Er wurde rot. „Ich glaube, er kommt aus den Emiraten … Ich weiß es nicht. Ich erinnere mich nicht. Vielleicht stimmt das nicht …“
    Es war das erste Mal, dass ich erlebte, wie er etwas zu verbergen suchte. Das gelang ihm aber nur sehr schlecht. Damals dachte ich allerdings nur, Osama müsse eine wichtige Persönlichkeit sein, wenn selbst dieser Junge Informationen zurückzuhalten versuchte. Es sollte zwei weitere Jahre dauern, bevor ich den Grund dafür erfuhr.
     
    Hamza redete nur selten – er bekam fast nie die Gelegenheit dazu, weil sein Bruder ständig plauderte. Eines Abends schickte Ibn Sheikh ihn jedoch in die Krankenstation, weil er hohes Fieber und Bauchschmerzen hatte. Hamza blieb die ganze Nacht da, und ich wachte an seinem Bett.
    In jener Nacht erzählte er mir, was er während der Schlacht um Khost erlebt hatte. Er sagte, er habe den Himmel jeden Abend vom Artillerie- und Raketenfeuer brennen sehen. Eines Abends sei eine Granate auf einem öffentlichen Platz in der Stadt eingeschlagen, ganz in der Nähe des Orts, an dem er zu diesem Zeitpunkt mit seinem Vater gestanden habe. Aber die Granate explodierte nicht. Alle Anwesenden standen einige Minuten lang regungslos da und warteten ab, was jetzt geschah. Aber es passierte nichts. Die Granate lag einfach da.
    Hamza erzählte, dass mehrere Afghanen sofort losrannten, als klar war, dass die Granate nicht hochgehen würde, um sich das Metall und den Sprengstoff aus dem Geschoss zu sichern. Die Menschen an diesem Ort waren so bitter arm, und sie lebten vom Rückverkauf von Munition und anderen Materialien an die Mudschahidin.
    Die Afghanen drängten sich um die Granate, und einer schlug mit einem Hammer darauf, um sie aufzubrechen und an den Inhalt heranzukommen. Aber dabei explodierte sie. Es gab einen gewaltigen Feuerball, und als sich der Qualm verzogen hatte, lagen alle Afghanen tot am Boden. Körperteile und Kleiderfetzen waren über den ganzen Platz verstreut.
    Hamza lächelte, als er seinen Bericht beendete. „Ist das nicht dumm?“Er lachte und schüttelte den Kopf. „Die Afghanen sind so dumm.“Aber ich sah an seinen Augen, dass ihm diese Geschichte vier Jahre nach dem eigentlichen Geschehen immer noch zu schaffen machte.

KHYBER-PASS
    Eines Tages war es an mir, Khaldan zu verlassen. Dies geschah ohne Vorwarnung. Einer der Ausbilder kam zu mir in die Krankenstation und sagte, Ibn Sheikh wolle mich sprechen, also ging ich zu seiner Hütte hinüber. Er stand vor dem Eingang, gemeinsam mit einem Afghanen, den ich noch nie zuvor gesehen hatte. Ibn Sheikh begrüßte mich, und dann sprach er.
    „Geh und pack deine Sachen zusammen. Du verlässt das Lager in einer Stunde.“Dann übergab er mir einen versiegelten Brief. „Du gehst in ein anderes Lager und erhältst dort eine spezielle Ausbildung zum Umgang mit Sprengstoffen. Gib diesen Brief Abu Zubayda, wenn du nach Peschawar kommst. Er wird alles Weitere veranlassen.“
    Ich nahm den Brief und ging in den Schlafraum, um dort meine Sachen zusammenzupacken. Ich hatte keine Zeit, über das aktuelle Geschehen nachzudenken. Alle anderen waren zur Ausbildung im Gelände, also konnte ich mich auch von niemandem verabschieden. Ich trug mein Gepäck in den Eingangsbereich des Lagers, wo Ibn Sheikh und Abu Bakr mit meinem Führer bereits auf mich warteten. Wir begrüßten einander, und dann ergriff Abu Bakr das Wort.
    „Bete für uns, Bruder“, sagte er. Sein Blick war herzlich und freundlich.
    In jenem Augenblick spürte ich mit überwältigender Intensität, dass ich diese beiden Männer wiedersehen würde. „Ich werde zu euch zurückkommen. Inshallah.“
     
    Der Führer brachte mich nach Pakistan zurück, aber diesmal nahmen wir einen anderen Weg. Bei unserer Ankunft in

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