Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mein Leben für dich

Mein Leben für dich

Titel: Mein Leben für dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loewe
Vom Netzwerk:
über die Lippen brachte.
    Er sah mich an. »Ich wollte es dir schon früher erzählen … Aber dann hatte ich Angst, dich zu verlieren. Und dadurch auch mich.«
    Ich weiß nicht, was ich jetzt fühlen soll. Ich überlege seit Stunden und hoffe auf etwas, das mich weiterbringt, aber da ist nichts. In mir wächst die Befürchtung, dass es jetzt so weit ist. Dass sie mich einholen wird, diese schreckliche Leere. Dass sie mich vielleicht schon eingeholt hat. Dass Simon alles mit sich nimmt, was mich ausmacht. Und er wird gehen, das habe ich in seinem Gesicht gelesen.
    Noch vor ein paar Stunden dachte ich, ich hätte endlich erkannt, was ich will, könnte mir vertrauen, wüsste, zu wem ich gehöre. Aber wieder habe ich mich täuschen lassen. Der Unterschied ist, dass ich mich Simon näher gefühlt habe als Chris oder Kai. Bei ihm war es mir unmöglich, mich zu verstellen. Er hat meine echte, meine wahre Seite hervorgekehrt. Das hat mir zuerst Angst gemacht, aber dann habe ich mich lebendiger und vollständiger gefühlt als je zuvor. Und jetzt … macht es alles umso schlimmer. Denn nun habe ich etwas zu verlieren.
    Ich schließe die Augen, um ein letztes Mal verzweifelt und angestrengt in mich hineinzulauschen, um jeden Millimeter in mir abzusuchen nach irgendeinem Gefühl, irgendeiner Regung. Und plötzlich, ganz plötzlich spüre ich tatsächlich etwas. Da ist so etwas wie ein klitzekleiner glühender Funke. Ganz tief in mir drin. Und je länger ich mich auf ihn konzentriere, desto klarer wird mir, dass die Leere, vor der ich so große Angst habe, mich doch noch nicht ganz ausgefüllt hat. Und noch etwas begreife ich: Sie wird es auch nicht schaffen. Nicht, wenn ich jetzt gegen sie ankämpfe.
    Ich sehe Simons Augen wieder auf mich gerichtet. Ich hatte Angst, dich zu verlieren , hat er gesagt. Und dadurch auch mich.
    Mein Herzschlag beschleunigt sich, während ich mir seine Sätze wieder und wieder vorsage. Simon hat sich ebenso vor der großen Leere gefürchtet wie ich. Nur deshalb hat er mir die Wahrheit verschwiegen. Er brauchte mich, um weiterzuatmen. Er brauchte mein Vertrauen in ihn. Er hat es in seinem Brief gesagt: Du bist der einzige Punkt in diesem Durcheinander, an dem ich mich orientieren und festhalten kann …
    Ich springe auf und rase die Treppen hinunter. Denn plötzlich weiß ich, was ich zu tun habe. Ich darf Simon nicht gehen lassen, auch wenn es noch eine Menge zwischen uns zu klären gibt. Ich muss ihn aufhalten, ganz egal, wie. Denn wenn ich es nicht tue, dann werden wir beide von der Leere besiegt.

Simon
    Mia saß auf meinem Bett, als ich nach dem kurzen Gespräch mit Rick mein Apartment betrat. Ich war nicht überrascht, sie zu sehen. Ich setzte mich neben sie und fing einfach an zu reden, ohne dass sie mich irgendetwas gefragt hätte. Es war so, als würde jemand anderer erzählen und ich meiner eigenen Geschichte lauschen. Ich endete mit meinem kurzen Gespräch mit Rick, in dem er mir unmissverständlich sagte, ich wäre raus. Ein für alle Mal.
    »Dir ist klar, dass es vorbei ist, oder?«, fragte er gefährlich ruhig.
    »Ja.«
    Rick nickte. »Ben kommt bald aus dem Knast. Wenigstens eine gute Nachricht. Anscheinend haben die Bullen lange genug im Dunkeln getappt.«
    Ich sagte nichts. Einerseits war ich erleichtert zu hören, dass Ben freikam, andererseits … Keine Ahnung, wie es mit meinem Bruder und mir weitergehen soll. Wie unser Verhältnis aussehen wird, ob wir überhaupt wieder richtigen Kontakt haben werden. Es fällt mir unendlich schwer, an später zu denken, selbst an den nächsten Schritt.
    »Also dann …« Rick drehte sich um, schnippte seine Kippe auf den Boden und schlenderte davon. Ich starrte ihm hinterher.
    Ich könnte jetzt natürlich erleichtert sein, aber ich bin es nicht. Dafür kenne ich ihn zu gut. Ich weiß, was mit Till passiert ist. Die Sache mit mir ist noch nicht durch. Ricks »Also dann …« hat mir klargemacht, dass noch etwas nachkommt. Es war keine Abschiedsfloskel. Ich stehe noch immer in seiner Schuld, wahrscheinlich mehr als zuvor, und diese Tatsache wird er nicht unter den Tisch fallen lassen.
    Es klopft und ich fahre hoch. Mit rasendem Puls öffne ich die Tür, aber es ist nicht Mia, die davorsteht, um mir zu sagen, dass ich bleiben und nicht meine Koffer packen soll, dass sie mir verzeiht und noch immer will, dass wir Freunde sind, dass sie mich nach wie vor braucht, dass sie … mich trotz allem liebt. Es ist Tanja. Mist, ich hatte sie total

Weitere Kostenlose Bücher