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Mein Leben nach der Todeszelle (German Edition)

Mein Leben nach der Todeszelle (German Edition)

Titel: Mein Leben nach der Todeszelle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damien Echols
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sich an denen zu rächen, die ihm unrecht getan hatten. Man hatte gehört, dass er sich mit seinen Feinden anfreundete und ihnen dann Rattengift und Batteriesäure einflößte. Einer, der ihm mal fünf Dollar gestohlen hatte, fand sich irgendwann auf dem Fußboden wieder, wo er Blut kotzte, nachdem er eine Tasse Kaffee mit ihm getrunken hatte. Dieser Mann erzählte mir alles, was ich wissen musste, um mich in diesem System zu bewegen und darin zu agieren. Und er verkaufte mir mein erstes Radio. Nachdem ich ein Jahr lang keine Musik gehört hatte, klangen Lynyrd Skynyrd wie ein Engelschor.
    Die ersten zwei Wochen im Todestrakt verbrachte ich damit, mich zu übergeben und zu schlafen. Ich hatte ziemlich heftige Entzugserscheinungen, weil ich die Antidepressiva nicht bekam, die ich drei Jahre lang genommen hatte. Das Strafvollzugssystem gibt für die medizinische Versorgung der Insassen nur das absolut Nötige aus, und nie im Leben hätten sie für einen verdammten Luxusartikel wie ein Antidepressivum Geld verschwendet. Statt mich nach und nach von dem Medikament zu entwöhnen, wie sie es hätten tun sollen, zwangen sie mich zum kalten Entzug. Ich schlief unruhig und konnte nichts im Magen behalten. Es war eine Höllenqual, aber rückblickend muss ich sagen, es war am besten so. Als ich die Droge nicht mehr in mir hatte, fühlte ich mich körperlich besser und geistig klarer. Ich nahm auch ab, was ich in der Zeit im County-Gefängnis zugenommen hatte. In einem Käfig hat man nicht viel Bewegung, und so hatte ich bis zu meiner Gerichtsverhandlung mehr als sechzig Pfund zugenommen. Irgendwann wog ich nur noch 116 Pfund. Meine Anwälte besuchten mich vielleicht einmal und sagten, sie würden Berufung einlegen – aber nichts von alldem ergab Sinn für mich, und nichts von dem, was sie sagten, brachte mir näher, wie ich die nächsten rechtlichen Schritte zur Anfechtung des Urteils einleiten sollte. Ihr oberstes Ziel war es, mich an der Teilnahme an meiner eigenen Verteidigung zu hindern, und deshalb erklärten sie mir nichts und wollten auch nichts von mir wissen.
    Allerdings bekam ich praktisch sofort Interview-Anfragen von den Medien. Ich dachte, so bekäme ich vielleicht die Chance, der Welt meine Geschichte zu erzählen. Bis jetzt hatte noch niemand meine Seite vertreten, und es war klar, dass es auch weiterhin niemand tun würde. Also gab ich ein paar Interviews, mit katastrophalen Folgen. Ein lokaler Nachrichtensender bekam das Material eines dieser Interviews in die Hände und behauptete, ich hätte » exklusiv « mit ihnen gesprochen. In Wahrheit hatte ich nie mit jemandem von diesem Sender geredet. Sie hatten das Material so zusammengeschnitten, dass es den Anschein erweckte, als hätte ich es getan. Ein Sprecher sagte so etwas wie: » Hier spricht Damien Echols über seine Führerrolle in einer Satanistensekte! « , und dann zeigten sie Aufnahmen von mir, in denen ich über etwas redete, das mit dem, was sie gesagt hatten, absolut nichts zu tun hatte. Aber das war noch nicht das Schlimmste. Das Schlimmste kam, als die Gefängnisverwaltung beschloss, mir zu zeigen, wie töricht ich mich benahm. Eine » Razzia « bedeutet, dass die Wärter kommen und unter dem Vorwand der Suche nach unerlaubten Gegenständen deine Zelle verwüsten. Und mit einer Razzia fing meine Lektion an.
    Eines Tages, nicht lange nach meiner Ankunft, hörte ich gerade Radio, als zwei Wärter in meine Zelle kamen und brüllten: » Razzia! « Sie fingen an, meine Sachen auf den Boden zu werfen und darauf herumzutrampeln. Sie versuchten absichtlich, die paar Habseligkeiten kaputt zu machen, die ich besitzen durfte. Meine Familie hatte mir Fotos geschickt, ein paar Bücher, und ich hatte das Radio. Einer der Wärter zog ein Messer aus dem Stiefel, warf es auf mein Bett und rief nach einer Kamera. Er machte ein Foto von dem Messer und schrieb einen Bericht, in dem er behauptete, er habe es in meiner Zelle gefunden. Ich konnte nicht glauben, was ich da sah. Ich hatte gedacht, dass man mir Dinge in die Schuhe schob, die ich nicht getan hatte, würde aufhören, wenn ich erst im Gefängnis wäre. Aber ich hatte mich geirrt.
    Eines Nachts, kurz vor Mittenacht, hörte ich auf dem Flur Schlüssel klirren, und ich wusste, sie kamen zu mir. Zwei Wärter kamen in meine Zelle, legten mir Handschellen an und brachten mich hinauf ins Büro des Direktors. Einer hielt mich bei den Haaren fest, während der Direktor mich würgte. Ich konnte den Alkohol in seinem

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