Mein leidenschaftlicher Ritter: Roman (German Edition)
den Händen zu halten und über Nebensächlichkeiten zu plaudern, denn es brachte nichts ein, noch weiter über die Schwierigkeiten zu sprechen, die vor ihnen lagen.
Isobel betete, dass de Roche nicht vor Stephens Besuch in ihr Schlafgemach käme. Sie wollte sich nicht an de Roche erinnern, wenn sie Stephen zum letzten Mal sah. Aber was, wenn Stephen heute nicht käme? Was, wenn er überhaupt nicht käme?
Der Nachmittag war bereits halb um, als ein Diener kam und Isobel mitteilte, dass Sir Stephen Carleton im Saal wartete, um sie zu sehen. Auch de Roche wurde von Stephens Ankunft unterrichtet. Wenn sie zuerst hinunterkäme, hätte sie vielleicht einen Moment, in dem sie allein mit Stephen war.
»Beeil dich, bitte«, drängte sie Linnet. Isobel versuchte, mit dem Kopfputz behilflich zu sein, aber ihre Hände zitterten so sehr, dass Linnet sie wegschlug.
Isobel starrte mit blindem Blick in den polierten Messingspiegel, während Linnet arbeitete. Sie war so sehr in ihre Pläne vertieft gewesen, wie sie die Nachricht über die Mordverschwörung an Stephen weitergeben konnte, dass sie sich gar keine Gedanken darüber gemacht hatte, warum Stephen sie sehen wollte. Was für einen Grund konnte er haben? Jegliche Neuigkeiten über Geoffrey hätte er ihr beim Empfang übermitteln können.
Konnte er hier sein, um sie zu fragen, ob sie sein Kind trug? Sie schloss die Augen und schluckte. Sie war sich so sicher gewesen, dass Stephen ihre stumme Nachricht verstanden hatte.
»Falls ich nicht dazu komme, allein mit Stephen zu sprechen, Linnet, dann sag ihm …« Sie sprach mit geschlossenen Augen. »Sag ihm … dass es kein Kind gibt.«
Es gab kein Kind. Sie wollte es immer noch nicht glauben.
Isobel öffnete die Augen. Im Spiegelbild sah sie, dass sie die Faust geballt und an die Brust gehoben hatte. Sie senkte sie langsam in ihren Schoß. Hoffte sie, dass es Stephen etwas bedeutete? Dass er leiden würde, wie sie litt? Nein, sie wünschte ihm diese Qual nicht.
Linnet berührte ihre Schulter. »Ich bin fertig.«
Isobels Blick traf im Spiegel den von Linnet. »Warte vor der Tür, bis ich dich rufe.«
Linnet nickte.
»Vertrau mir.« Isobel stand auf und nahm das Schultertuch entgegen, das Linnet ihr hinhielt. Dann atmete sie tief ein und hastete zur Tür hinaus.
Sie war nur noch wenige Schritte vom Eingang zum Saal entfernt, als eine Stimme in ihrem Rücken sie aufhielt.
»Ich wollte Euch gerade holen, meine Liebe«, sagte de Roche und nahm fest ihren Arm. »Wir sollten unseren Gast gemeinsam empfangen.«
Sie würde nicht einmal einen kurzen Augenblick mit Stephen allein sein. Bevor sie sich sammeln konnte, führte de Roche sie hinein.
Bei Stephens Anblick blieb ihr das Herz stehen. Gestern Abend hatte er mit seinen Juwelen und dem ganzen Gold wie ein unfassbar attraktiver Prinz ausgesehen. Heute trug er die Kleidung, die er üblicherweise anhatte. Ihre Vertrautheit allein ließ sie sich danach sehnen, ihre Finger über seinen Kragen und seinen Ärmel gleiten zu lassen.
Der übliche Schalk und Humor fehlte jedoch in seiner Miene. Sein Gesicht war abgezehrt, das Lachen aus seinen dunkelbraunen Augen verschwunden. Wie konnte sie an dem unbefangenen, fröhlichen Stephen von früher etwas auszusetzen gehabt haben? An dem Mann, der sie zum Lachen gebracht hatte? Er fehlte ihr jetzt mehr, als sie sagen konnte.
Es war offensichtlich, dass Stephen gekommen war, um allein mit ihr zu sprechen. Und es war gleichermaßen offensichtlich, dass de Roche das nicht zulassen würde. Nachdem er sich einige Minuten lang bemüht hatte, Konversation zu betreiben, erhob sich Stephen.
»Ich verlasse heute die Stadt«, sagte Stephen, »deshalb muss ich mich jetzt von Euch verabschieden, Lady Hume.«
»Wartet!«
Sie sagte es lauter, als sie beabsichtigt hatte. Beide Männer sahen sie erwartungsvoll an. De Roches Augen waren zu schmalen Schlitzen zusammengezogen und misstrauisch; Stephens Hand ruhte auf dem Heft seines Schwertes.
»Sir Stephen, ich muss Euch bitten, die beiden Dienstboten mitzunehmen, die Ihr mir geliehen habt«, sagte sie so kühl, wie sie konnte. Sie reckte das Kinn. »Mein zukünftiger Ehemann hat mehr als genug eigene Diener, um meinen Bedarf zu decken.«
Stephen runzelte die Stirn. »Ihr seid trotzdem herzlich willkommen, Linnet und François zu behalten. Ich bin mir sicher, dass sie Euch ein Trost in Eurer neuen Umgebung sind.«
»Mein Ehemann kümmert sich um mich«, sagte sie. »Ich möchte das Mädchen nicht
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