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Mein Leben für dich

Mein Leben für dich

Titel: Mein Leben für dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loewe
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Fuß zu fassen und …«
    Ich vernehme die Stimme meines Vaters zwar, aber ich brauche noch einen Moment, um mich von dem Schock auf der Treppe und diesen hellblauen Augen des Fremden zu erholen. Endlich schaffe ich es, den Mund aufzukriegen.
    »Ich glaube, ich kann auch für mich selbst sprechen«, unterbreche ich meinen Vater.
    »Ja, natürlich, mein Schatz.« Er gibt mir einen Kuss auf die Stirn.
    »Simon Winter wird dein neuer Begleiter sein, nachdem uns Herr Berg leider Hals über Kopf … nun ja, äh, verlassen hat. Jedenfalls für heute und morgen.«
    Mir wird heiß und kalt zugleich. Wie bitte, soll das ein Witz sein? Ich betrachte den Typen von oben bis unten. Er ist höchstens ein paar Jahre älter als ich, und wenn ich ihn irgendwo in einer Bar oder Disco gesehen hätte, wäre er – auch unabhängig von seiner krassen Augenfarbe – ein absoluter Hingucker gewesen, aber … dieser Grünschnabelsoll mein Aufpasser sein?
    Ich merke, wie nicht nur Wut in mir hochsteigt, sondern auch so etwas wie Panik. »Ich dachte, ich hätte dir erklärt, dass ich keinen Aufpasser brauche«, zische ich meinem Vater zu. »Ich bin schließlich kein kleines Kind mehr.«
    »Aber du bist mein Kind«, entgegnet mein Vater ungerührt. »Und ich mache mir Sorgen um dich. Im Internat hat man schließlich auch auf euch geachtet. Frau Behrens hatte mein größtes Vertrauen.«
    Ja, aber wir hatten Mittel und Wege, uns trotzdem abends rauszuschleichen, denke ich, etwas verunsichert von dem energischen Tonfall meines Vaters. Entweder will er vor diesem Jüngling den strengen Erzeuger mimen, oder aber er hat über Nacht auch an einem neuen Vorhaben gefeilt. Nämlich an dem, mir zukünftig mehr Kontra zu bieten.
    »Außerdem bist du erst siebzehn und daher noch nicht volljährig«, schiebt er hinterher und schafft es damit endgültig, dass ich mir vor dem gut aussehenden Typen wie ein Kleinkind vorkomme. »Du und Herr Winter werdet dieses eine Wochenende schon miteinander klarkommen, nicht wahr? Anschließend werden wir dann weitersehen.« Mein Vater klopft erst mir, dann diesem Herrn Winter auf den Rücken und marschiert zufrieden vor sich hin pfeifend ab.
    Stöhnend fahre ich mir über die Stirn. Das darf einfach nicht wahr sein. Ein neuer Albtraum. Zwerg war ja schon schlimm genug, aber obwohl er die vierzig längst durchschossen hatte, habe ich mich ihm gegenüber immer überlegen gefühlt. Dieser Typ hingegen macht mich extrem nervös und das liegt nicht nur an seiner Augenfarbe. Ich weiß nicht, wie ich ihn einschätzen soll. Ich weiß nur, dass mein Herz wie verrückt pocht und mir damit ganz klar sagt: Das hier wird kein Entspannungswochenende!
    »Dir geht es noch immer nicht so besonders, was?«, fragt der Fremde jetzt, aber besorgt sieht er dabei nicht aus. Im Gegenteil. Eher belustigt. Grinsend betrachtet er mich von oben bis unten, was ein seltsames Kribbeln auf meiner Haut verursacht, so als würden mir seine Blicke eine Dusche aus lauter kleinen Funken verpassen.
    »Ich habe noch nie gecheckt, warum man erst mit achtzehn seinen Führerschein bekommt, ihr Frauen aber mit diesen megagefährlichen Absätzen herumstöckeln dürft, sobald ihr in die Pubertät kommt.«
    »Ach, was du nicht sagst«, gebe ich patzig zurück, »das hört sich ja ziemlich schlau an für jemanden, der seinen Führerschein noch nicht besonders lange in der Tasche haben dürfte.«
    Sein Grinsen wird noch breiter und meine Wut größer. Ist es möglich, dass dieser Typ mich nicht für voll nimmt? Wäre ja kein Wunder, nachdem mein Vater mich eben in seiner Gegenwart wie ein Baby behandelt hat. Na ja, und immerhin bin ich Simon Winter mehr oder weniger vor die Füße gesegelt. Einen tollpatschigeren ersten Eindruck hätte ich wahrscheinlich nicht abgeben können.
    »Tja, einige von uns sind anscheinend schlauer als andere und finden Mittel und Wege, sich den Führerschein schon mit sechzehn zu beschaffen«, sagt er mit einer arrogant nach oben gezogenen Augenbraue.
    Oh Gott, was für ein Angeber. Mein Vater hat echt ein Händchen, wenn es um die Auswahl meiner Bodyguards geht, denke ich verbittert. Und anscheinend kein festes Schema, an dem er sich orientiert. Zumindest optisch hätte es zwischen Zwerg und Winter keinen größeren Unterschied geben können.
    »Schön, dann fahr mich jetzt endlich zum Theater«, murre ich, weil mir nichts mehr einfällt, was ich sonst hätte entgegnen können. »Aber ich steige nur ein, wenn du inzwischen eine staatlich

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