Mein Leben für dich
ganzen Charme auszuspielen.
Ich lächle mein süßestes, unwiderstehlichstes Lächeln. »Ja?«, hauche ich und flehe stumm, Kai möge diese peinliche Diskussion zwischen mir und meinem Anhängsel nicht mitbekommen haben.
»Ich wollte dir nur sagen, dass ich morgen Abend eine kleine Party im So lala gebe«, erklärt Kai. »Nichts Besonderes, einfach ein bisschen unter Freunden abfeiern. Wenn du Lust hast vorbeizukommen … Ich würde mich sehr, sehr freuen, Mia.«
Mein Puls rast und bei seinem zweiten »sehr« steigt mir die Hitze in die Wangen. Klar, will ich schreien, klar, klar, klar habe ich Zeit. Stattdessen zwinge ich mich, cool zu bleiben. »Morgen Abend?« Ich tue so, als müsse ich im Geiste meinen überfüllten Terminkalender durchforsten. »Doch, ja, das sollte eigentlich klappen.« Gleichzeitig präge ich mir den Namen der Location ein, die ich natürlich gar nicht kenne. So lala, So lala …
»Toll, dann sehen wir uns gegen acht?«
Ich nicke versonnen. Kai zwinkert mir zu, dann streichelt er kurz über meine Schulter und kehrt zurück zu seiner Bekannten, die ihm etwas zuzischt, mir noch einen giftigen Blick zuwirft und Kai in die andere Richtung zieht.
»Okay, meinetwegen können wir jetzt gehen«, sage ich, obwohl ich immer noch ziemlich sauer auf Simon und seine dummen Kommentare bin. Und wenn ich nicht wüsste, dass er sowieso bald wieder verschwindet, würde ich jetzt garantiert einen anderen Ton anschlagen. Aber so scheint mir das nur vergeudete Kraft zu sein.
»Okay, dann los«, erwidert er. »Übrigens – kann gut sein, dass wir es morgen erst nach acht in dieses So … Dingsda schaffen. Um halb habe ich nämlich noch ein Abschlussgespräch mit deinem Vater und ich weiß nicht, wie lange das dauert. Aber es ist sowieso uncool, pünktlich auf Partys zu erscheinen, also …«
Ich starre ihn entsetzt an, als ich ihn mir als Begleiter auf einer Party vorstelle. »Vielen Dank, aber du musst morgen nicht mitkommen, ich schaffe das auch sehr gut allein«, erkläre ich ihm.
»Ist mir vollkommen klar«, ist die schroffe Antwort. »Und dir ist wahrscheinlich klar, dass das keine Rolle spielt. Ich werde mitkommen. Weil es nämlich mein Job ist und ich bis morgen um Punkt Mitternacht von deinem Vater dafür bezahlt werde, dass ich dich begleite. Egal ob ins Theater, auf eine Party voller Schnösel oder in die Damensauna.«
Ich sehe das triumphierende Glitzern in seinen hellblauen Augen, die mich geradezu auszulachen scheinen. Urplötzlich wird mir heiß und ich senke den Blick. Seine Augen sind tabu, hatte ich mir doch vorgenommen. Sie geben mir das Gefühl, die Kontrolle zu verlieren, und damit handele ich mir nur Ärger ein. Ich kehre Simon Winter unterkühlt den Rücken zu und marschiere die Treppen hoch.
Simon
Das Stück geht weiter, aber obwohl ich den ersten Teil echt cool fand, kann ich mich jetzt nach der Pause nicht mehr richtig konzentrieren. Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich die ganze Zeit über grüble, woher ich die dumme Visage von diesem Selbstdarsteller Kai kenne. Wahrscheinlich aber nur aus irgendeiner Zeitung oder einem Fernsehinterview. Er gehört definitiv zu der Sorte Menschen, die mir absolut am Arsch vorbeigehen. Allein die Art, wie er ständig seinen Blick umherschweifen lässt, während er spricht, macht mich rasend. So, als wollte er sichergehen, dass er auch ja immer ein ausreichend großes Publikum um sich hat, vor dem es sich lohnt zu posen. Frauen scheinen allerdings auf diese Kategorie Männer abzufahren. Jedenfalls Frauen wie Mia, die aus der Bonzenschicht kommen und sich – obwohl sie selbst im Geld schwimmen – jemanden mit noch fetterem Konto suchen. Man sieht diesem Trottel von Thalbach einfach an, dass er Kohle bis zum Abwinken hat, auch wenn er sich betont lässig gibt. Dabei braucht er Stunden vor dem Spiegel, um seinen Haaren den gewollt unordentlichen Look, seinem Hemd ein paar, aber ja nicht zu viele Knitterfalten zu verpassen und den Krawattenknoten wie mal schnell aus dem Ärmel geschüttelt wirken zu lassen. Darauf wette ich. Das alles soll wahrscheinlich vorgaukeln, dass er einer dieser extravaganten, lockeren Künstlertypen ist, die auf Äußerlichkeiten keinen Wert legen, während genau das Gegenteil der Fall ist. Bei solchen Leuten muss alles einstudiert sein, selbst die Unordnung. Da bleibt für spontane Aktionen und echte Kreativität kein Platz. Ich wage zum Beispiel stark zu bezweifeln, dass er eine Frau so befriedigen kann, dass
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