Mein Leben nach der Todeszelle (German Edition)
Halloween einen Schritt näher.
Als ich in der zweiten Klasse war, bekamen wir die Aufgabe, einen Brief an jemanden zu schreiben, den wir bewunderten. Die meisten Kinder schrieben an den Präsidenten oder an einen Sportler. Ich schrieb an Charles Schultz. Er schrieb mir zurück und schickte mir sogar ein paar signierte Peanuts-Zeichnungen. Die Lehrerin nahm sie mir ab und hängte sie auf, damit die ganze Klasse sie sehen konnte – und ich habe sie nie zurückbekommen. Sie hat die Zeichnungen behalten. Ich frage mich, wo sie heute sind.
Was mir an diesen Sendungen gefällt, sind nicht die Figuren – es ist der Hintergrund. Die Farben sind so unglaublich, dass es mir fast den Atem verschlägt. Jedes Mal, wenn ich den Großen Kürbis sehe, stehe ich kurz vor einem Schlaganfall, wenn Snoopy in den Hundekampf gerät. Sehen Sie sich nur den Hintergrund in diesen Szenen an. Das ist wirklich zu viel. Am liebsten möchte ich mir mit beiden Händen an den Kopf fassen und laut stöhnen, als hätte ich den Mund voll von der besten Schokoladentorte, die je gemacht wurde. Ich sehe diese Bilder und kann die frische Herbstluft regelrecht riechen, sogar in dieser Zelle. Kein Horrorfilm der Welt könnte mir die Magick von Halloween so stark vermitteln wie Der große Kürbis.
Aber der Valentinsfilm ist auch gut.
Ich bin heute aufgeregt und glücklich. Ohne besonderen Grund – nur, weil Gutes bevorsteht. Eigentlich steht immer Gutes bevor. Wir vergessen es nur manchmal.
PS : Mittwoch, 10. Februar. In dieser Nacht liegt Liebe in der Luft für Charlie Brown. Auf ABC .
In gewisser Weise bin ich dankbar für die körperlichen Schmerzen und die Qualen, die ich hier drin erleiden musste, denn sie haben mich gezwungen, immer weiter zu lernen und mich vorwärtszubewegen. Müsste ich keine Schmerzen leiden, würde ich mir wahrscheinlich für diesen Tag freinehmen. Und aus diesem Tag könnte eine Woche werden und daraus wiederum Monate. Aber so, wie die Dinge liegen, weiß ich, ich habe zwei Möglichkeiten: Ich übe ausnahmslos jeden Tag, oder die Schmerzen machen das Leben zur Qual. Deshalb sage ich mir immer, dass die Schmerzen ein göttliches Geschenk sind, für das ich dankbar sein sollte.
Heute haben die Wärter mich wieder bluten lassen. Sie haben die Ketten an den Füßen so stramm gezogen, dass ich mich kaum noch bewegen konnte, und ich habe den Strumpf durchgeblutet. Letzten Monat war es der linke Knöchel, jetzt ist es der rechte. Beim Waschen brennt die Seife wie Feuer, aber ich muss den Knöchel sauberhalten, weil ich keinen Alkohol und kein Superoxyd habe, um Bakterien zu töten und eine Infektion zu verhindern. Und hier starrt alles vor Dreck.
Ich weiß gar nicht mehr, wie es ist, als Mensch umherzugehen. Meine Zelle ist so klein, dass ich nur zwei Schritte tun kann. Wenn man mich hinausbringt – was nur selten vorkommt und nie lange dauert –, habe ich Ketten an Händen und Füßen und Wärter, die mich festhalten. Es ist mehr als sechzehn Jahre her, dass ich wirklich irgendwo hingegangen bin. Manchmal kann ich das immer noch nicht fassen, aber ich arbeite jetzt an meinem siebzehnten Jahr. Manchmal habe ich gedacht: » Bestimmt wird irgendjemand dem ein Ende machen. Bestimmt wird irgendjemand etwas dagegen tun. « Aber nichts da. Die Zeit rollt einfach immer weiter. Es ist Wahnsinn. Ich bin wirklich erstaunt, wenn ich sehe, was sie sich erlauben können und wie lange sie damit durchkommen – besonders Richter Burnett und das Oberste Gericht von Arkansas. Wenn Burnett seinen Sitz im Senat bekommt, frage ich mich wirklich voller Angst, wie vielen Menschen er dann schaden kann. Wenn er schon als Richter so unglaublich korrupt ist, ist der Gedanke an das, was er als Senator tun kann, furchterregend.
Na ja … es hilft nichts, darüber zu grübeln. Entweder verschwende ich meine Energie, indem ich sie auf Dinge richte, die ich nicht ändern kann, oder ich spare meine Energie und konzentriere mich auf Kleinigkeiten, die ich ändern kann. Das nennt das I Ging » die zähmende Kraft des Kleinen « . Jeder große Sieg besteht aus vielen kleinen Siegen.
In einem Brief hat jemand mir eins der besten Zitate geschickt, die ich je gelesen habe. Es lautet: » Was Licht spenden will, muss es ertragen zu brennen « und stammt von einem Autor namens Viktor Frankl. Immer wieder drehe und wende ich dieses Zitat im Kopf herum. In seiner Wahrheit ist es absolut ehrfurchtgebietend. Letzten Endes, glaube ich, müssen wir deshalb alle
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