Mein Leben ohne Limits
Wolken hängt. Für mich ist es eine große Hilfe, Gott an meiner Seite zu wissen. Er verlässt mich nicht. Vergisst mich nicht. Aus allem Schlechten kann er noch etwas Gutes machen. Er meint es einfach gut mit mir. Darauf kann ich mich verlassen.
HÄNDCHENHALTEN UNMÖGLICH
Mit ungefähr elf Jahren begann bei mir die Pubertät – die Phase im Leben, wo das Gehirn neu verkabelt wird und die verrücktesten Chemikalien durch die Adern fließen. Die anderen Jungs und Mädchen in meinem Alter machten erste Annäherungsversuche und verstärkten damit meine Außenseiterrolle noch mehr. Welches Mädchen will einen Freund haben, mit dem sie nicht Händchen halten kann? Oder auch mal tanzen?
Ohne dass es mir so recht bewusst war, ließ ich immer häufiger zu, dass die negativen Gedanken und Gefühle mich belasteten. Oft begannen sie in meinem Kopf zu rotieren, wenn ich nachts nicht schlafen konnte oder erschöpft von der Schule heimkam. Wer weiß nicht, wie sich das anfühlt: abgekämpft, niedergeschlagen und die ganze Welt lastet auf dir. Solche Phasen macht jeder durch, vor allem wenn man durch Schlafmangel, Krankheit oder Stress angeschlagen ist.
Niemand kann immer gut gelaunt und putzmunter sein. Es ist ganz normal, auch melancholische Zeiten zu erleben. Sie erfüllen eine wichtige Funktion. Aktuelle psychologische Untersuchungen haben gezeigt, dass man in ernsteren Stimmungen kritischer und analytischer an seine Arbeit herangeht. Dieser Ansatz kann sehr nützlich sein, wenn man seinen Haushaltsplan überarbeitet, die Steuererklärung macht oder wissenschaftlich arbeitet. Solange man seine Emotionen unter Kontrolle hat, können negative Gedanken also positive Konsequenzen haben. Wenn die Gefühle aber das Handeln bestimmen, läuft man Gefahr, in eine Abwärtsspirale zu gelangen, die in Depressionen und selbstzerstörerischem Verhalten endet.
Die Lösung ist, sich einfach zu weigern, von negativen Emotionen oder depressiven Stimmungen übermannt zu werden. Interessanterweise liegt diese Macht tatsächlich in unserer Hand. Wann immer du merkst, dass sich schlechte Gedanken einnisten wollen, kannst du den Aus-Schalter betätigen. Erkenne diese Gedanken an und mach dir ihre Ursache bewusst, aber konzentriere dich auf die Lösung, nicht das Problem.
TEUFELSKREIS
Gerade in dem kritischen Alter, wo man jede Menge Selbstvertrauen und ein gutes Bild von sich selbst braucht, rissen mir Sorgen und Ängste das Heft aus der Hand. Meine Defizite verschlangen meine wenigen Pluspunkte.
Warum gerade ich? Wie soll ich jemals ein normales Leben führen? Ich werde immer nur anderen zur Last fallen.
Ich war nie wirklich behindert, bis ich die Hoffnung verlor. Glaub mir, ohne Arme und Beine ist es nicht halb so schlimm wie ohne Hoffnung. Wer schon durch Trauer oder Depressionen gegangen ist, weiß, wie grauenvoll Verzweiflung sein kann. Mehr denn je zerfraß mich die Wut. Ich war verletzt und orientierungslos.
Entmutigt fragte ich Gott, warum er mir nicht helfen wollte. Habe ich was falsch gemacht? Gibst du mir deshalb keine Arme und Beine? Warum tust du nichts? Warum muss ich mich hier so quälen?
Weder Gott noch die Ärzte konnten erklären, warum ich so geboren worden war. Das machte die Sache für mich nur noch schlimmer. Ich dachte, wenn ich wenigstens den Grund für meine Behinderung wüsste – egal, ob nun medizinisch, geistlich oder sonst irgendwie –, könnte ich besser damit umgehen. Dann wäre der Schmerz nicht so groß.
Immer häufiger war ich so verzweifelt, dass ich mich weigerte, zur Schule zu gehen. Selbstmitleid war für mich eigentlich nie ein Problem gewesen. Ich hatte eisern daran gearbeitet, meine Einschränkungen zu überwinden und ganz normale Dinge zu tun. Zu sein wie ein normales Kind. Meine Eltern, Lehrer und Klassenkameraden beeindruckte ich ein ums andere Mal mit meiner Entschlossenheit und Selbstständigkeit. Und doch fraß in mir der Schmerz.
Ich bin gläubig erzogen worden. Seit ich denken kann, bin ich zur Kirche gegangen, habe an die Kraft des Gebets und an Gottes Superkräfte geglaubt. Mein kindliches Vertrauen in Gott war so stark, dass ich am Abendbrottisch den leeren Stuhl ansah, vor mich hin lächelte und mir vorstellte, wie Jesus bei uns saß. Natürlich betete ich um Arme und Beine. Eine Zeit lang war ich der Überzeugung, dass ich eines Morgens mit neuen Körperteilen aufwachen würde. Oder wenigstens einem Arm oder einem Bein. Als nichts davon passierte, wurde ich wütend auf Gott.
Ich
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