Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mein Leben, die Liebe, und der ganze Rest

Mein Leben, die Liebe, und der ganze Rest

Titel: Mein Leben, die Liebe, und der ganze Rest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Hoßfeld
Vom Netzwerk:
einen feinen Schokosahnesprühnebel in meine Richtung. „Geht’s vielleicht noch lauter?“
    Ich versuche mich zusammenzureißen und senke die Stimme. „Hat der sie noch alle?“
    Annas Augen huschen nervös hin und her. „Es ist ein Gerücht. Ich weiß nicht, ob es stimmt. Kira hat es von ihrem Bruder. Und der hat es von einem Freund, der mit Luki trainiert.“
    „Mann, dann weiß es ja bald die ganze Schule!“ Ich fische die Zitronenscheibe aus meinem Glas und lutsche sie aus. „Ich fass es nicht! Hast du schon mit Lukas gesprochen? Was sagt der denn dazu?“
    „Er streitet alles ab.“ Nachdenklich betrachtet Anna das Tortenstück auf ihrer Gabel. „Und er ist sauer, dass ich ihm so was zutraue.“
    Zwischen uns entsteht eine kleine Denkpause. Anna mümmelt konzentriert ihre Torte.
    „Traust du es ihm denn zu?“, frage ich nach einer ganzen Weile.
    „Ich weiß nicht“, druckst Anna. „Er will mit mir schlafen, das weiß ich. Er sagt es mir schließlich andauernd.“
    „Und was willst du? Ich meine, es geht schließlich nicht nur darum, was er will, oder?“
    Anna zuckt die Achseln und schnieft ein bisschen.
    „Ja, nee, klar. Keine Ahnung“, murmelt sie. „Auf jeden Fall will ich kein Wettobjekt sein. Und ich will mich auch nicht in einen miesen Arsch verliebt haben.“
    „Kann ich gut verstehen. Wär ja auch noch schöner!“ Ich schüttele energisch den Kopf. Was für eine Story! Arme Anna …
    Leicht gedämpft und ziemlich nachdenklich beenden wir unsere Tortenschlacht, die so fröhlich begonnen hat.
    „Ist das zwischen dir und Phillip denn noch kein Thema?“, fragt Anna mich, als wir unsere Portemonnaies rauskramen, um zu bezahlen.
    „Nö, nicht wirklich“, antworte ich. „Wir reden schon darüber, klar. Wie wir uns das vorstellen und so. Aber mehr eigentlich nicht. Auf jeden Fall müssen beide es wollen, das steht fest. Und es soll romantisch sein. Unbedingt! Schließlich ist so ein erstes Mal total einmalig. Das kann man nicht wiederholen. Das vergisst man sein ganzes Leben nicht!“
    „Wenn’s doof war, erst recht nicht“, grinst Anna. „Wetten?“
    Ich nicke. „Stimmt. Ich frag mich sowieso, ob man das überhaupt vorausplanen kann oder ob es nicht eher zufällig passiert. Wie soll das sonst gehen?“
    „Na ja“, meint Anna. „Vielleicht so: Du, Purzelbär, ich schlage vor, wir schlafen am 17. September um 18:35 Uhr zum ersten Mal miteinander. Einverstanden? – Oh ja, prima, Schnucki! Da hab ich noch nichts Besseres vor. Ich trag’s gleich in meinen Terminkalender ein.“
    Prustend verlassen wir das Café und schlendern untergehakt zu den Läden zurück.
    „Also, ich stell mir das eher so vor“, sage ich. „Man ist allein, man küsst sich, kuschelt miteinander, berührt sich. Und dabei wird die Lust immer größer und größer und ist schließlich irgendwann so groß, dass man es einfach nicht mehr aushält, und dann – “
    „Peng!“, sagt Anna trocken. „Und was ist mit Verhütung?“
    „Klar, gut vorbereitet sein muss man auf jeden Fall“, gebe ich ihr Recht. „Auch dass man nicht gestört wird, finde ich total wichtig. Stell dir mal vor, deine Mutter platzt ins Zimmer!“
    „Nee, lieber nicht“, sagt Anna entsetzt.
    Wir lachen, aber dann werden wir wieder ernst.
    „Du solltest unbedingt noch mal mit Lukas darüber reden“, sage ich. „Damit dieses blöde Gerücht aus der Welt geschafft wird.“
    Anna stimmt mir zu und zieht mich, bevor ich protestieren kann, in einen piekfeinen Wäscheladen.
    Lingerie Petit Bijou steht in goldener Schnörkelschrift über der Glastür, die sich mit einem dezenten Bimmeln eines unsichtbaren Glöckchens hinter uns schließt und mich in eine mir bis dahin vollkommen fremde Welt entführt. Spitzen, Rüschen, hauchzarte Stoffe … Ganz kurz überlege ich, ob ich umdrehen soll. Aber da huscht schon eine Verkäuferin auf uns zu und nimmt Anna und mich strahlend in Empfang, um uns in die Geheimnisse wunderschöner Unterwäsche einzuweihen, deren Haupteigenschaft zu sein scheint, aus möglichst wenig Stoff zu bestehen.
    *
    Erst am Abend komme ich dazu, meine Beute in Ruhe zu begutachten. Der mitternachtsblaue BH mit den winzigen eingeprägten Sternen und der dazu passende Slip waren zusammen fast doppelt so teuer wie das Hängerchen und die Chucks. Echt unglaublich, aber – wenn ich Anna Glauben schenken soll – jeden einzelnen müden Cent wert. Trotzdem … Wenn meine Mutter die Sachen entdeckt, bin ich erledigt. So teure

Weitere Kostenlose Bücher