Mein leidenschaftlicher Ritter: Roman (German Edition)
beharrte Linnet.
»Und wovor sollen wir den König warnen?«, fragte Isobel im Versuch, sie zur Vernunft zu bringen. »Selbst wenn wir etwas Konkretes wüssten, was es wert wäre, ihn wissen zu lassen, wie sollte ich meine Nachricht dem König zukommen lassen?«
»Es gibt einen Weg.« François strahlte sie an. »König Heinrich hat einen Unterhändler nach Rouen geschickt.«
»Der königliche Gesandte ist in der Stadt?«
François schüttelte den Kopf. »Er wartete vor der Stadt auf die Erlaubnis, einreiten zu dürfen. Der Garnisonskommandant und die Führer der Stadt haben den ganzen Tag darüber beraten, was sie mit ihm anstellen sollen.«
»Woher weißt du das alles?«, fragte Isobel. »Du darfst dich nicht überall in der Stadt herumtreiben.«
»Irgendjemand muss uns mit Neuigkeiten versorgen, und mich lasst Ihr ja nicht gehen«, beschwerte sich Linnet. »Also, sollen wir dem Gesandten jetzt eine Nachricht zukommen lassen?«
»Aber wir haben keinen Beweis, dass de Roche gegen den König intrigiert«, gab Isobel zu bedenken. »Ihr erwartet von mir, dass ich de Roche wegen Vermutungen hintergehe?«
Linnet hob das Kinn. »Wenn wir einen Beweis finden, werdet Ihr es dann tun?«
Isobel sah von einem hellblauen Augenpaar ins andere.
Würde sie ihren König betrügen oder de Roche? Bevor sie darauf eine Antwort fand, musste sie die Wahrheit herausfinden. Aber wie?
Im Bett. Aye, das wäre der beste Zeitpunkt, um ihn zu fragen. Heute Nacht. Nachdem sie zum ersten Mal miteinander geschlafen hatten.
29
Am Morgen zog Stephen die Kleider an, die er mitgebracht hatte, um die Rolle des königlichen Gesandten zu spielen. Ein aufwendiger Hut, eine knielange Samttunika, mit Edelsteinen besetzte Ringe und eine Brosche. Sogar zweifarbige Beinkleider, Gott stehe ihm bei. Während er einen schweren goldenen Gürtel um die Hüfte legte, hörte er ein leises Pfeifen. Als er aufsah, grinste Jamie ihm von der Zimmertür entgegen.
»Es ist jedenfalls gewiss, dass sie dich bemerken werden, Onkel.«
»Ich tue bloß meine Pflicht.« Stephen zwinkerte ihm zu. »Jetzt zu dir: Sieh zu, dass du schnell von hier verschwindest, wenn es Ärger gibt.«
»Ärger?«, fragte Jamie. »Du meinst, wenn die Damen anfangen, sich deinetwegen zu bekriegen?«
Stephen lachte und legte Jamie die Hand auf die Schulter.
»Das Schlimmste, was sie tun können, ist, mich gegen eine Lösegeldforderung festzuhalten«, sagte er mit gedämpfter Stimme, während sie beide nach draußen gingen. »Wenn ich bis zur Abenddämmerung morgen nicht zurück bin oder eine Nachricht geschickt habe, reitest du so schnell wie möglich zurück nach Caen. Warte keinesfalls länger. Sie könnten zum Kloster kommen und dich auch noch festsetzen.«
»Ich werde das Notwendige tun«, sagte Jamie.
»Das weiß ich. Du machst mich immer stolz.«
Stephen glaubte nicht, dass die guten Bürger von Rouen ihn über die Stadtmauer werfen und in Brand setzen würden. Aber sie könnten es tun. Deshalb umarmte er seinen Neffen, und es war ihm egal, ob er ihn vor den anderen Männern damit in Verlegenheit brachte. Jetzt war er bereit. Er schwang sich in Blitz’ Sattel und ritt zum Haupttor der Stadt.
Er kam gerade an, als die Glocken der Stadtkirchen zur Sext läuteten, dem vereinbarten Zeitpunkt. Eine Eskorte von zwei Dutzend Rittern erwartete ihn am Tor und begleitete ihn das kurze Stück zum Justizpalast. Am Palast wurde er mit dem ganzen ermüdenden Protokoll begrüßt, das dem Abgesandten des Königs zustand.
Es war besser, als seinen leblosen Körper über die Mauer zu werfen. Aber das konnten sie zu einem späteren Zeitpunkt immer noch tun.
Nach der Begrüßung wurde er in ein Zimmer im Palast gebracht, um sich »von seiner Reise auszuruhen«. Da der Ritt vom Kloster kaum länger als eine halbe Meile war, bedeutete dies, dass die wichtigen Männer der Stadt noch nicht übereingekommen waren, was sie mit ihm anstellen sollten.
Die Nachricht von der Ankunft von König Heinrichs Gesandtem musste sich inzwischen bis in die letzten Winkel der Stadt verbreitet haben. Falls de Roche noch immer auf der Seite des Königs war, sollte es ihm gelingen, Stephen unter vier Augen zu sprechen. Stephen erwartete das nicht.
Da de Roche hier ein einflussreicher Mann war, musste Stephen die Angelegenheiten des Königs vor seinen eigenen erledigen. De Roche durfte nicht ahnen, dass Isobel mit Stephen die Stadt verlassen würde, bevor die Stadt ihre förmliche Antwort auf die Nachricht des
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