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Mein Leben für dich

Mein Leben für dich

Titel: Mein Leben für dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loewe
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verrennen.

Simon
    Unausgeschlafen und mit nichts als einem schnellen Kaffee im Magen tauche ich wie abgemacht um Punkt halb zwei Uhr nachmittags bei Rick auf. Er öffnet mir, bevor ich klingeln kann.
    »Gut, du bist pünktlich. Genau wie unser Paket. Der Kurier hat es vor einer Viertelstunde abgeliefert. Los, komm schon rein.«
    Ich verkneife mir die Frage, wer dieser Kurier ist, ich will es gar nicht wissen. Ich werde den Auftrag erledigen, wie ich auch die anderen erledigt habe. Ohne irgendetwas zu hinterfragen und indem ich mein Gehirn komplett ausschalte. So schlage ich mich jetzt seit zwei Wochen durch. Auf diese Weise funktioniert es am besten, auch wenn ich das Gefühl habe, nur noch halb zu existieren. Aber etwas anderes bleibt mir nicht übrig.
    Rick schließt die Tür hinter sich. Mein Blick fällt sofort auf das harmlos wirkende Päckchen im Flur. Es ist eine kleine rechteckige Schachtel, umwickelt mit buntem Geschenkpapier, und sieht aus wie ein kleines Geburtstagspräsent für Kinder. Ich denke sofort an Lego- oder Playmobilfiguren, obwohl ich weiß, dass der Inhalt einiges mehr wert ist. Mein Puls beschleunigt sich, als Rick mir das Ding in die Hand drückt.
    »Hör zu, der Kunde soll dir zuerst das Geld geben, erst dann rückst du mit der Ware raus, hast du kapiert?«
    Ich nicke mechanisch.
    »Ihr trefft euch um sechs. An dieser Bushaltestelle hier.« Er zeigt auf einen Stadtplan, auf dem er ein Kreuz gemalt hat. »Dort sollte um diese Zeit noch niemand sein, der nächste Bus kommt erst zwanzig Minuten später.«
    »Ich treffe ihn in … Blankenese?«, frage ich entgeistert nach.
    Rick lacht spöttisch auf. »Klar, Mann, dachtest du etwa, ’ne Sache wie diese läuft in irgendwelchen verschmutzten Hinterhöfen oder Tiefgaragen ab, wie in diesen scheiß Gangsterfilmen? Außerdem hatte ich angenommen, der Treffpunkt käme dir gelegen, wo du doch sowieso in der Nähe beschäftigt bist.«
    Ich zucke mit den Schultern. Ist doch egal, wo das Ding stattfindet, denke ich. Hauptsache, ich bringe es hinter mich. Ich werde es tun, ich werde alles tun, was Rick von mir verlangt, bis diese verdammten Schulden abbezahlt sind. Und eines habe ich mir geschworen: Ich will keinen einzigen Cent von Rick für meine Arbeit sehen, bis nicht alles beglichen ist. Ich will keine Anteile, denn Geld von ihm anzunehmen, würde mich nur wieder zurückwerfen. Ich will ihm keinen Furz schuldig sein. Ich verstehe meinen Bruder. Ich verstehe ihn besser als je zuvor. In Ricks Schuld zu stehen bedeutet, ihm das eigene Leben als Pfand zu hinterlassen und Gefahr zu laufen, es nie wieder zurückzukriegen.
    »Okay, also woran erkenne ich ihn?«, frage ich.
    Rick pult mit dem Nagel seines Zeigefingers zwischen seinen Zähnen herum, und ich muss wegsehen, weil mich sein Anblick einfach nur anekelt.
    »Er ist dunkelblond, trägt helle Hosen, ein blaues Jackett und eine braune Lederaktentasche«, murmelt er. »Darin wird sich das Geld befinden.«
    Ich nicke und präge mir das Bild in meinem Kopf ein. »Kennst du den Typen? Wie alt ist er?«, hake ich nach.
    »Ende zwanzig, schätze ich. Bisher war Mike für ihn zuständig. Aber er weiß Bescheid, dass ihn heute jemand anderer erwartet. Du wirst dunkle Hosen tragen und ein weißes Hemd mit hochgekrempelten Ärmeln. Kannst du so etwas auftreiben?«
    Ich nicke.
    »Okay. Außerdem schieb dir eine Sonnenbrille in die Stirn. Das Päckchen wirst du in der linken Hand halten und … diese Armbanduhr hier tragen.« Rick überreicht mir eine unauffällige Herrenuhr mit schwarzem Lederband. »Pass auf, dass sie gut sichtbar ist. Redet nicht mehr als nötig. Lass dir die Aktentasche mit dem Geld geben – insgesamt zwölftausend Kröten.«
    »Was?«
    »Ja, der Kerl ist noch mit seiner letzten Zahlung im Rückstand. Deshalb gib ihm das Paket erst dann, wenn du die Kohle hast. Der Junkie kriegt in Zukunft nichts mehr auf Pump. Wir sind schließlich kein Wohltätigkeitsverein. Pech, wenn er sich mehr reinzieht, als er sich leisten kann.«
    Ein schwindelerregendes Gefühl überkommt mich, als ich mir vorstelle, mit so viel Bargeld herumlaufen zu müssen. »Was, wenn er mir zu wenig gibt und ich es erst später merke?«, frage ich. »Ich kann ja schlecht in der Bushaltestelle anfangen, die Scheine durchzuzählen.«
    Rick lächelt. »In diesem sehr unwahrscheinlichen Fall«, sagt er, »wirst du dich zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal mit ihm treffen. Und zwar bei ihm zu Hause. Dann kriegt er ein spontanes

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