Mein Leben für dich
verabredet haben. Aber ständig waren Simon und Kais Kollegin Caro in der Nähe, was es äußerst schwierig gemacht hat, ihm wirklich näherzukommen. Heute konnte ich mich endlich mal rauspirschen und ohne meinen Bodyguard losziehen. Simon hat sich bei meinem Vater spontan einen freien Nachmittag erbeten. Wofür auch immer – ich habe nicht nachgefragt. Erst hatte ich natürlich ein Date mit Tanja in Verdacht, aber die muss arbeiten, wie ich rein zufällig herausgefunden habe. Dass sie auf meinen Bodyguard steht, ist allerdings nicht zu übersehen, denn sie lungert öfter als nötig auf unserem Korridor herum und wirft ihm ständig verstohlene Blicke zu, wenn sie sich unbeobachtet fühlt. Und Simon … Ich bin mir sicher, er würde nichts anbrennen lassen, wenn sich die richtige Gelegenheit bietet. Aber egal, ich habe weitaus Wichtigeres zu erledigen, als hinter den beiden herzuspionieren. Zum Beispiel, weiter bei Kai aufzutrumpfen und mich in sein Herz zu stehlen.
»Für meine Verhältnisse könnte Simon Winter viel öfter freinehmen«, murrt Kai und löffelt den Cappuccinoschaum aus seiner Tasse. »Es ist doch wirklich übertrieben, wie er ständig an deiner Seite klebt und dich keine Sekunde lang aus den Augen lässt. Als wäre Hamburg voll von Straftätern.«
Ich kichere, weil ich gar nicht wusste, dass Männer so einen formvollendeten Schmollmund aufsetzen können. Aber Kai hat berufsbedingt anscheinend jede Art von Gesichtsausdruck in petto.
»Nein, ganz im Ernst, ich meine, was leistet dieser Kerl schon großartig, außer dass er sich immer gerade dann anpirscht, wenn wir uns mal in aller Ruhe unterhalten wollen?« Kai klingt jetzt richtig gereizt. »Wenn du mich fragst, steht er dir bloß im Weg und verhindert, dass du dich entfalten kannst.«
»Glaubst du?« Eigentlich freue ich mich ja darüber, dass sich Kai dermaßen von meinem Begleiter gestört fühlt, denn ich schätze, das beweist, dass er mich wirklich mag. Aber was, wenn er tatsächlich bald die Schnauze voll hat von meinem Bodyguard, und mich folglich auch abschreibt? Ich merke ja selbst, dass sich die beiden absolut nicht ausstehen können. Kai bemüht sich zwar wenigstens, freundlich zu sein, aber Simon macht keinen Hehl daraus, dass er Kai Thalbach und seine Schauspielerkollegen absolut lächerlich findet.
»Hm, weißt du was?« Mit verführerischer Stimme versuche ich Kai zu besänftigen. »Jetzt gerade sind wir beide aber ganz allein und Simon Winter weit, weit weg.« Hoffentlich, füge ich in Gedanken hinzu und blicke mich automatisch nach ihm um. Oh Gott, ich leide schon unter Verfolgungswahn.
Kai verzieht seinen Mund zu einem charmanten Lächeln und nimmt meine Hand. Ein Glücksschauer rinnt meinen Arm entlang. Ich hoffe nur inständig, dass er nicht wieder anfängt, an mir herumzugrabbeln. Allein die Vorstellung davon macht mich ganz zappelig.
»Weißt du, wir können uns in Zukunft bestimmt öfter mal ein, zwei Stunden treffen«, sage ich schnell, um mich selbst abzulenken und die Stimmung aufrechtzuerhalten. »Heute konnte ich mich schließlich auch ohne Probleme aus dem Hinterausgang schleichen.« Ich werfe ihm einen verschmitzten Augenaufschlag zu. »Hat doch etwas Spannendes, findest du nicht? Sich zu einer Verabredung stehlen … Wie in romantischen Filmen oder Theaterstücken.«
»Wirklich? Also wenn du mich fragst, im richtigen Leben finde ich das eher kindisch!«
Wumm! Ein dicker Klumpen Enttäuschung landet in meinem Magen, aber ich versuche, ihn schnell zu verdauen und nicht überempfindlich zu reagieren. »Na ja«, werfe ich hinterher, »ich meinte ja auch eher … ein, zwei Stunden sind besser als nichts.«
Kai lacht bitter auf und zieht seine Hand von mir weg. »Komm schon, Mia, jetzt überleg doch mal. Ich meine, ich bin sechsundzwanzig.«
Ich starre Kai an. Seine brüske Art erschreckt mich und irgendwie weiß ich nicht so recht, wie ich damit umgehen soll. »Ja … und?«, frage ich nach. Meine Stimme zittert ein bisschen. »Du meintest doch neulich erst, das Alter eines Menschen spielt gar keine große Rolle. Oder … bin ich dir jetzt plötzlich doch zu jung?«
Kai wiegt den Kopf hin und her und weicht meinem Blick aus. Toll, ich lag also richtig. Er hält mich für ein kleines unselbstständiges Mädchen, das glaubt, in einem Film zu leben.
»Also …«, presse ich hervor, »ich kann an meinem Alter nun mal nichts ändern, aber … ich blamiere dich doch nicht, oder? Ich meine, bisher haben wir uns doch
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