Mein Leben, die Liebe, und der ganze Rest
trocken. „Wenn du dich da jetzt einmischst, wirst du in der Luft zerrissen und gefressen!“
Ich werfe Phillip einen Hilfe suchenden Blick zu, aber der steht vollkommen unbeeindruckt am Grill und sorgt wie ein Fließbandarbeiter für Nachschub. Dass ihm das Fleisch mittlerweile fast aus den Händen gerissen wird, scheint ihn nicht weiter zu stören.
Da anscheinend alle mit der Nahrungsaufnahme beschäftigt sind, wäre jetzt vielleicht ein guter Zeitpunkt, um das Haus zu sichern, fällt mir ein. Ich ziehe Lena am Ärmel hinter mir her. „Los, komm!“
Sie fragt nicht, sondern trabt einfach hinter mir her.
„Lass uns alles abschließen“, sage ich zu ihr. „Bis auf das Gästeklo und die Küche, okay?“
Lena nickt mir grinsend zu und schnappt sich zwei Brotkörbchen aus der Küche. Sie wirft mir eines zu. Dann flitzen wir durchs Haus.
Hatte ich erwähnt, dass Phillip und sein Vater in einer alten, verwinkelten Villa leben? Es dauert ziemlich lange, bis wir sämtliche Türen bis zum Dachboden abgeschlossen und die Schlüssel abgezogen haben. Auch die Außentüren in den Garten und auf die Terrasse haben wir abgeschlossen, damit das ständige Rein- und Rausgerenne aufhört. Wer aufs Klo will, muss durch den Keller.
Als wir nach einer geschätzten Ewigkeit fertig sind, fühle ich mich, als könnte ich schon wieder eine Dusche brauchen. Aber die Tür zum oberen Bad habe ich persönlich verrammelt, und natürlich habe ich mir nicht gemerkt, welcher Schlüssel der richtige ist. Hilfe! Von keinem der Schlüssel habe ich mir irgendetwas gemerkt. Und wir haben viele Schlüssel eingesammelt. Sehr viele, wenn man’s genau nimmt. Muss ich noch hinzufügen, dass sie sich so ähnlich sehen wie ein Ei dem anderen? Ich glaube nicht.
„Lena“, sage ich zu Lena. „Hast du zufällig den Überblick, welcher Schlüssel zu welcher Tür gehört?“
„Spinnst du? Wie das denn?“
„Och, ich dachte nur so.“
Wir beugen uns über die Brotkörbchen in unseren Händen und stöhnen gleichzeitig auf.
„Es wird hundert Jahre dauern, bis wir die alle sortiert und wieder zugeordnet haben“, ächzt Lena.
„Mindestens“, füge ich schwach hinzu.
Wir schwören uns, uns später ganz in Ruhe darum zu kümmern, wenn die Party vorbei ist (also frühestens morgen), und verstecken die Körbchen mitsamt den Schlüsseln im Vorratsschrank in der Küche. Die Fernbedienung lege ich gleich dazu. Als Lena vorschlägt, den Schrank vorsichtshalber auch abzuschließen und den Schlüssel mitzunehmen, schreie ich leise auf. Wenn ich noch einmal das Wort Schlüssel höre, krieg ich die Krise. Sie schließt trotzdem ab.
Erstaunlicherweise hat sich der erste große Ansturm auf das Büfett gelegt, als wir in den Garten zurückkehren. Und es ist sogar noch etwas übrig. Damit hatte ich nicht gerechnet.
„Yummy-yummy!“ Lena leckt sich die Lippen und häuft Salat, Käsewürfel und Klopse auf ihren Teller.
Ich nehme ein großes Stück Pizza in die Hand und staune darüber, wie voll es inzwischen geworden ist. Die Terrasse ist belagert, die Poolumrandung auch, und vom Rasen ist kaum noch was zu sehen. Ein paar Jungs spielen in dem Gedränge Fußball und lachen sich scheckig, sobald sich jemand über sie beschwert. Zwei Typen sind auf einen Baum geklettert und werfen mit Chips auf ein knutschendes Pärchen, das so in sich vertieft ist, dass es nichts davon merkt.
Etwas abseits hockt Billi auf einem Mäuerchen und unterhält sich mit zwei Mädchen aus der Oberstufe. Ab und zu lachen sie laut. Mir fällt ein, dass Billi als Einzige von uns noch nie einen festen Freund hatte. Aber sie macht nicht den Eindruck, als hätte sie ein Problem damit. Im Gegenteil, sie wirkt total glücklich und zufrieden. Als hätte sie meinen Blick gespürt, schaut sie plötzlich in meine Richtung und winkt mir fröhlich zu. Ich winke zurück.
Inzwischen wird natürlich auch getanzt, und ich verspüre große Lust, Phillip vom Grill loszueisen. Will der etwa den ganzen Abend da rumstehen und mit Paul und Krischan Würstchen umdrehen? Nö, oder?
Ich gebe ihm noch zehn Minuten. Wenn er bis dahin nicht von sich aus zu mir kommt, hole ich ihn mir!
Als Lena und ich satt sind, schlendern wir ein bisschen herum. Es wird langsam dunkel. Jemand hat die Lichterketten angemacht. Die Poolbeleuchtung springt automatisch an. Das Wasser leuchtet in einem irren Blau. Es sieht unglaublich cool aus.
Aus den Boxen kommt ein langsames Stück. Von hinten schlingen sich plötzlich zwei
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