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Mein Leben für dich

Mein Leben für dich

Titel: Mein Leben für dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loewe
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hier wird Mias Begleiter fürs Wochenende sein. Na, was sagen Sie jetzt?«
    Was, auf einmal ist es schon das ganze Wochenende? Ich hatte noch nicht einmal Zeit zu kapieren, worin genau meine Aufgabe für heute bestehen soll. Und ich kann mich nicht daran erinnern, jemals ein Ja zu dieser Sache aus meinem Mund gehört zu haben.
    »Wissen Sie, Renate«, fährt er an seine Angestellte gewandt fort, »Sie müssen bei einer Problemstellung immer vorausschauend denken, dürfen sich zugleich aber nicht vor Spontaneität scheuen, das ist das Geheimrezept, damit erlangen Sie den größtmöglichen Erfolg.« Der Hotelier reibt seinen Daumen gegen Zeige- und Mittelfinger, so als würde er Salz in eine Suppe streuen und ihr damit den letzten Pfiff verleihen.
    »Ja, Herr Falkenstein, da haben Sie sicherlich recht.« Die arme Renate wird rot und verschwindet flugs wieder aus der Tür. Herr Falkenstein greift nach seiner Kaffeetasse und stürzt den Inhalt hinunter.
    Ich will mir auch gerade einen Koffeinschub verleihen, um mein Denkvermögen wieder etwas auf Vordermann zu bringen, da fällt mein Blick auf einen verschnörkelten Goldbilderrahmen auf Falkensteins Schreibtisch. Ein kleines Mädchen, vielleicht zehn oder elf, mit rosa Schleifchen in den braunen Haaren, lächelt in die Kamera. Bei dem Anblick der Kleinen wird mir erst bewusst, was auf mich zukommen könnte, wenn ich mich nicht sofort aus dieser Sache herausmanövriere. Ich und Kinder? Das geht gar nicht. Die Theatersache klang zwar relativ entspannt, aber jetzt sehe ich mich schon in einer albernen Angestelltenkluft über eine Blumenwiese hopsen, Schmetterlinge haschen und mit einer Zehnjährigen im weißen Rüschenkleid Federball spielen. Außerdem verletzen sich Kinder ständig oder sie verschwinden oder ihnen wird ohne triftigen Grund schlecht und sie müssen kotzen.
    »Äh, da wäre noch eine Sache«, lege ich los, um Falkenstein vorsichtig zu stecken, dass ich absolut kein Fan von Kindern bin und es für alle Beteiligten besser wäre, wenn wir die Idee mit mir als Bodyguard wieder verwerfen.
    »Ja, natürlich, Sie haben recht, wir sollten endlich zum geschäftlichen Teil kommen.«
    Fuck, der Typ macht mich echt fertig und schafft es in einer Tour, mich zu unterbrechen und aus dem Konzept zu bringen. »Nein, das meinte ich eigentlich nicht, sondern …«
    »Um Himmels willen, es ist vollkommen berechtigt, nach den Rahmenbedingungen zu fragen, das muss Ihnen absolut nicht peinlich sein.« Falkenstein lehnt sich mit nachdenklichem Blick zurück. »Vorab nur noch zwei, drei kleine Punkte: Zum einen wäre es vielleicht von Vorteil, Sie blieben über Nacht im Hotel, dann stehen Sie meiner Tochter auch kurzfristig zur Verfügung. Zum anderen wird Renate sich um einen Wagen und einen anderen Anzug für Sie kümmern.«
    Ich zucke zusammen. »Einen … anderen Anzug?« Das Kostüm des Portiers blinkt vor meinen Augen auf wie ein Warnsignal. »Was genau stimmt mit diesem hier denn nicht?«
    Falkenstein lacht beherzt. »Ach, das dürfen Sie mir nicht übel nehmen, Herr Winter, an sich schätze ich die Schnitte der Neunziger. Aber dieses Modell sitzt, wenn ich das bemerken darf, etwas locker um Ihre Hüften.«
    »Aha.«
    »Ja, dann wäre das auch geregelt. Und nun endlich zum Finanziellen. Da Sie so spontan waren und ich Spontaneität schätze, halte ich als Bezahlung fünfhundert Euro für angemessen.«
    Mir bleibt die Spucke weg und ich starre Falkenstein einfach nur blöde an. Dann höre ich plötzlich Geld in meinen Ohren klingeln. So viel Geld, dass dafür wahrscheinlich jeder Vollidiot mit zehn kleinen Mädchen Ringelreihen tanzen würde.
    »Jetzt machen Sie doch nicht so ein erschrockenes Gesicht, Herr Winter«, höre ich die Stimme des Hoteliers wie aus weiter Ferne durch das Klingeln hindurch. »Pro Tag, versteht sich. Na, was sagen Sie?«
    Das himmlische Geräusch in meinen Ohren wird lauter und lauter, bis es ein wahres Prasseln ist, sodass ich die Warnungen mehr oder weniger überhöre, die mein armes Gehirn mit aller Macht versucht, mir mitzuteilen.
    »Herr Winter? Ist alles in Ordnung mit Ihnen? Wollen Sie ein Glas Wasser?«
    »Nein danke, es … geht schon«, stammle ich.
    »Also?«
    »Doch, ja«, höre ich mich sagen. »Ich schätze, ich bin einverstanden.«

Mia
    Mein Hotel-Apartment liegt ganz oben im vierten Stock und normalerweise nehme ich den Fahrstuhl, um nach unten in die Lobby zu gelangen. Dieses Mal laufe ich jedoch bewusst die vielen Stufen des

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