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Mein Leben nach der Todeszelle (German Edition)

Mein Leben nach der Todeszelle (German Edition)

Titel: Mein Leben nach der Todeszelle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damien Echols
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ich die Straße vor dem Busbahnhof überquerte, kam ein Streifenwagen um die Ecke und begrüßte mich mit blitzendem Blaulicht und aufheulender Sirene. Ich habe keine Ahnung, womit ich Verdacht erregt hatte, aber er hielt neben mir an und drehte das Fenster herunter. Am Steuer saß ein überheblicher Flegel, dessen Bauch so fett war, dass er kaum auf den Vordersitz passte. Seine Stimme war eine Mischung aus hasenschartigem Näseln und unangenehmem Winseln, als er fragte: » Wie heißt du? Wo willst du hin? Warum trägst du diese Klamotten? «
    Ich hatte gegen kein Gesetz verstoßen und nichts falsch gemacht. Er schikanierte mich, weil er es konnte, und er ließ mich dann nur in Ruhe, weil er einen Funkspruch bekam. Wenn das nicht gewesen wäre – wer weiß, wie diese Situation geendet hätte?
    Ich brauchte eine Ewigkeit für die drei Meilen mit meinem großen, schweren Koffer. Dauernd musste ich stehen bleiben und mir die Hände massieren, und bald hatte ich Blasen. Es wurde schnell heiß; dieser Morgen erwies sich als prächtiges Beispiel für den brutalen Sommer von Arkansas. Als ich bei dem Apartment-Komplex angekommen war, wo Domini wohnte, war ich erschöpft und schweißgebadet.
    Ich hatte ein merkwürdiges Gefühl, als ich zwischen den Häusern hindurchging, eine komplexe Mischung aus Gedanken und Empfindungen. Eine davon war Erstaunen (und vielleicht Freude) darüber, dass sich nichts verändert hatte. Wenn ich früher hier gewesen war, um Domini zu besuchen, war mir immer aufgefallen, wie sehr sich dieses Viertel von Lakeshore unterschied, und als heimkehrendem Außenseiter kam es mir surreal vertraut vor. Ich war unausgeschlafen und hungrig, und ich wusste nicht, was mir mehr wie ein Traum vorkam: die Zeit in Oregon oder dass ich jetzt wieder hier war.
    Was ich für West Memphis und Arkansas im Allgemeinen empfinde, war immer schon widersprüchlich. Die Menschen dort haben mich oft grausam und erbarmungslos behandelt, und ich war dort so einsam, dass ich dachte, die Langeweile würde mich umbringen. Ich passte nicht in die dortige Gesellschaft, und es gab für mich dort nicht viele Perspektiven, aber es ist und bleibt mein Zuhause. In der Gegend an sich lebt eine Art von Magick, die mir das Gefühl gibt, mein Herz möchte platzen. In der Luft liegt ein Duft, den ich nicht beschreiben kann. Ich wünschte, jeder, der dies liest, könnte diese Stimmung nur ein einziges Mal spüren. Er würde es nie mehr vergessen.
    Als ich vor Dominis Apartmenthaus stand, schaute sie im ersten Stock aus einem Fenster. Sie sah mich, machte ein erschrockenes Gesicht und zog sich in ihr Zimmer zurück. Ein paar Sekunden später ging die Tür auf, und Domini kam herausgerannt. Sie sagte nur » Hi! « und umarmte mich. Auf ihre Art fühlte sie sich vertraut an, aber es war keine übermächtige Leidenschaft dabei wie bei Deanna.
    Das Wort, das ich mit Domini assoziiere, ist » angenehm « . Domini zu umarmen war angenehm. Ich erzählte ihr, ich sei für immer zurückgekommen, und fragte, ob ich mein Gepäck bei ihr lassen könne, bis klar wäre, wie es weitergehen sollte. Sie half mir, den Koffer hineinzubringen und irgendwo zu verstauen, und dann wollte sie mit nach Lakeshore gehen. Als nächsten Schritt wollte ich Jason wissen lassen, dass ich wieder da war.
    Während Domini und ich die Meile nach Lakeshore gingen, erzählte ich ihr alles: dass man mich in die Klinik eingewiesen hatte, dass mein Vater wieder da war und überhaupt das ganze Oregon-Abenteuer. Sie war gerade dabei, mir zu erklären, dass ich ja gern bei ihr wohnen könnte, wenn nur ihr Onkel und ihre Tante mit ihren Einwänden nicht wären, als mich zum zweiten Mal an diesem Tag ein Polizist anhielt. Dabei war es noch nicht mal Mittag. Er hielt neben uns an, stieg aus und nahm die Pose eines fettleibigen Superhelden ein. Er stellte mir die gleichen Fragen wie der erste, und ich musste die gleiche Nummer noch einmal abziehen.
    Als Kind habe ich in der Schule gelernt, dass man automatisch bestimmte Freiheiten genießt, wenn man in Amerika lebt, aber je älter ich werde, desto besser kenne ich die harte Realität. Diese Polizisten konnten mich jederzeit und überall anhalten, und mir blieb nichts anderes übrig, als mich ihnen zu fügen. Obwohl ich nichts Unrechtes getan hatte, musste ich ihnen sagen, wohin ich wollte, wo ich herkam und was sie sonst noch über mich persönlich wissen wollten, nur weil ihnen mein Aussehen nicht gefiel. Mir stand nur eines frei: Ich

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