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Mein Leben für dich

Mein Leben für dich

Titel: Mein Leben für dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loewe
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senke den Blick. Ich weiß, Rick erwartet, dass ich ihm recht gebe, und wahrscheinlich wäre es wirklich das Beste, Falkenstein zu kündigen, denn seit ich für Rick arbeite, habe ich Mia gegenüber permanent ein schlechtes Gewissen und fühle mich wie ein mieser Heuchler. Aber ich kann sie nicht verlassen. Noch nicht. Nicht nur, weil ich Falkensteins Geld dringend brauche, um über die Runden zu kommen und Bens Wohnung zu bezahlen, sondern auch, weil Mia im Moment das einzig Gute in meinem Leben ist. Das Einzige, worauf ich mich freue und das mir das Gefühl gibt, mein Dasein hat noch irgendeinen Sinn. Als wir uns gestern umarmten, fühlte ich mich ihr näher als jedem anderen Menschen jemals zuvor. Ich fühlte mich getröstet und war ihr gleichzeitig dankbar, dass sie nicht weiter in mir herumstocherte, obwohl sie merkte, dass mich etwas belastete.
    »Noch drei, vier Einsätze und ich kann dich geringfügig beteiligen«, unterbricht Rick meine Gedanken. »Die Schulden, die ich durch dich und Bens Ausfall hatte, sind zwar erst zu einem Viertel getilgt, aber ich sehe ein, dass eine gewisse Entlohnung wichtig für die weitere Motivation ist. Und schließlich musst du von irgendetwas leben, wenn dein Hotelaufenthalt vorüber ist. Also, verlass dich auf mich, ich werde dich nicht einfach hängen lassen. Du bist jetzt einer von uns.«
    Ich entgegne nichts und versuche, Ricks durchdringendem Blick auszuweichen.
    »Diese Sache am Sonntag«, sagt er zögernd nach einer kurzen Pause, »ist ein echter Vertrauensbeweis, Simon. Wenn du den Auftrag meisterst, hast du dir meinen Respekt verdient. Ich könnte ihn auch jemand anderen erledigen lassen, aber … ich möchte, dass du das übernimmst.«
    Nun hebe ich doch den Blick. »Worum geht es?«, will ich wissen, denn sosehr ich wünschte, Rick würde mich einfach in Ruhe lassen, so neugierig machen mich seine vagen Äußerungen auch.
    Rick deutet mit einem Kopfnicken an, dass ich mich setzen soll. »Du weißt noch nicht alles«, sagt er mit einem feinen Lächeln. »Darüber, wie wir unser Geld verdienen. Ich wollte erst sehen, wie du dich schlägst, und jetzt denke ich, bist du bereit für den nächsten Schritt.«
    »Den nächsten … Schritt?« Mein Puls beschleunigt sich.
    Rick nickt. »Du weißt ja, je mehr Standbeine man hat, desto unwahrscheinlicher ist es, dass man kippt, selbst wenn es an einer Stelle zu wackeln beginnt. Und diese eine Sache, von der ich spreche … wackelt so gut wie nie. Sie ist bombensicher. Das macht sie so verdammt attraktiv.«

Mia
    Ich habe die Nacht auf Sonntag kaum geschlafen und bin auch nach dem Aufstehen noch so aufgeregt, dass ich zum Frühstück keinen Happen herunterbringe, obwohl schon viel dazugehört, wenn ich auf warme Croissants mit Butter und Marmelade verzichte. Heute Nachmittag um vier soll die Spendenaktion losgehen und im Geiste bin ich sicher an die zigmal jeden einzelnen Veranstaltungspunkt und jedes sonstige Detail durchgegangen. Ich kann gar nichts vergessen haben und trotzdem bin ich nervöser als vor meiner schlimmsten Physikprüfung. Na ja, fast jedenfalls.
    »Haben Sie sich denn schon entschieden, was Sie später tragen werden?«, fragt mich Renate, die heute zusammen mit mir am Tisch sitzt und Kaffee trinkt.
    »Ich glaube, es muss etwas Edles sein«, sage ich. »Auf jeden Fall ein langes Kleid. Eigentlich stehen zwei zur engeren Auswahl: ein schwarzes, das relativ schlicht ist, und ein lachsfarbenes mit Blümchenstickerei und Perlenneckholder.«
    »Ich finde, Sie sollten auf jeden Fall das lachsfarbene nehmen, schließlich sind Sie jung. Schwarz können Sie noch Ihr ganzes Leben lang tragen.«
    Ich betrachte Renate, die mir in den letzten Wochen irgendwie verändert vorkommt. Oder sehe ich sie plötzlich nur mit anderen Augen, weil ich bei den Vorbereitungen für den Konzertnachmittag so viel Zeit mit ihr verbracht habe? Sie war in den vergangenen Tagen durchgehend für mich da und hat meine Euphorie von Anfang an geteilt. Außerdem hatte sie eine Menge guter Ratschläge für mich, ohne dabei jemals besserwisserisch rüberzukommen. Aber das ist nicht alles. Seit ich Renate besser kenne, finde ich sie sogar richtig hübsch. Mir ist bis vor Kurzem zum Beispiel nie aufgefallen, was für ein herzliches Lachen sie hat und dass ihre Augen von einem ganz wunderbar warmen Farbton sind, beinahe wie honiggelber Bernstein. Und seit sie ihr Haar nun manchmal offen trägt, wirkt sie viel weniger streng und bestimmt zehn Jahre jünger

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