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Mein Leben nach der Todeszelle (German Edition)

Mein Leben nach der Todeszelle (German Edition)

Titel: Mein Leben nach der Todeszelle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damien Echols
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Aus irgendeinem Grund konnte ich ohne Socken an den Füßen nicht einschlafen. Es fühlte sich einfach nicht richtig an. Ich zog meine Schlafanzughose an und stopfte sie in die Socken, und die Socken mussten fast bis zu den Knien hochgezogen werden. Das Ganze sah aus wie ein bizarres Superheldenkostüm. Das Problem war, dass ich meine Socken oft drei oder vier Tage nicht wechselte und empört losheulte, wenn jemand mich erwischte und sie mir gewaltsam auszog.
    Das änderte sich, als mein Großvater mir erzählte, meine Füße könnten aufplatzen, wenn ich mit Socken schlief, weil dann nicht genug Luft herankam. Im Geiste sah ich meine Zehen wie Popcorn aufplatzen. Ich bekam tatsächlich Alpträume, in denen platzende Füße vorkamen. Mein Großvater erzählte mir dauernd solche Verrücktheiten, und anscheinend glaubte er selbst daran. Heute erzähle ich den Kindern meiner Schwester bizarre Geschichten, und sie schwören drauf. Aber ich kann wenigstens sagen, dass ich sie nicht in ein Nest von Feuerameisen greifen lasse. Ivan war ein netter Mann mit einem netten Haus in einer netten Gegend. Sehr viel mehr kann man über ihn nicht sagen, aber mit der Zeit liebte ich ihn, und ich weinte wie ein Baby, als er ein paar Jahre später starb.
    Nach der Hochzeit zog Nanny aus ihrem Apartment in Ivans Haus in der hübscheren Mittelklassegegend von West Memphis. Sie hatten noch nicht lange zusammengewohnt, als wir zu ihnen zogen. Mit » wir « meine ich mich, meine Eltern und meine Schwester. Geplant war es nur für kurze Zeit, bis mein Vater etwas anderes für uns gefunden hätte. Wir hatten von einer Bleibe zur nächsten gewechselt, und in ungefähr zwei Jahren wohnten wir in sechs verschiedenen Staaten, bis wir schließlich bei meinen Großeltern landeten.
    Meine Eltern schliefen im Gästezimmer im Bett und meine Schwester und ich neben ihnen auf dem Boden. Ich weiß, dass die starken Arme meines Vaters mich mehr als einmal vom Boden aufhoben, weil ich in einem Asthmaanfall nach Atem gerungen und ihn damit geweckt hatte. Dann brachte er mich in die Notaufnahme, die mir verhasst war, weil ich wusste, wie viele Nadeln dort auf meine Ankunft warteten. Heute wird mir warm ums Herz, wenn ich an diese Zeit zurückdenke, und ich habe Sehnsucht danach. Alles war einfacher damals.
    Ich habe meinen Vater mal gefragt, wie Fische eigentlich in einen leeren Teich kommen, und er hat ganz aufrichtig geantwortet, sie kommen mit dem Regen. Wenn Wasser aus einem See verdunstete, glaubte er, verdunsteten die Fische mit. Irgendwie überlebten sie diesen Vorgang, und wenn es dann regnete, kämen die Fische mit dem Regenwasser herunter. Er zweifelte nicht eine Sekunde lang daran, dass es so war. Natürlich glaubte er auch, dass man stirbt, wenn man seinen Hut auf ein Bett wirft. Als ich ihn fragte, warum es dann nicht überall Fische regnete, sagte er, das komme immerhin manchmal vor. Er erzählte mir, als Kind habe er nach einem Regenschauer einmal Fische auf dem Highway zappeln sehen. Er habe sie aber nicht essen wollen, weil das Unglück bringe. Schon darüber zu reden war ihm unbehaglich.
    Wir hatten ungefähr sechs Monate dort gewohnt, als meine Eltern anfingen, sich zu streiten. Bis heute weiß ich nicht, worum es dabei ging. Vielleicht war es die übliche Anspannung, weil sie pleite waren und ein schweres Leben hatten. Jedenfalls zog mein Vater irgendwann aus und ging in ein Motel.
    Anfangs bemühten sie sich, es durchzustehen; sie trafen sich zweimal die Woche und hielten ihre Beziehung aufrecht, indem sie sich regelmäßig verabredeten. An den Wochenenden holte mein Vater uns alle ab, und wir gingen essen oder ins Autokino, um uns den neuesten Horrorfilm anzusehen und uns mit Hotdogs und Popcorn vollzustopfen. Es waren immer Horrorfilme. Ich weiß noch, als Kind habe ich bis in die frühen Morgenstunden mit meinem Vater Horrorfilme angeschaut, und noch heute sehe ich sie mir an und lese auch Horrorromane, weil sie mich an » zu Hause « erinnern. Nostalgie, könnte man sagen.
    Wie dem auch sei, es ist nichts draus geworden. Ich wusste, dass meine Eltern miteinander fertig waren, als ich eines Tages von einem Freund nach Hause kam und den Wagen meines Vaters in der Einfahrt stehen sah. Die Fahrertür war offen, und mein Vater saß am Steuer, ein Bein auf dem Boden, das andere im Auto, und er hielt die Hände vor das Gesicht und weinte so sehr, dass er am ganzen Leib zitterte. Im ersten Moment dachte ich, er lacht, aber dann sah ich meine

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