Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story
Mission konzentrieren.“
Ich nickte, und er fuhr fort: „Außerdem darfst du nie mit einem Afghanen sprechen, seien es nun Führer, Wachen oder Köche. Kein einziges Wort!“
Ich nickte erneut, um ihm zu zeigen, dass ich verstanden hatte. Dann drehte er sich um und verschwand so schnell, wie er gekommen war, wobei seine Füße wie bei einem Tänzer über den Boden huschten.
Ich setzte mich in die Moschee und genoss deren Dunkelheit und kühle Luft. Ich spürte, wie sich mein Körper etwas erholte. Meine Augen schmerzten nicht mehr unter der brennenden Sonne. Die Explosionen und Gewehrsalven schallten weiterhin über die Berge, aber ich begann mich allmählich daran zu gewöhnen.
Nach einigen Minuten hörte schlagartig jeder Lärm auf. In der Moschee herrschte nun völlige Stille, kein Vogelgezwitscher, keine Explosionen mehr, nichts. Ich konnte jetzt sogar meinen Atem und mein Herz hören, das allmählich nach all der Anstrengung und Angst wieder ruhiger zu schlagen begann.
Plötzlich ging mit einem lauten Geräusch die Tür auf. Fünf riesige Männer stürmten in die Moschee. Sie waren alle in ihren Zwanzigern und hatten eine ganz weiße Haut und helle Augen. Jeder von ihnen hatte eine Kalaschnikow umhängen und trug einen Gürtel voller Munition und Granaten. Sie hatten die gleichen dunklen Ringe unter den Augen, wie ich sie bereits bei Amin und Yasin gesehen hatte.
Als mich die Männer bemerkten, lächelten sie und kamen zu mir herüber. Ich konnte an ihrem Akzent erkennen, dass sie aus Tschetschenien stammten, aus diesem Grunde sprach ich sie Englisch an. Sie stellten sich unter ihren angenommenen Namen vor – Abu Enes, Abu Omar und so weiter. Wir begrüßten uns auf die typische Weise, indem wir unsere Schultern gegeneinanderpressten. Ich konnte die brachiale Stärke ihrer Körper spüren.
Es war die Zeit des Mittagsgebets, und so begann sich die Moschee allmählich zu füllen. Am Ende waren insgesamt etwa sechzig Männer anwesend. An ihren Gesichtern konnte ich erkennen, dass sie aus der ganzen Welt stammten – Nordafrika, dem Nahen und Mittleren Osten und Zentralasien.
Kurz vor dem Beginn des Gebets fiel mir ein, dass ich meine Waschungen noch nicht vorgenommen hatte. Ich wandte mich an den Mann direkt neben mir und fragte ihn, wo hier das Badezimmer sei. Er fasste mich am Arm und führte mich aus der Moschee hinaus über einen offenen Platz hinunter zum Flussufer. Dort zeigte er auf eine Reihe von kleinen Kabinen, die inmitten einer Gruppe großer Felsen standen. Er erklärte mir, dass ich das Wasser mit einem Eimer aus dem Fluss holen müsse und mich dann in einer dieser Hüttchen waschen könne.
Ich tauchte meine Hand ins Wasser. Obwohl es den ganzen Tag glühend heiß gewesen war, war das Wasser eiskalt. Es musste also direkt von den Schneebergen herunterkommen.
Nachdem ich meine Waschungen beendet hatte, kehrte ich in die Moschee zurück, um die salat zu verrichten. Ich bemerkte, dass die Tschetschenen ihre Kalaschnikows während des Gebets zwischen die Beine gelegt hatten. Nach dem Gebet stand der Mann, der mir die Kabinen am Fluss gezeigt hatte, auf, um mich der Gruppe vorzustellen. „Dies ist Abu Imam“, sagte er. „Er ist euer neuer Bruder. Er unterstützt uns seit heute in unserem Dschihad.“
Ich musste lächeln, als mich alle Männer in dieser Moschee begrüßten und mir zujubelten. „Masha’allah! Masha’allah! Masha’allah! “
Wir verließen die Moschee und gingen hinüber zur Kantine, die das erste Gebäude war, das ich am Eingang des Lagers gesehen hatte. Sie war aus Stein errichtet, nur das Dach bestand aus getrockneten Blättern, die wie Palmwedel aussahen. Mir waren diese Pflanzen schon auf der Wanderung aufgefallen. Innen war das Dach allerdings mit Plastik abgedeckt, um das Wasser draußen zu halten.
Wir saßen alle auf dem Boden und aßen eine Art Bohneneintopf. Es schmeckte fürchterlich, aber ich war so ausgehungert, dass ich meine ganze Portion aufaß. Nach dem Essen trat ein anderer Mann an mich heran und forderte mich auf, ihm zu folgen. Er überreichte mir einen dünnen Schlafsack und einige Decken und führte mich dann quer durchs Lager zu einer Gruppe kleinerer Gebäude. Er ließ mich in eines eintreten und teilte mir mit, dass ich ab jetzt hier schlafen würde. Ich schaute mich um und bemerkte, dass neben mir noch etliche andere hier wohnten. An der Wand entlang lagen sauber geordnet ihre Sachen. Einen eigentlichen Fußboden gab es nicht – nur
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