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Mein Leben für dich

Mein Leben für dich

Titel: Mein Leben für dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loewe
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stimmt’s, Ralf?«
    Ralf nickt und legt seine Hand erneut auf Mias Knie. »Da ist man froh über jede kleine Entspannung.«
    »Lass mich!« Mia versucht, Ralfs Hand wegzuschieben, aber er packt nur noch fester zu.
    Das reicht. Ich springe von meinem Stuhl auf und drücke von hinten meinen Arm gegen seine Kehle, sodass er sofort von ihr ablässt. »Du Arsch, jetzt mach, dass du hier wegkommst!«, zische ich ihm ins Ohr. Es ist mir egal, dass sich inzwischen alle nach uns umdrehen. Ralf würgt und schnappt nach Luft.
    »He, Ruhe jetzt!« Mike geht dazwischen.
    Ich zittere vor Wut und am liebsten würde ich auch ihm eine in die Fresse hauen.
    »Was ist denn hier los?« Endlich taucht die Bedienung auf. »Verlassen Sie sofort unser Bistro oder ich rufe die Polizei.«
    »Alles in Ordnung?« Ich lege Mia eine Hand auf die Schulter, aber sie reagiert nicht. Sie ist blass vor Schreck, rappelt sich zitternd hoch und wendet sich dann von mir ab, die Arme schützend um ihren Oberkörper geschlungen.
    »Wir sehen uns, Simon. Schade, dass du uns noch nicht einmal mehr etwas Spaß gönnst.« Ralf wirft einen letzten anzüglichen Blick auf Mias Hintern, dann ziehen die beiden ab.
    Auf dem Nachhauseweg sagt keiner von uns beiden auch nur ein Sterbenswort. Ich kann nicht, ich weiß nicht, was und wie, meine Kehle ist wie zugeschnürt. Es musste wahrscheinlich irgendwann so weit kommen. Niemand kann auf Dauer mit einer derartigen Lüge leben. Ich hatte nur insgeheim gehofft, alles würde sich vielleicht von selbst regeln. Fehlanzeige!
    Ab und zu schiele ich in Mias Richtung, aber sie starrt nur geradeaus. Der Ausdruck in ihren Augen bringt mich fast um. Er schmerzt mich noch mehr als gestern, nachdem ich sie aus Kais Wohnung gerettet habe. Ich könnte schreien. Denn alles, was Mia zustößt, alles, was sie Schreckliches durchmacht, geht auf meine Kappe.
    Kurz bevor wir auf den Parkplatz des Hotels fahren, holt sie tief Luft. »Wer ist Rick?«, fragt sie tonlos, ohne mich dabei anzuschauen.
    Ich stelle den Motor aus und erspähe im selben Moment im Rückspiegel einen Mann mit Zigarette und Lederjacke, der an einem Laternenpfosten auf der anderen Straßenseite lehnt und uns fixiert.
    »Das ist Rick«, antworte ich mechanisch und Übelkeit überkommt mich. Es gehört viel dazu, wenn sich der Boss persönlich aufmacht, um einem etwas mitzuteilen. Und ich weiß, ich kann ihm nicht aus dem Weg gehen.
    Jetzt bewegt Mia langsam ihren Kopf in meine Richtung. Ihr Blick ist eine Mischung aus tausend Fragen, aus Verwirrung und Enttäuschung. Sie öffnet die Lippen, aber es kommt kein Ton aus ihrem Mund.
    »Bitte«, sage ich eindringlich und nehme ihre Hand. »Das, was ich dir jetzt sage, ist sehr, sehr wichtig, Mia. Und auch wenn es dir im Moment schwerfällt, du musst mir vertrauen, okay?«
    Sie antwortet nicht.
    »Frag mich nicht, warum, aber geh jetzt direkt durch das Parkhaus ins Hotel, okay? Warte nicht auf mich. Ich muss etwas erledigen. Allein.«
    Ihre Augen haften fest an meinen, als wollten sie darin eintauchen. Ich wünschte, ich müsste mich nie wieder von ihnen lösen. »Kommst du wieder?«, fragt sie mit leiser, erstickter Stimme.
    Ich zögere. Dann nicke ich.

Mia
    Ich bin einfach aufgestanden und gegangen. Ich musste für mich sein. Oben auf der Dachterrasse des Hotels ist niemand.
    Seit über drei Stunden starre ich in den Abendhimmel und hoffe auf etwas. Ein Zeichen, ein Gefühl, keine Ahnung. Die Geräusche unter mir zählen nicht. Sie sind so weit weg, dass sie mich nichts angehen. Sie scheinen beinahe einer anderen Welt anzugehören.
    Simon hat alle Fragen, die mir während seines Geständnisses durch den Kopf geschossen sind, ganz von selbst beantwortet. Ich brauchte nicht nachzuhaken. Ich weiß jetzt, wer Rick ist, ich weiß von seiner Gang und Simons Bruder, der im Gefängnis sitzt. Ich weiß von dem zufälligen Jobangebot meines Vaters und davon, dass Rick sich Simon zurückgeholt hat, damit er seine Schulden abarbeitet. Ich weiß von dem Drogendeal zwischen ihm und Kai. Auch davon, dass Simon gestern Abend seinen entscheidenden Auftrag hat platzen lassen, weil just in diesem Moment mein Hilferuf kam. Und ich weiß von seinem Gespräch mit Rick vor wenigen Stunden, in dem er Simon klargemacht hat, dass er nicht länger als Gangmitglied geduldet wird.
    Danach schwiegen wir. Ich spürte, dass nichts mehr kommen würde, dass Simon mir alles gesagt hatte, was wichtig war.
    »Warum erst jetzt?« war die einzige Frage, die ich

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