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Mein Leben für dich

Mein Leben für dich

Titel: Mein Leben für dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loewe
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Gratisgeschenk, das er so schnell nicht vergessen wird.«
    Auf dem Weg zurück ins Hotel schiele ich immer wieder mit Unbehagen auf die Plastiktüte auf dem Beifahrersitz neben mir, als wäre das Päckchen darin eine tickende Bombe, die jeden Augenblick losgehen könnte, und als ich damit die Lobby entlang zum Fahrstuhl laufe, habe ich das Gefühl, meine Schritte hallen lauter als sonst und alle Gäste starren mich an.
    »Ach, Simon?«
    Ich zucke zusammen und drehe mich um. Renate steht vor mir. Wie immer hat sie sich auf leisen Sohlen angeschlichen.
    »Ja?«
    »Würden Sie mir einen Gefallen tun? Sehen Sie doch bitte mal nach Mia, sie macht sich schon ganz verrückt wegen heute Nachmittag. Ich denke, sie kann etwas Unterstützung gebrauchen. Sagen Sie … Geht es Ihnen gut? Sie wirken heute ungewöhnlich blass. Wollen Sie ein Aspirin?«
    »Nein danke, alles in Ordnung. Ich schätze, ich bin bloß selbst ein bisschen nervös wegen nachher …«
    Renate nickt mit einem feinen Lächeln. Die Fahrstuhltür öffnet sich und ich bin froh, ihr zu entkommen. Auf meinem Zimmer lasse ich das Päckchen und die Armbanduhr sofort im Kleiderschrank verschwinden und werfe mich aufs Bett. Um auf andere Gedanken zu kommen, greife ich nach dem Buch aus der Bibliothek, das ich noch immer nicht zurückgebracht habe, und schlage es irgendwo auf.
    Es ist Nacht,
    und mein Herz kommt zu dir …
    Seltsam, denke ich, genau dieselbe Seite hatte ich das letzte Mal doch auch erwischt, dabei ist dort kein Eselsohr, kein Lesebändchen, nichts. Meine Augen überfliegen die Zeilen, aber ihr Inhalt kommt nicht bei mir an. Immer wieder schweift mein Blick zu dem Schrank mit dem Päckchen.
    »Du Scheißmemme«, fluche ich vor mich hin. »Jetzt tu nicht so, als würdest du kurz davorstehen, einen Mord zu begehen!« Klar, es ist illegal, was ich da tue, aber das waren die Autodiebstähle auch und damit hatte ich nie ein Problem. Also, wo ist der Unterschied? Ich schade niemandem. Der Typ, wer immer es auch ist, gibt schließlich freiwillig so viel Kohle für das Zeug aus. Niemand drängt ihn dazu. Ich wiederhole diesen Gedanken immer und immer wieder und merke, wie ich allmählich entspanne.
    Es ist Nacht,
    und mein Herz kommt zu dir,
    hält’s nicht aus,
    hält’s nicht aus mehr bei mir …
    Das Ringen des Zimmertelefons lässt mich zusammenschrecken. Ich schaue auf das Display. Es ist Mia. Ich muss rangehen, obwohl ich es am liebsten einfach weiterklingeln lassen würde.
    »Ja?«
    »Hallo, Simon. Ich dachte schon, du wärst gar nicht da.«
    Ihre klare Stimme zu hören, die meinen Namen ausspricht, fühlt sich unpassend in diesem Augenblick an. Falsch. Am liebsten hätte ich Mia erst wieder nach der Sache gesehen und gesprochen, dann würde ich mir vielleicht nicht mehr ganz so mies vorkommen. Aber woher soll Mia wissen, dass sie jemanden mit Namen anspricht, den sie gar nicht kennt? Sie vertraut mir, sie will, dass wir Freunde sind. Sie hält mich für einen guten Menschen, hat sie gesagt. Und ich kläre sie nicht über das Gegenteil auf, ich lasse sie in dem Glauben, weil ihre hohe Meinung von mir wie ein Strohhalm für mich ist, an dem ich mich festklammere. Als würde es dadurch wahr werden.
    »Darf ich dich um einen Gefallen bitten?«
    »Klar.«
    »Kannst du kurz vorbeikommen? Ich hätte gerne deinen Rat zu etwas.«
    Ich zögere mit meiner Antwort. Ich weiß nicht, ob ich es ertragen kann, ihr in die Augen zu blicken. Und wobei könnte ich ihr wohl helfen?
    »Simon?«
    »J-j-ja, ich bin so gut wie unterwegs«, stammle ich und lege auf. Ächzend hieve ich mich aus dem Bett und klatsche mir im Bad eine Ladung kaltes Wasser ins Gesicht. Wenigstens komme ich so für einige Zeit aus der Nähe dieses verdammten Päckchens, denke ich. Und bei Mia zu sein, bedeutet zugleich auch Ablenkung. Die kann ich jetzt definitiv brauchen.

Mia
    Wahrscheinlich war es total albern, ausgerechnet Simon anzurufen, denke ich, nachdem ich aufgelegt habe. Immerhin ist er ein Kerl. Aber mir ist ansonsten einfach niemand eingefallen, den ich noch hätte fragen können. Eigentlich ziemlich erschreckend! Es wird höchste Zeit, dass ich bald eine neue Freundin in Hamburg finde, mit der ich alle wichtigen Frauensachen besprechen kann, auch wenn natürlich kein Mädchen der Welt jemals Janine ersetzen könnte.
    Renate war ja von vornherein für das lachsfarbene Kleid, ohne es überhaupt gesehen zu haben, aber ich finde, in dem schwarzen sehe ich seriöser aus, eben wie eine

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