Mein Leben für dich
mal was Tückisches einfallen, was auch den stärksten Seebären zum Kippeln bringt. Lass du dich mal lieber von deinem Papa herumschippern, der macht das ganz ordentlich. Oder frag nach dem ollen Peter, das bin ich. Aber mir gehört ja bloß so ’ne alte Schiffsratte, nicht so ’n schickes Prachtstück wie die Marina . Ist das schönste Boot hier am Steg.« Er lacht und winkt mir zu. »Na denn, ich mach, dass ich nach Hause komm, ist heute zu wenig Betrieb. Viel Spaß an Deck, Mädchen, und sieh zu, dass dir Neptun keinen Streich spielt!«
»Mach ich, danke, Peter!« Ich winke zurück und balanciere dann über das schmale Trittbrett, das vom Steg zum Boot führt. Ich glaube, ich stelle mich ziemlich dämlich an, und hoffe, dass mich niemand dabei beobachtet, wie ich mich nicht sonderlich grazil an Deck hangle. Aber zum Glück kann ich weit und breit niemanden sehen, anscheinend ist zu wenig Wind zum Segeln.
Kaum bin ich an Bord angelangt, atme ich befreit auf und merke, wie die Seeluft schon jetzt beginnt, mir den Kopf freizupusten.
Das alles ist doch eigentlich gar nicht schlimm, sage ich mir, während ich die Treppen hinuntersteige, um die Tür zum Innern des Bootes aufzuschließen. Kai kann natürlich nicht einfach springen, wenn ich nach ihm rufe. Immerhin ist er ein viel beschäftigter Mann, und dass er heute einen Auftritt in Stuttgart hat und schon vormittags wegmusste, dafür kann er nichts. Trotzdem hatte ich ultraschlechte Laune. Aber wenn ich es mir recht überlege, weniger wegen Kais Absage als wegen meines Bodyguards. Mal wieder. Der Typ kostet mich echt Nerven, ob ich es nun wahrhaben will oder nicht. Aber ich werde mir meinen freien Nachmittag auf keinen Fall verderben lassen, ich werde ihn in vollsten Zügen genießen, jawohl. Auch ohne Simon Winter … Oder vielmehr, gerade ohne ihn.
Ich schnappe mir eine Sonnenliege, die ich in einer Ecke der Kajüte finde, und schleppe sie nach oben an Deck. Dann zupfe ich mein weiß-blaues Marinekleid zurecht, das ich für meinen Tag auf dem Segelboot ausgewählt habe und das Simon bei unserer letzten Shoppingtour besonders gut gefallen hat. Das habe ich daran gemerkt, dass er ausnahmsweise keinen blöden Kommentar dazu abgegeben, sondern er einfach nur große Augen gekriegt und dann genickt hat. Egal, denke ich, dann kriegt er es heute eben nicht zu sehen. Dafür wahrscheinlich etwas anderes …
Ich packe mein Schinkenbrötchen mit Gurke aus, beiße beherzt hinein und schlage »Sinn und Sinnlichkeit« auf, aber sosehr ich auch versuche, mich auf den Inhalt des Buches zu konzentrieren, bei den Liebesszenen schweifen meine Gedanken immer wieder zu Simon Winter und dieser Tanja ab und die Figuren in dem Buch nehmen automatisch ihre Gesichter an. »So etwas Bescheuertes!« Ich schleudere das Buch weg und schließe die Augen. Die Gesichter bleiben.
Plötzlich klingelt mein Handy. Dankbar für die Ablenkung greife ich nach meiner Tasche, in der mein Telefon vergraben liegt. Es ist Janine.
»Hallo, Süße!«, begrüße ich meine Freundin gedehnt.
»He, Mia, wie geht’s? Wo bist du? Bei dir rauscht es so komisch. Hab ich dich etwa unter der Bettdecke mit deinem Liebsten erwischt?«
»Nein, ich liege bloß an Deck unseres Segelbootes, ich brauchte dringend frische Luft.«
»Oje, du hörst dich ja nicht besonders happy an. Ist denn etwas Schlimmes passiert? Ich dachte, du triffst dich heute mit Kai, und war neugierig, wie es so läuft. Ist etwas dazwischengekommen?«
»Kann man so sagen. Er hatte keine Zeit.«
»Ach Mann, so was Doofes! Und dein manierenloser Bodyguard? Ist der wenigstens in der Nähe? Gib ihn mir doch mal, ich würde gern wissen, wie sich seine Stimme anhört!«
»Geht nicht«, brumme ich, »der hat heute was Besseres zu tun, als auf mich aufzupassen.«
»Ach was, steckt da etwa wieder diese Tanja dahinter?«
»Exakt. Sie hat erst mal ewig vor seiner Tür herumgelungert und dann irgendwann bei ihm angeklopft, ich hab sie genau beobachtet.«
»Warum denn?«, will Janine wissen. »Ich dachte, die beiden sind dir egal, jedenfalls hast du das in den letzten zwei Wochen mindestens hundertmal betont.«
»Stimmt ja auch, aber nach gestern, also …« Ich beiße mir auf die Lippen, denn was ist gestern schon am Elbstrand passiert? Nichts, was der Rede wert wäre! Mein Bodyguard und ich haben nur etwas herumgealbert und uns für unsere Verhältnisse relativ gut unterhalten und wenig gefetzt. Dass ich die ganze Nacht wach lag und mir immer
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