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Mein leidenschaftlicher Ritter: Roman (German Edition)

Mein leidenschaftlicher Ritter: Roman (German Edition)

Titel: Mein leidenschaftlicher Ritter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Mallory
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küsste ihre Wange. Er schien ehrlich erfreut, sie zu sehen. »Ihr seht reizend aus, wenn auch etwas dünn. Kommt, Ihr müsst Euch setzen.«
    Er legte den Arm um sie und führte sie zu dem Stuhl, der der Kohlenpfanne am nächsten stand.
    »Es tut mir leid, wenn ich Euch störe«, sagte sie.
    »Ich bin froh, Euch zu sehen, bevor ich aufbreche. Es ist eine Schande, dass ich gerade jetzt gehen muss, da es Euch besser geht, aber ich kann den Besuch bei meiner Mutter nicht länger aufschieben.« Roche blickte zur Seite und spielte an seinem Ohr. »Ich kann nicht zulassen, dass sie von anderer Seite von unserer Verlobung erfährt. Wisst Ihr, sie ist ziemlich vernarrt in mich.«
    Das war also der Grund, weshalb er das Aufgebot noch nicht hatte verlesen lassen! Gewiss, es gab keinen angemessenen Grund dafür. Dennoch war sie erleichtert, dass sein Motiv allein die Rücksichtnahme auf seine Mutter war.
    »Ihr seid ein guter Sohn.« Isobel freute sich darüber. »Aber sollte ich Euch nicht begleiten?«
    »Seid nicht töricht! Ihr seid gerade erst vom Krankenlager aufgestanden!«, sagte er. »Außerdem möchte ich nicht, dass Ihr noch einmal riskiert, auf der Straße überfallen zu werden.«
    Sie wurden von einem seiner Soldaten unterbrochen. »Marquis de Roche«, sagte der Mann von der Tür aus, »die Männer stehen bereit und erwarten Euch vor dem Haus.«
    »Ich komme gleich«, sagte de Roche und entließ den Mann mit einem Nicken.
    Isobel seufzte erleichtert; sie konnte die unangenehme Aufgabe, ihn zu politischen Angelegenheiten zu befragen, noch ein wenig aufschieben.
    »Ich kann Euch in Euer Zimmer begleiten, bevor ich aufbreche«, sagte de Roche.
    An der Tür blieb er abrupt stehen, als hätte er etwas vergessen, und ging noch einmal zurück ins Zimmer. Er hatte ihr den Rücken zugekehrt, doch Isobel sah, wie er eines der Schriftstücke vom Tisch nahm und in einer Schublade einschloss.
    Er brachte sie auf direktem Weg zurück in ihr Zimmer, und seine eiligen Schritte verrieten, dass er jetzt keine Zeit mehr hatte. Vor der offenen Tür ihres Vorraums küsste er ihre Hand und verabschiedete sich abrupt.
    Als er sich zum Gehen wandte, erregte etwas in dem Raum seine Aufmerksamkeit. Eine Welle des Unbehagens überkam Isobel, als sie seinem Blick folgte. Was de Roches Aufmerksamkeit erregt hatte – und immer noch hielt – war Linnet.
    Das Mädchen saß am Fenster, den Kopf über ihre Stickarbeit gebeugt, und die Sonne schien auf ihr helles Haar. Wie hatte es Isobel entgehen können? Wie ihr Bruder, so wurde auch Linnet langsam erwachsen. Ihre sich bildenden Rundungen waren in ihrem zu kleinen Kleid ein wenig zu offensichtlich.
    Isobel atmete scharf ein, als Linnet den Blick hob und ihre dunkelblauen Augen auf sie richtete. Der Himmel möge dem Kind beistehen. Ein Mädchen, das so allein war auf dieser Welt, sollte nicht so hübsch sein.
    Als Linnets Herrin und Dame des Hauses konnte Isobel sie vor den meisten Männern schützen. Doch nicht vor de Roche. Wenn er unehrenhaft genug war, um die Abhängigkeit eines Dienstmädchens auszunutzen, war Isobel machtlos dagegen.
    Nun, vielleicht nicht ganz machtlos.
    »Philippe.« Sie benutzte bewusst seinen Taufnamen.
    Mühsam wandte er den Blick von Linnet ab und schaute sie an. Sich zu einem leisen Lächeln zwingend, trat sie einen kleinen Schritt näher und legte ihm die Hand auf die Brust.
    Jetzt hatte sie seine Aufmerksamkeit.
    Es fiel ihr nicht leicht zu flirten. Sie legte den Kopf schief und senkte verführerisch die Wimpern. »Müsst Ihr schon gehen?«
    De Roche nahm ihre Hand und führte sie langsam an seine Lippen. »Ich fürchte, ja«, sagte er mit Bedauern in der Stimme. »Ich kann es nicht länger aufschieben.«
    Isobel holte tief Luft und stieß sie in einem einzigen Wort wieder aus. »Schade.«
    De Roche fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen, während er den Blick auf ihre Brüste senkte. Für einen Moment befürchtete sie schon, dass ihre Aktion zu gut gewirkt haben könnte. Als er jedoch den Kopf schüttelte und einen Schritt zurück machte, schickte sie ein stummes Dankgebet an alle Heiligen, die ihr einfielen.
    »Ich werde in einer Woche zurückkehren«, sagte er und ließ seinen Blick ein letztes Mal über sie wandern.
    Isobel blickte ihm nach, wie er die Treppe hinunterging, und überlegte, was sie in seinen Augen gesehen hatte, als er Linnet angeschaut hatte. Nicht nur Begehren, sondern auch Besitzgier. De Roche meinte, er habe das Recht, sie zu nehmen.

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