Mein leidenschaftlicher Ritter: Roman (German Edition)
zu ziehen. Er konnte sie fast schmecken.
Wie war es nur möglich, dass sie so schön war? Doch ihre Haut war blass, und sie sah dünn aus.
»Wart Ihr krank?«, fragte er sie.
»Es geht mir schon wieder besser, danke. Und wie geht es Euch, Sir Stephen?«
Ihre Stimme. Er wollte ihr zuhören und sonst nichts. Doch de Roche schwafelte irgendetwas daher, wie eine Mücke, die um seinen Kopf schwirrte.
»Was?«, schnauzte er ihn an. Er richtete seinen flammenden Blick auf de Roche und ließ den Mann so wissen, dass er ihn für einen wertlosen Sack Pferdescheiße hielt. »Der König wird ungehalten darüber sein, dass Ihr so wenige Fortschritte mit den Stadtführern gemacht habt. Euer Versagen wird den Einwohnern von Rouen großes Leid einbringen.«
De Roches Gesicht lief dunkelrot an. Als er den Mund aufmachte, um etwas zu sagen, unterbrach Stephen ihn.
»Lady Hume, Ihr werdet in Caen sehr vermisst«, sagte er, als er ihre Hand nahm und an seine Lippen hob. Ihre Finger zitterten und waren eiskalt. »Der König schickt Euch herzlichste Grüße.«
Den Blick nicht von ihrem Gesicht wendend, fügte er hinzu: »Ich hoffe, Marquis de Roche wird mir erlauben, Euch unter vier Augen zu sprechen, bevor ich die Stadt verlasse, denn ich habe eine Nachricht von Eurem Bruder für Euch.« Auf Englisch fuhr er fort: »Und eine Frage zu stellen.«
Sie warf de Roche, der die Wand über Stephens Kopf fixierte, einen verstohlenen Blick zu. Dann schüttelte sie kaum wahrnehmbar den Kopf. Diese winzige Bewegung traf Stephen wie ein schwerer Schlag, brachte ihn um die Luft und ließ ihn einen Schritt zurücktaumeln.
»Selbstverständlich könnt Ihr mit ihr sprechen, wenn es die Zeit zulässt«, sagte de Roche. Er war sich nicht bewusst, dass Isobel Stephen bereits die einzige Antwort, die etwas zählte, gegeben hatte.
Es gab kein Kind. Stephen sah wie in Trance zu, als de Roche Isobels Arm nahm und sie fortführte.
Kein Kind, kein Kind. Er war sich so sicher gewesen.
Irgendwie gelang es ihm, sich zusammenzureißen und so zu tun, als stürze die Welt nicht gerade über ihm zusammen. Er erfüllte seine Pflicht dem König gegenüber. Aber es war der längste Abend seines Lebens.
Als der Empfang endlich beendet war, zog er sich auf sein Zimmer zurück und ließ sich auf sein Bett fallen. Er starrte an die Decke. Sie zu sehen und nicht zu berühren. Mit ihr zu sprechen und nicht in der Lage zu sein, die Dinge zu sagen, die er ihr sagen musste. Es hatte ihn fast umgebracht.
Er war sich so sicher gewesen, dass sie schwanger war. Denn er brauchte es so sehr. Es beschämte ihn, dass er das Kind als Vorwand benutzen wollte, um sie zu zwingen, ihn und nicht de Roche zu heiraten. Mit der Zeit hätte sie gemerkt, dass es zu ihrem Besten war.
Er seufzte schwer. Was sollte er jetzt tun?
Er konnte nicht gehen, ohne ihr zu sagen, wie es um sein Herz stand. Wenn sie ihn wollte, würde er einen Weg finden. Wie, das wusste er nicht. Aber er würde es tun.
Es klopfte leise an seiner Tür. Bitte, Gott, mach, dass sie verschwinden! Als das Klopfen nicht aufhören wollte, rollte er sich vom Bett. Er öffnete die Tür und sah sich einem blauen Augenpaar unter einem zotteligen blonden Schopf gegenüber.
»François!« Er zog den Jungen ins Zimmer und schloss die Tür hinter ihm. »Es ist gut, dich zu sehen! Ich schwöre, du bist noch mehr gewachsen, seit du Caen verlassen hast. Wie geht es deiner Schwester?«
»Um die Wahrheit zu sagen: Sie ist mir stetiger Anlass zur Sorge.«
»Das ist nichts Neues«, sagte Stephen und klopfte dem jungen Mann auf die Schulter. »Du bist genau der Mann, den ich brauche. Wo wohnt Isobel? Ich muss mit ihr reden.«
François wurde rot und senkte den Blick zu Boden. Unbehagen überkam Stephen.
Leise sagte der Junge: »Sie wohnt in de Roches Haus.«
Blind fand Stephen den Weg zu dem nächsten Stuhl und ließ sich darauf fallen. Isobel wohnte in seinem Haus? Das hatte er nicht erwartet. Wie konnte sie damit einverstanden sein? Eine Verlobung war schwierig genug zu lösen, doch eine Verlobung und ihr Vollzug war so bindend wie eine Ehe.
»Es ist ein sehr großes Haus«, sagte François und streckte die Arme aus, während er mit schneller, nervöser Stimme weitersprach. »Ihre Zimmer befinden sich in einem eigenen Flügel, und Linnet ist die ganze Zeit bei ihr.«
»Aber er hat hoffentlich Familienangehörige dort, irgendeine verheiratete Frau, die verantwortlich dafür ist, auf Isobels Tugend zu achten.«
Als der Junge
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