Mein Leben für dich
ist, warum ich sie manchmal so gerne provoziere oder aufziehe. Um diese Verwandlung auf ihrem Gesicht hervorzurufen. Das ist nämlich eines der wenigen Dinge, die sie nicht kontrollieren und mit Coolness überspielen kann. Ich schätze, das gefällt mir. Es ist so echt, ein Stück von der wahren Mia, die nur ab und zu zum Vorschein kommt.
»Warum hast du meinem Vater eigentlich vorgemacht, du würdest Kai Thalbach nett finden?«, fragt Mia, während sie am Saum ihres Kleidchens herumzupft. Eine leichte senkrechte Falte bildet sich zwischen ihren Augenbrauen. »Ich meine, das war doch gelogen. Ich weiß, dass du ihn nicht ausstehen kannst.«
»Also, zunächst einmal, ich habe nicht gesagt, dass ich ihn nett finde, sondern nur, dass er ganz in Ordnung ist«, stelle ich richtig.
»Aha, und das hast du ernst gemeint?« Sie gluckst in sich hinein.
»Wieso, das sagt schließlich nicht besonders viel über jemanden aus, oder? In Ordnung sind wahrscheinlich die meisten Menschen, der Rest ist Geschmackssache. Ich verstehe nur nicht, was du so Besonderes an ihm findest. Klar, er sieht gut aus, kann schlau daherreden, hat Geld, ist erfolgreich …«
Mia macht eine bestätigende Geste, als wolle sie sagen: Eben. Und was braucht frau wohl mehr? Ich würde ihr gerne antworten: Ehrlichkeit, Humor, Leidenschaft, echte Liebe … Aber das wäre irgendwie heuchlerisch, denn das sind alles leere Begriffe, wenn ich an Lissi und meine anderen Frauengeschichten denke. Also halte ich diesbezüglich lieber den Mund, denn sonst wäre ich kein Stück besser als dieser Schaumschläger Thalbach. »Also ich glaube, dein Schauspieler zieht permanent eine Show ab, nicht nur auf der Bühne, sondern auch im wirklichen Leben«, sage ich stattdessen. »Das langweilt mich am meisten an ihm.«
Mia zuckt die Schultern. »Keine Ahnung, ich glaube, jeder von uns verstellt sich manchmal, um in einem besseren Licht dazustehen, oder?«, murmelt sie. Dann blickt sie auf ihre zierlichen gebräunten Füße mit den hellrosa manikürten Nägeln und lässt ihre Zehen wackeln. Sie scheint weit weg in Gedanken, und ich würde alles geben, um zu wissen, was in der echten, unverfälschten Mia in diesem Moment vor sich geht. »Also wolltest du mir einen Gefallen tun, indem du gesagt hast, er wäre ganz okay?«, fragt sie plötzlich an mich gewandt.
Ich runzle die Stirn, weil ich den Faden verloren habe. »Was meinst du?«
»Na ja, mein Vater hatte von Beginn an eine ziemlich hohe Meinung von dir.« Sie blinzelt. »Warum auch immer«, schiebt sie mit dem Ansatz eines verschmitzten Lächelns hinterher.
Auch ich lache, weil diese kleinen Sticheleien für uns beide inzwischen zu einer Art Sport geworden sind. Sie gehören zu unserer Beziehung oder unserem Arbeitsverhältnis oder wie auch immer man das zwischen uns nennen mag.
»Und in dem Moment, als du erwähnt hast, Kai wäre in Ordnung, war er es für meinen Vater auch«, erklärt sie weiter. »Also … ich allein hätte ihn bestimmt nicht dazu bringen können, mich an drei Nachmittagen die Woche von dir zu befreien.«
»Na, dann freue ich mich ja, wenn ich dir auf diese Weise helfen konnte«, sage ich trocken. Mein Ego bekommt eine kleine Schramme, denn dass sie sich so darüber freut, mich an drei Nachmittagen loszuwerden, wurmt mich irgendwie. »Aber eigentlich habe ich in erster Linie an mich selbst gedacht«, schiebe ich deshalb schnell hinterher, um meine Selbstachtung wiederherzustellen.
»Ach so? Wie jetzt?«
»Na ja, dass ich Kai nicht als Volltrottel bezeichnet habe, war reine Notwehr. Ich meine, was glaubst du wohl, was dein Vater mit mir anstellen würde, wenn er wirklich davon ausginge, wir beide hätten etwas miteinander?«
Mia nickt. »Er würde dich wahrscheinlich feuern.«
»Unter Garantie sogar. Und ob du es nun glaubst oder nicht: Ich brauche die Kohle und will keinen Ärger mit deinem Vater. Also … ich weiß ja nicht, was du dieser Zeitungstante erzählt hast.« Ich grinse anzüglich zu ihr rüber. »Aber falls du wirklich so unglaublich scharf auf mich bist, wie diese Tussi annimmt, müssten wir uns schon heimlich miteinander vergnügen, damit mir meine Kohle nicht durch die Lappen geht. Wie wär’s mit Montag, Mittwoch und Freitag? Da hätte ich etwa drei Stunden frei von dem Quälgeist, für den ich sonst arbeite.«
»Also wirklich!« Mia setzt einen empörten Ausdruck auf, dann holt sie aus und pufft mir mit ihrer kleinen Faust gegen die Schulter.
»Autsch!«, mache ich und
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