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Mein Leben, die Liebe, und der ganze Rest

Mein Leben, die Liebe, und der ganze Rest

Titel: Mein Leben, die Liebe, und der ganze Rest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Hoßfeld
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Verliebtheit zwar kurz gefährdet, aber nur ganz kurz. Augen zu und durch, denke ich mir.
    Anna probiert das schwarze Shirt an. Es steht ihr wirklich besser als mir und passt außerdem perfekt zu ihrer magentafarbenen Brille.
    Wir drehen uns vor dem Spiegel hin und her und zupfen gegenseitig an uns herum. Was wir sehen, gefällt uns.
    „Perfekt!“, stelle ich fest. „Und dazu nehm ich das Top!“
    „Brauchst du gar nicht“, schnauft Anna, während sie sich in eine viel zu enge Jeansröhre zwängt. „Zieh einfach einen schicken BH drunter.“
    Einen schicken BH ? Schön wär’s!
    „Definiere schick“, seufze ich.
    „Mitternachtsblau. Spitzen. Hauchdünne Träger. Sexy eben.“ Anna stöhnt auf. Sie hat es tatsächlich geschafft, den Reißverschluss zuzuziehen.
    „Sitzt perfekt“, grinse ich.
    Anna japst. „Nur atmen darf ich nicht. Und essen natürlich auch nicht. Aber das halt ich aus.“
    „Klar.“
    Mein Blick fällt auf die Boyfriendjeans, die ich mit in die Kabine genommen habe. Im Internet sah sie irgendwie cooler aus. Rein interessehalber ziehe ich sie an.
    „Nee“, meint Anna. Sie hat das Shirt hochgeschoben und betrachtet interessiert ihre Speckröllchen, die über den engen Hosenbund quellen.
    „Was meinst du?“, frage ich.
    „Das da.“ Sie zeigt auf meine Boyfriendjeans und schüttelt den Kopf. „Sieht irgendwie doof aus. Total sackartig.“
    Finde ich auch. Der Brüller ist es wirklich nicht. Ich erzähle ihr von meiner Uraltjeans und der gestrigen dramatischen Rettungsaktion.
    Anna prustet – soweit es ihr akutes Atemdefizit zulässt – und sagt, dass ich gut daran täte, meine alte Jeans wie geplant aufzupimpen, anstatt eine neue zu kaufen.
    „Investier die Kohle lieber in Dessous. Du weißt schon: schick, mit Spitzen und sexy!“ Sie zieht den Reißverschluss auf und lässt die angehaltene Luft entweichen. „Ich bin so fett geworden! Bis zur Party muss ich noch mindestens fünf Kilo abnehmen!“
    „In einer Woche? Vergiss es! Nimm lieber’ne Nummer größer“, schlage ich vor.
    „Kommt nicht in Frage! Das wäre gegen meinen Stolz!“
    Die Verkäuferin streckt ungefragt ihren Kopf durch einen Spalt im Vorhang.
    „Passt so weit alles?“
    „Jepp“, macht Anna und schält sich aus der Röhre. „Wir nehmen das Hängerchen und diese Jeans hier.“
    Nach dem Bezahlen fahren wir eine Etage höher und schlendern durch ein riesiges Schuhgeschäft, in dem es kilometerlange Regale voller Chucks in den verschiedensten Farben, Formen und Größen gibt. Sofort steuere ich auf ein paar silbergraue zu, aber Anna schüttelt schon wieder den Kopf und zeigt auf ein Paar himmelblaue, die ihrer Ansicht nach perfekt zu meinem neuen türkisen Hängerchen passen würden.
    „Oder nimm Fuchsia“, sagt sie, ein entsprechendes Modell betrachtend. „Grau ist doch total öde. Das kannst du in hundert Jahren tragen, aber doch nicht jetzt! Fuchsia ist ein cooler Kontrast!“
    Ich sag’s nicht gern, aber sie hat schon wieder Recht. Als Shoppingberaterin ist Anna unschlagbar! Vielleicht sollte sie das später mal beruflich machen?
    Die Fuchsia-Treter gefallen mir spontan, auch wenn die Farbe ein bisschen gewöhnungsbedürftig ist. Aber in Kombination mit griechischem Türkis und einer verwaschenen Jeans? Nicht übel. Ich seh mich direkt schon vor mir.
    „Gekauft“, nicke ich und zücke mein Portemonnaie, nachdem eine Anprobe und ein paar Schritte hin und her den Beweis erbracht haben, dass die Fuchsia-Chucks mir und meinen Füßen stehen und zudem genau die richtige Größe haben.
    Vor den Dessous brauchen wir eine Stärkung, beschließen wir. Wir gehen in ein kleines, rundherum verglastes Café am Rande der Einkaufsmeile. Anna ordert einen O-Saft; ich wähle eine Spezi und einen Blaubeermuffin mit weißer Schokolade.
    „Willst du nichts essen?“ Ich werfe ihr einen Blick zu, bevor ich meine Gabel in dem warmen, weichen, süßen Teig versenke.
    „Bis zur Party nicht, ich schwör’s! Vielleicht sogar nie wieder!“ Anna rollt ihre Augen zu der Glitzerdecke, die sich über uns und unserem Tisch spannt, und nippt an ihrem Saft.
    Ob jetzt ein guter Zeitpunkt wäre, um sie nach Lukas zu fragen und warum sie heute auf dem Schulhof offensichtlich auf Distanz zu ihm gegangen ist?
    Bevor ich meinen Mut zusammenraffen kann, kommt sie mir zuvor und sagt seufzend: „Ich hab im Moment dermaßen Stress mit Luki, das glaubst du nicht!“
    „Worum geht’s denn?“, erkundige ich mich möglichst wertneutral,

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