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Mein leidenschaftlicher Ritter: Roman (German Edition)

Mein leidenschaftlicher Ritter: Roman (German Edition)

Titel: Mein leidenschaftlicher Ritter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Mallory
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veränderte alles.

32
    Für seinen prachtvollen Abschied zog Stephen sein Prunkgewand an – den schweren goldenen Gürtel, die zweifarbige Hose und den restlichen Putz. Er hatte keine andere Wahl, als die Stadt zu verlassen. Ein Dutzend schwerbewaffneter Männer wartete vor dem Palast auf ihn, um sicherzustellen, dass er es tat.
    Guy le Bouteiller, der Garnisonskommandant, ritt neben Stephen zum Stadttor. Stephen mochte le Bouteiller und freute sich über die Gelegenheit, ein paar Worte mit ihm zu wechseln.
    »Ich fühle mich geschmeichelt«, sagte Stephen und blickte an der Kolonne bis an die Zähne bewaffneter Männer entlang, »aber was glaubt Ihr eigentlich, wie viel Ärger diese beiden Kinder und ich Euch auf unserem Weg zum Stadttor machen können?«
    »Ich bin nicht in Sorge darüber, was Ihr vielleicht tun könntet«, sagte le Bouteiller und erwiderte sein Lächeln. »Lasst mich nur so viel sagen, dass es Männer in Rouen gibt, die dem König von England vielleicht antworten möchten, indem sie seinen Gesandten ohne Kopf zu ihm zurückschicken.«
    »Ich sage Euch eins«, meinte Stephen, »ein ehrenhafter Mann wie Ihr wäre glücklicher, wenn er König Heinrich diente.«
    Le Bouteiller widersprach ihm nicht.
    Bevor sie sich am Tor voneinander verabschiedeten, sagte Stephen: »Die Männer dieser Stadt begehen einen großen Fehler, indem sie dieses friedliche Angebot ablehnen.«
    »Kehrt in einigen Monaten noch einmal zurück«, flüsterte le Bouteiller. »Vieles kann sich bis dahin geändert haben.«
    »Die Stadt sollte die großzügigen Bedingungen akzeptieren, die er jetzt anbietet«, entgegnete Stephen und machte sich nicht die Mühe, seine Stimme zu dämpfen. »Beim nächsten Mal wird König Heinrich persönlich kommen, und er wird seine Armee dabeihaben.«
    Mit dieser letzten Warnung wendete Stephen sein Pferd. Er gab den Zwillingen ein Zeichen, ihm zu folgen, und galoppierte zum Stadttor hinaus.
    Isobel litt unter der Abwesenheit von Linnet in ihren Gemächern so sehr, dass sie einfach für eine Weile hinausmusste. Sie schlüpfte die Treppe hinunter, fest entschlossen, den Innenhof unbemerkt zu erreichen. Vielleicht würde ihr Leben im Sonnenlicht nicht so hoffnungslos aussehen.
    Stephen wiederzusehen – und ihn dann dazu zu bringen, sie voller Zorn zu verlassen – hatte sie zutiefst erschüttert. Gleichzeitig auch noch die Zwillinge zu verlieren war mehr, als Gott von ihr verlangen sollte. Das klaffende Loch in ihrem Herzen würde nie wieder heilen.
    Nachdem Stephen und Linnet gegangen waren, hatte de Roche ihre Hand genommen und erzählt, er habe alles geregelt. Als würde das noch irgendeinen Unterschied für sie machen. Es tröstete sie nicht zu wissen, dass de Roche bereit war, jetzt die Formalitäten durchzugehen, derer es bedurfte, um ihr Eheversprechen endgültig bindend zu machen.
    Sie trat leise auf, als sie an der Tür zu de Roches Gemächern vorbeikam. Gerade als sie glaubte, sie wäre in Sicherheit, öffnete sich hinter ihr knarrend die Tür.
    Sie schloss die Augen und stand mucksmäuschenstill, wünschte sich, er möge verschwinden. Hasste Gott sie denn so sehr, dass er ihr sogar eine Stunde der Ruhe im Innenhof verweigerte? Jetzt würde sie de Roches Vorhaltungen anhören müssen, warum sie seinen Befehl nicht befolgt und nicht in ihren Gemächern auf ihn gewartet hatte.
    Vor ihrem inneren Auge entstand ein Bild ihres zukünftigen Lebens, das ständig zwischen Schrecken und Ödnis schwankte. Ihr Stolz hatte sie hierhergebracht. Es wäre ihr in der Obhut ihres Vaters besser ergangen als unter der Fuchtel dieses Tyrannen.
    Er räusperte sich hinter ihr. Langsam drehte sie sich um, um ihm in die Augen zu sehen. Wenn sie Luft bekommen hätte, hätte sie laut geschrien! Das konnte nicht sein! Der Mann vor ihr war nicht de Roche, sondern der Schwarzhaarige, der den Angriff auf die Abtei geführt hatte.
    Sie wusste, dass sie sich nicht irrte. Die Entfernung vom Tor zur Kirche war in der kleinen Abtei nicht groß gewesen; die stechenden Augen und das Raubvogelgesicht hatten sich in ihre Erinnerung gebrannt.
    Mit einem angedeuteten Neigen seines Kopfes sagte er: »Ich scheine Euch erschreckt zu haben, Madame.«
    Er hatte sie nicht erkannt.
    »Ich … ich hatte Marquis de Roche erwartet«, antwortete sie.
    Seine schwarzen Augen schienen sie zu durchbohren. Panik schnürte ihr die Kehle zu, während sie darauf wartete, dass er sie erkannte. Dann erinnerte sie sich: Sie hatte an jenem Tag in der

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