Mein leidenschaftlicher Ritter: Roman (German Edition)
Königs formuliert hatte. Noch besser wäre es, wenn de Roche erst dann von ihrer Abreise erführe, wenn sie einen guten halben Tagesritt Vorsprung hätten.
Es gab wenig, was Stephen jetzt tun konnte, außer auf und ab zu gehen. Nach ein oder zwei Stunden erschien ein Diener an seiner Tür, um ihn davon zu unterrichten, dass es an diesem Abend ihm zu Ehren einen Empfang geben würde.
De Roche würde mit den anderen örtlichen Honoratioren teilnehmen. Was bedeutete, dass Isobel ebenfalls dort war. Stephen musste einen Weg finden, allein mit ihr zu sprechen, damit sie einen Plan schmieden konnten.
Isobel stand am oberen Ende der Treppe. Sie trug ihr grünes Seidenkleid mit den silbernen Applikationen, passenden Schuhen und Kopfputz. Ein letztes Mal strich sie sich den Rock glatt. Dann schritt sie verzagten Herzens die Treppe hinunter.
Letzte Nacht war sie sich so sicher gewesen, dass de Roche zu ihr käme, dass sie Linnet zum Schlafen zu den Küchenmädchen geschickt hatte. Stundenlang lag sie wach und lauschte auf das Knarren der Tür. Kurz vor Tagesanbruch hörte sie Stimmen aus dem Erdgeschoss. Als das Haus wieder still wurde, war sie endlich eingeschlafen.
Am Morgen hatte Linnet sie mit der Nachricht geweckt, dass de Roche bereits das Haus verlassen habe, »um noch mehr Verrat zu begehen«. François kam später und erzählte, das Gerücht gehe um, der Gesandte des Königs sei entweder im Palast eingesperrt oder ermordet worden.
Den ganzen Tag über war sie angespannt gewesen und hatte auf de Roches Rückkehr gewartet. Schließlich hatte de Roche vor einer Stunde einen Diener geschickt, um sie wissen zu lassen, sie solle sich für einen prunkvollen Empfang im Palast ankleiden. Das musste bedeuten, dass der Gesandte tatsächlich im Palast war – und zwar wohlauf.
Der Empfang wäre ihre beste und vielleicht einzige Gelegenheit, um dem Gesandten des Königs eine Nachricht zukommen zu lassen. Falls de Roche an irgendeiner Verschwörung gegen König Heinrich beteiligt war, musste sie herausfinden, worum es ging, bevor sie im Palast ankamen.
De Roche erwartete sie in der Eingangshalle. Seine Pupillen weiteten sich, als er sie sah.
»Ich würde heute Abend viel lieber mit Euch zu Hause bleiben«, sagte er, als er ihren Arm nahm, »aber der Empfang ist für den Gesandten von König Heinrich, er wird erwarten, Euch zu sehen.«
»Wer ist der Gesandte?«, fragte sie. »Kenne ich ihn?«
Er zuckte die Achseln. »Ich kenne seinen Namen nicht. Kommt, die Kutsche wartet. Wir sind spät dran.«
Sie hatte so wenig Zeit. Was wäre die beste Vorgehensweise? Schmeichelei? Schmollen? Sie hatte mit Schwertern gespielt, als die anderen Mädchen diese nützlichen Kenntnisse erworben hatten.
»Es ist sehr schade«, sagte sie, als sie in der Kutsche Platz genommen hatten, »dass Ihr nicht einmal zu mir kommen und mich begrüßen konntet, nachdem Ihr eine ganze Woche fort wart.«
De Roches Zähne blitzten in der Dunkelheit auf. »Ihr habt mich vermisst?«
Sie schaute mit halb gesenkten Lidern zu ihm auf und nickte. In Wahrheit war seine fast lückenlose Abwesenheit das Einzige, was ihr Hoffnung gab, diese Ehe zu überleben.
Sie wandte den Kopf ab und schniefte leicht. »Ich hoffe, Ihr hattet einen guten Grund, mich derart zu vernachlässigen.«
Er legte die Hand auf ihren Schenkel. »Ich habe Euch ja gesagt, dass die Männer hier sehr starrköpfig sind«, sagte er und beugte sich nah an sie. »Es kostet viel Mühe, sie vom richtigen Weg zu überzeugen.«
Er fing an, ihren Hals zu küssen. Als seine Hand sich auf ihre Brust legte, geriet sie in Panik und plapperte los: »Seid Ihr jetzt auf Seiten der Armagnacs?«
De Roche setzte sich abrupt zurück. Mit einer Stimme, die so kalt war, dass sie ihr einen Schauer über den Rücken jagte, fragte er: »Was glaubt Ihr zu wissen, Isobel?«
»Nichts, ich weiß gar nichts«, sagte sie eilig. »Es ist nur so, dass ich mich um Euch sorge. Wir leben in einer gefährlichen Zeit.«
Er schwieg weiter und betrachtete sie aus zusammengekniffenen Augen.
»Ihr könnt doch nicht glauben, dass der Dauphin jemals einen angemessenen König abgibt!« Obwohl ein Teil von ihr wusste, dass sie besser schweigen sollte, flossen die Argumente wie von selbst über ihre Lippen. »Nach allem, was man so hört, ist der Dauphin ein schwacher und unwürdiger Jüngling. Und nach all den Affären der Königin zweifeln sogar viele, dass er überhaupt der wahre Erbe des verrückten Königs ist.«
Gott stehe
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