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Mein Leben für dich

Mein Leben für dich

Titel: Mein Leben für dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loewe
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ihm vorhin den Umschlag überreicht und erklärt habe, dass ein Teil davon von Simon stammt. Er sah mich mit einem Ausdruck an, der mich total verlegen machte. »Mia«, flüsterte er, »Mia, du bist ein Engel. Und du verstehst es, andere zu besseren Menschen zu machen.« Na ja, überlege ich, vielleicht werde ich vor Simon lieber doch nicht Kais exakte Worte wiederholen. Er verdreht dann bestimmt bloß wieder genervt die Augen und bezeichnet ihn als schwülstigen Redenschwinger. Es reicht, wenn er erfährt, dass Kai seine Spende zu schätzen wusste und sich darüber gefreut hat.
    »Wirklich unglaublich, Frau Falkenstein, Sie haben ein Händchen für Wohltätigkeitsveranstaltungen!« Ich fahre herum. Vor mir steht Frau Kuhn, eine der Stadträtinnen, die jetzt meine Hand packt und überschwänglich schüttelt. Eigentlich fand ich sie immer ziemlich anstrengend, und sie hat eine Stimme, die einen an das schrille Pfeifen eines Wasserkessels erinnert, aber sie hat Einfluss und ist immer und überall anwesend. Kai hat mir neulich erzählt, dass ihre Meinung in Hamburg sehr geschätzt und ihre spitze Zunge gefürchtet wird. Nicht mal der Oberbürgermeister traut sich, etwas gegen sie zu sagen. Sie kennt Hinz und Kunz, ist Vorsitzende vieler sozialer Einrichtungen und gleichzeitig Regierungsbrandmeisterin der Freiwilligen Feuerwehr. Ich meine, das sagt doch schon alles, oder? Als Frau Kuhn jetzt vor mir steht, wird mir auf Anhieb etwas mulmig, aber sie lächelt mich freundlich an. »Wissen Sie«, sagt sie, »ich wäre hocherfreut, Sie auch als Mitglied in einem meiner Komitees zu haben. Bitte melden Sie sich unbedingt bei mir, wir brauchen dringend junge hübsche Gesichter. Wir sollten versuchen, uns das nächste Mal zusammenzutun, wenn es um die kulturelle Unterstützung minderbemittelter Kinder geht. Mir schwebt da so einiges vor. Und Sie, meine Liebe, sind anscheinend ein Geldmagnet. Sehen Sie sich die Leute an, sie werfen ja geradezu mit ihren Scheinen um sich. Ich sage Ihnen, das ist nicht die Regel.«
    Ich lache. »Vielen Dank für das tolle Kompliment, aber der wahre Geldmagnet ist in diesem Fall wohl eher Kai Thalbach.« Ich drehe mich suchend nach ihm um, kann ihn aber in der Menge nirgends entdecken. »Sie können sich nicht vorstellen, wie engagiert er ist. Kinder liegen ihm besonders am Herzen. Ach, Caro …« Ich halte die Schauspielerin am Arm fest. »Weißt du vielleicht, wo Kai steckt?«
    Caro sieht mich mit ihrem typischen süffisanten Blick an, der mich mittlerweile aber nicht mehr so verunsichert wie früher. »Nein, wieso?«, sagt sie mit leicht gereiztem Unterton. »Wenn nicht einmal du weißt, wo er sich herumtreibt, woher sollte ich dann wohl Bescheid wissen?«
    Ich schiele zu Frau Kuhn und bin heilfroh, dass sich die Stadträtin inzwischen schon jemand anderem zugewandt und uns nicht belauscht hat. So eine Szene ist doch mehr als peinlich. »Sag mal«, zische ich Caro zu, »findest du nicht, dass du etwas zu alt bist für so einen Zickenkrieg? Ich meine, du machst uns doch total lächerlich. Weißt du überhaupt, wie verrückt das auf andere wirken muss, wenn wir uns in der Öffentlichkeit … ?« Schnell beiße ich mir auf die Zunge, als mir bewusst wird, dass ich eben verrückt gesagt habe.
    Caro lächelt jedoch nur und legt dann sanft eine Hand auf meine Schulter. Ich verspanne mich unter der unerwarteten Berührung. »Mia«, raunt sie mir mit einem eindringlichen Blick zu, »wahrscheinlich hast du in diesem Punkt recht – ich sollte aufpassen, was ich laut von mir gebe. Aber unter uns beiden: Pass auf dein Herz auf. Du wirst sehen, zum Schluss bin doch ich diejenige, die an Kais Seite steht, weil er mich braucht, weil ich ihn besser kenne als jede andere, weil er auf mich angewiesen ist. Auch wenn du im Moment das Gefühl hast, du hättest von uns beiden die Oberhand.« Caro nimmt ihre Hand wieder weg und neigt leicht den Kopf. »Du bist so naiv, Mia. So jung. Du hast das Leben und seine Schattenseiten noch gar nicht richtig kennengelernt. Du tust mir jetzt schon leid.« Damit dreht sie sich um und zieht ab. Wieder lässt sie mich mit einem unguten Gefühl im Bauch zurück, aber dieses Mal ist es nicht nur Wut auf sie, die bleibt, sondern noch etwas anderes. Ein kleiner Zweifel, der mir zuflüstert, dass trotz Caros Besessenheit möglicherweise etwas an ihren Worten und ständigen Warnungen dran ist. Und wenn auch nur ein Hauch. Es waren ihre Augen, die mich verunsichert haben. Sie wirkten

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