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Mein Leben, die Liebe, und der ganze Rest

Mein Leben, die Liebe, und der ganze Rest

Titel: Mein Leben, die Liebe, und der ganze Rest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Hoßfeld
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was mir bei dem brisanten Thema zugegebenermaßen echt schwerfällt.
    Anna dreht ihr Glas nachdenklich hin und her. „Ich hab das Gefühl, er schränkt mich irgendwie total ein in letzter Zeit.“
    Ich unterdrücke ein Lachen. Die Frage, woher sie diese revolutionär neue und unglaublich schockierende Erkenntnis nimmt, verkneife ich mir genauso wie die Bemerkung, dass ich diesen Eindruck schon seit ihrem ersten gemeinsamen Tag habe. Stattdessen nicke ich verständnisvoll und murmele etwas Unverständliches.
    „Manchmal fühl ich mich, als würde er mich am liebsten in einen Käfig sperren. In einen goldenen zwar, aber immerhin in einen Käfig.“ Anna guckt mich an. „Geht dir das auch manchmal so?“
    Unter allergrößter Willensanstrengung gelingt es mir, nicht laut loszuprusten.
    „Du meinst, mit Phillip?“, frage ich.
    Anna nickt todernst.
    „Nö, also … nö“, erwidere ich wenig geistreich. „Irgendwie nicht.“
    „Hach“, macht Anna. „Phillip ist da ja auch ganz anders.“
    Na Gott sei Dank!, bestätige ich im Stillen. Das wär ja wohl auch noch schöner! Wo schon ihr Lukas ein Lukas zu viel ist. Wenn alle Jungs so wären wie der, würde ich mich mal ein bisschen mit Lenas Müttern unterhalten, um mich eventuell neu zu orientieren. Ernsthaft.
    Anna seufzt ein bisschen vor sich hin. Weil ich sie nicht bedrängen will, höre ich ihr höflich dabei zu, verdrücke währenddessen den Rest meines Muffins und überlege, ob ich mir noch einen zweiten bestellen soll. Aber das wäre ein bisschen gemein. Schließlich ist Anna seit einer Viertelstunde auf Nulldiät.
    „Ihr seid einfach füreinander bestimmt, Phillip und du“, sagt Anna plötzlich.
    Zuerst klingt es, als wollte sie mich verscheißern. Aber als ich sie angucke, sehe ich, dass sie es vollkommen ernst meint. Ich denke darüber nach. Füreinander bestimmt zu sein, hört sich total merkwürdig an, oder? Irgendwie aufgesetzt, übertrieben und pathetisch. Aber enthält es nicht ein klitzekleines Fünkchen Wahrheit? Ich hab mich vom ersten Augenblick fast magisch zu Phillip hingezogen gefühlt; unglaublich stark, wie von einem unsichtbaren Magneten. Und das, obwohl ich ihn zuerst total arrogant fand! Aber damals habe ich Selbstbewusstsein noch mit Arroganz verwechselt. Inzwischen kenne ich den Unterschied. Vielleicht hat Anna Recht, und wir sind tatsächlich füreinander bestimmt? Auf jeden Fall fühle ich mich so sehr mit ihm verbunden, dass ich mir nicht vorstellen kann, irgendetwas könnte uns jemals trennen. Keine Macht der Welt. Einen ernsthaften Streit hatten wir auch noch nie. Okay, das mögen manche langweilig finden. Ich finde es schön.
    „Um aufs Thema zurückzukommen … “, unterbricht Anna meine Überlegungen. „Luki hat eine saublöde Wette am Laufen.“
    „Was für eine Wette?“
    Anna zögert.
    „Ach, es ist eigentlich nur ein Gerücht“, weicht sie aus.
    „Aha.“ Ich hasse es, ihr jedes Wort einzeln aus der Nase ziehen zu müssen. „Und was für ein Gerücht?“
    Anna linst zu dem Kuchenbüfett, das dummerweise genau in unserem Blickfeld steht und mindestens tausend unwiderstehliche Leckerschmeckertorten für uns bereithält. Vielleicht sollte sie sich ein Stück Sahnetorte genehmigen, um sich ein bisschen locker zu machen?
    „Die Pfirsichtorte sieht lecker aus“, sage ich und beiße mir im selben Augenblick auf die Zunge.
    „Hm, nö, ich finde die Schokosahne attraktiver.“ Anna leckt sich über die Lippen. „Ich glaub, ich nehm ein Stück. Was soll’s? Heute hau ich noch mal richtig rein!“
    Ein kurzes Winken und ein Fingerzeig auf die Tortenplatte genügen. Bruchteile von Sekunden später steht ein hochkalorischer Schokoladenberg vor Anna und bringt ihre Augen zum Leuchten.
    „Kira aus meiner Klasse“, mampft sie, während sie sich die erste Portion der Kalorienbombe in den Mund schiebt, „hat mir gesteckt, dass Lukas mit einem Typen aus dem Fitnessstudio gewettet hat, er würde mich spätestens auf Phillips Party rumkriegen.“
    „Wie, rumkriegen?“, frage ich leicht begriffsstutzig.
    „Na, mit mir schlafen!“, faucht Anna.
    „Wie-bitte-was?? Und das erzählt er überall rum und schließt Wetten ab? Was für ein Arsch!“ Ich kann nichts dafür, dass meine Stimme schrill und laut klingt und sich plötzlich überschlägt. Zusätzlich werfe ich um ein Haar mein Speziglas um. Es ist wie ein spontaner Reflex.
    Drei ältere Jungs am Nachbartisch werfen uns interessierte Blicke zu.
    „Pscht!“ Anna zischt

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