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Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story

Titel: Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Omar Nasiri
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Peschawar sprachen wir die salat in derselben Moschee, in der ich Osama und Hamza vor einigen Monaten das erste Mal begegnet war.
    Nach dem Gebet fuhren wir mit dem Taxi in einen Stadtteil von Peschawar, den ich noch nie zuvor gesehen hatte. Er sah gepflegt aus, wie Hayatabad. Nach kurzer Zeit ließ der Führer den Fahrer anhalten und wartete, bis das Taxi verschwunden war. Dann gingen wir einige hundert Meter zu Fuß, bis wir ans Tor einer großen Villa kamen. Mein Führer klingelte, und wenige Augenblicke später erschien ein Mann mit einer Kalaschnikow und ließ uns ein. Wir durchquerten einen üppigen Garten und betraten das Haus. Es war wunderschön, sehr europäisch gestaltet, es sah dort aus wie auf Bildern englischer Herrenhäuser, die ich früher gesehen hatte. Mehrere Männer mit Sturmgewehren drückten sich im Innern des Hauses herum.
    Wir gingen in den ersten Stock hinauf und gelangten in ein großes Zimmer, wo zwei Männer sich auf Kissen auf dem Boden niedergelassen hatten und Tee tranken. Die Wache, die uns eingelassen hatte, befahl mir, mich zu setzen und zu warten. Dann geleitete der Wachmann meinen afghanischen Führer aus dem Raum.
    Einige Minuten später kam ein blonder Mann herein. Er hatte eine helle Haut und blaue Augen. Ich dachte zuerst, er sei Deutscher, aber dann stellte er sich vor.
    „Assallamu Alaykum . Ich bin Abu Said al-Kurdi.“Der Mann war Kurde. Ich nannte meinen Namen, und dann sagte er, ich solle mein Gepäck nehmen und ihm folgen.
    Wir nahmen ein Taxi, das uns zu einer Bushaltestelle brachte, und fuhren von dort bis zum Flüchtlingslager. Abu Said führte mich zu dem konspirativen Haus, in dem ich damals meine erste Nacht im Flüchtlingslager zugebracht hatte, und wies mich an, meine Sachen dort zurückzulassen. Dann verließen wir dieses Haus und begaben uns in den Bereich des Lagers, den mir Abu Anas am ersten Tag gezeigt hatte – zu den großen Häusern, in denen die arabischen Kämpfer mit ihren Familien lebten. Diese Häuser waren vom übrigen Lager räumlich etwas abgesetzt. Außerdem waren sie sehr viel schöner, geräumiger und aus Ziegelsteinen errichtet.
    Wir hielten vor einem dieser Häuser an, und Abu Said klingelte. Eine Wache ließ uns ein. Drinnen, im Wohnzimmer in der vorderen Haushälfte, traf ich den Mann wieder, der mich an meinem letzten Abend vor der Abreise nach Khaldan beherbergt hatte – den Mann mit der Brille und dem gestutzten Bart. Von Osama und Hamza wusste ich inzwischen, dass dies Abu Zubayda war.
    Abu Zubayda führte mich in sein Arbeitszimmer, Abu Said blieb im Wohnzimmer zurück. Sobald mein neuer Gastgeber die Tür hinter sich geschlossen hatte, übergab ich ihm den Brief von Ibn Sheikh. Er las ihn, dann legte er mir die Hand auf die Schulter und lächelte.
    „Masha’allah“, sagte er. „Du hast dich in Khaldan sehr gut bewährt. Ich bin stolz auf dich. Morgen wirst du in ein anderes Lager in der Nähe von Jalalabad gehen und dort mit deiner Ausbildung mit Sprengstoffen beginnen.“
     
    Abu Said und ich blieben in jener Nacht im konspirativen Haus. Dort hielten sich noch mehrere andere Männer auf, aber keiner von ihnen war mir von meinem ersten Besuch dort bekannt.
    Am folgenden Morgen fuhren Abu Said und ich mit einem Geländewagen-Taxi in die Berge, in Richtung des Khyber-Passes. Meine Aufregung wuchs. Während der letzten Monate in Khaldan hatte ich mich gelangweilt, und jetzt freute ich mich auf eine neue Aufgabe. Und ich wollte unbedingt mehr über Sprengstoffe lernen, schon während der Ausbildung in Khaldan war das mein Lieblingsfach gewesen.
    Die Landschaft wurde immer schöner, je weiter wir den Khyber-Pass hinauffuhren. Die Felswände auf beiden Seiten der Straße ragten Hunderte von Metern in die Höhe, und überall waren Forts und Ruinen zu sehen. Ich freute mich auf mein neues Abenteuer.
    Ich hatte so viel über den Khyber-Pass gelesen, dass es fast ein unwirkliches Gefühl war, jetzt tatsächlich dort zu sein. Die größten Armeen in der Geschichte der Menschheit hatten diesen Weg genommen. Darius war dort mit seinen persischen Soldaten durchgezogen, später dann Alexander der Große und Dschingis Khan. Die Armeen der Mongolen, Tataren, Türken, der Moguln und Afghanen folgten. Und schließlich die Briten. Ich schaute aus dem Wagenfenster und stellte mir dabei die zahllosen Generationen von Kriegern vor, die durch diese ausgedörrte, erbarmungslose Landschaft marschiert waren.
    Abu Said riss mich aus meinen Träumereien,

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