Mein leidenschaftlicher Ritter: Roman (German Edition)
hierbehalten. Sie ist eigensinnig und schwierig. Ihr Verhalten bringt mich in Verlegenheit.«
Stephen versteifte sich sichtlich. Die schockierte Missbilligung in seiner Miene ließ sie fast ins Stolpern kommen.
Sie behielt ihre harte Miene jedoch bei und rief: »Linnet!«
Aufs Stichwort kam Linnet leise in den Saal. Das Mädchen spielte ihre Rolle perfekt. Sie stand da, die Augen zu Boden geschlagen, Tränen rannen ihr über die Wangen.
»Du und dein Bruder verlasst mit mir die Stadt«, sagte Stephen. Er presste die Lippen aufeinander, packte Linnet beim Handgelenk und stürmte aus dem Saal. An der Tür drehte er sich noch einmal um und warf Isobel einen derart wutentbrannten Blick zu, dass sie fast gestürzt wäre.
Im Saal war es still, abgesehen von den gedämpften Geräuschen sich entfernender Schritte. De Roche stand mit offenem Mund da und starrte ihnen hinterher. Alles war so schnell passiert, dass er keine Zeit gehabt hatte, überhaupt etwas zu sagen.
Sie hatte es geschafft.
Sie hatte Linnet und François gerettet. Sie waren jetzt in Stephens Hand, er würde sie beschützen. Und sie hatte die Verschwörung gegen König Heinrich aufgedeckt. Die Zwillinge würden Stephen alles erzählen, und er würde den König warnen. Das reichte.
Nachdem er François aufgelesen hatte, stürmte Stephen voran und war sich kaum der Zwillinge bewusst, die ihm folgten. Hin und wieder durchdrang Linnets Schluchzen seine stürmischen Gedanken, und er wurde erneut wütend.
Wie konnte sie Linnet so kalt zurückweisen? Die kleine Linnet, die ihr von ganzem Herzen ergeben war? Was sie über das Mädchen gesagt hatte, stimmte zwar voll und ganz, doch Isobel war ihr gegenüber bisher immer geduldig und nachsichtig gewesen. Was war mit ihr passiert? War es möglich, dass sich eine Frau in so kurzer Zeit so sehr veränderte?
Ihr Ehemann »kümmerte« sich um sie! Soso! Diese Bemerkung war dazu gedacht, ihm unter die Haut zu gehen. Und das war sie auch.
Erst am Palast bemerkte er, dass François und Linnet ein wenig zurückgefallen waren.
»Entschuldigt, dass wir nicht mithalten konnten«, sagte François, als sie ihn an der Treppe wieder einholten. Es war jedoch nicht François, dessen Beine fast so lang waren wie die von Stephen, der nicht mithalten konnte.
Stephens Blut rauschte ihm noch in den Ohren. Er holte tief Luft, um sich damit selbst zu beruhigen. »Bitte entschuldige, Linnet. Komm, wir gehen jetzt in mein Zimmer.«
Linnet putzte sich lautstark die Nase und gab ein Geräusch, das halb Husten, halb Schluchzen war, von sich. Stephen betrachtete sie aus zusammengekniffenen Augen. Irgendetwas stimmte hier nicht. Doch er beschloss, sie nicht am Eingang zu bedrängen, wo sie alle Welt beobachten konnte, sondern führte sie in sein Zimmer.
Der Diener, der dazu abgestellt worden war, ihn zu bewachen, war außer sich. »Wohin seid Ihr gegangen, Sir? Ihr hättet es mir sagen sollen …«
»Verschwinde bis zum Morgen«, sagte Stephen, während er den Mann aus seinem Zimmer schob, »oder ich erzähle deinen Herren, wie leicht es war, sich an dir vorbeizuschleichen.«
Sobald er die Tür zugeschlagen hatte, warf Linnet die Arme in die Luft und tanzte durchs Zimmer. »War ich nicht wundervoll? Ihr habt nichts gemerkt! François, du hättest sein Gesicht sehen sollen! Und das von de Roche!«
Er ballte die Fäuste, um sich davon abzuhalten, das Mädchen zu erwürgen.
»Wie konntet Ihr nur glauben, Isobel würde mich hinauswerfen?«, fragte Linnet und verdrehte die Augen.
»Verrate mir den Grund für diese Farce«, verlangte Stephen.
Von einer Sekunde auf die andere verwandelte sich Linnets Gesicht von fröhlicher Ausgelassenheit zu Kummer. »Isobel hat mich fortgeschickt, damit ich Euch erzähle, dass de Roche und sein Cousin an einer Verschwörung zur Ermordung des Königs teilnehmen.«
»Was?« In seinem Kopf drehte sich alles. »Woher weiß sie das?«
»Weil sie de Roche ausspioniert hat«, sagte Linnet.
Stephen setzte sich und schloss die Augen. Allein, ohne einen einzigen Freund in dieser Stadt, spionierte Isobel de Roche aus, während sie in seinem Haus lebte? Er schüttelte den Kopf. »Was denkt sie sich nur dabei?«
»Sie tut nur ihre Pflicht«, sagte Linnet.
»Ist sich Isobel sicher, dass es diese Verschwörung gibt?«
Linnet nickte. »Aye, sie hat einen Brief seines Bruders in einer abgeschlossenen Schublade gefunden.«
Gott stehe ihr bei, sie riskierte ziemlich viel!
»Der Cousin schreibt, dass alles
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