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Mein leidenschaftlicher Ritter: Roman (German Edition)

Mein leidenschaftlicher Ritter: Roman (German Edition)

Titel: Mein leidenschaftlicher Ritter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Mallory
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Glaubte er vielleicht, sie hätte nicht bemerkt, wie die Frauen ihm nachliefen? Sie war nicht blind. Selbst wenn er so betrunken war, dass sie schwören konnte, dass er die eine von der anderen nicht zu unterscheiden vermochte, sahen sie ihn an, als wäre er ein Geschenk des Himmels.
    Diese Dinge geschehen zwischen Männern und Frauen. Das konnte genauso gut heißen, dass es überhaupt nichts zu bedeuten hatte. Vielleicht passierten »diese Dinge« Stephen Carleton ständig, aber nichts auch nur annähernd Vergleichbares war ihr je passiert.
    Gottogott, der Mann musste glauben, sie wäre eine jener Witwen, die einem Mann Freiheiten erlauben, bloß weil er nett anzusehen ist. Sie würde sich nie derart erniedrigen und eine seiner vielen Frauen werden. Jemand, den er vergessen hatte, sobald er sich angezogen und aus dem Zimmer gegangen war.
    Nie. Nie. Nie.
    Carleton versuchte, ein Gespräch mit ihr zu führen, doch sie ignorierte ihn. Ihr stand jetzt nicht der Sinn nach müßigem Geplauder.
    Sie passierten die Schatzkanzlei, waren fast am Burgfried angelangt. Ihre Zuflucht war zum Greifen nah.
    »Guten Morgen, Robert«, rief Carleton an ihrer Seite.
    Sie drehte sich um und sah Sir Robert die Treppe herunterspringen. Verdammt! Roberts Augenbrauen hoben sich kaum merklich, als er von ihr zu Carleton und wieder zurück schaute. Sie brauchte all ihre Willenskraft, sich davon abzuhalten, ihr Kleid nach letzten Schmutzspuren und Stroh abzusuchen.
    »Ich bin gerade auf dem Weg zu Euch, Isobel«, sagte er. »Der König wünscht Euch zu sehen.«
    Der König? Zwar sah sie König Heinrich jeden Tag im Saal, doch sie hatte noch keine Privataudienz bei ihm gehabt.
    »Wann soll ich kommen?« Bitte, bitte, nicht heute.
    » Er erwartet Euch jetzt.«
    »Jetzt?« Nun schaute sie an sich hinab. Ihr Umhang war sauber, aber Gott allein wusste, wie ihr Kleid darunter aussah.
    »Ihr habt keine Zeit, Euch umzuziehen«, unterbrach Robert ihre gestressten Gedanken. »Außerdem seht Ihr reizend aus, wie Ihr seid.«
    Sie wurde rot, denn sie war sich fast sicher, dass Robert den Grund für ihre Verwirrung ahnte. Doch seine Augen verrieten nichts als freundliche Sorge, als er die Hände hob und ihrem Kopfputz einen festen Ruck nach links versetzte.
    »So, jetzt ist alles perfekt.«
    Robert war natürlich genauso erfahren damit, einer Dame mit ihrem Kopfputz zu helfen wie Carleton.
    »Ich habe unseren Spaziergang sehr genossen«, sagte Carleton und drehte sich so, dass Robert nicht sah, wie er ihr zuzwinkerte. »Ich freue mich bereits auf das nächste Mal.«
    Wenn Robert nicht gewesen wäre, hätte sie ihm einen Tritt verpasst.
    »Der König wünscht, Euch allein zu sprechen«, sagte Robert.
    »Allein? Ich dachte, Ihr würdet …«
    »Glaubt mir, dieses Gespräch wird nicht schwieriger als Euer Treffen mit Bischof Beaufort.« Robert nahm ihren Arm und drehte sie zu der Treppe um. »Ihr wisst, dass Beaufort sein Lehrer war?«
    Und das sollte sie beruhigen? Sie wollte protestieren, aber sie konnte Robert schwerlich erzählen, dass sie sich noch nicht von ihrem frühmorgendlichen Wahnsinnsanfall erholt hatte.
    »Man tut gut daran, den König nicht warten zu lassen«, sagte Robert und legte die Hand an ihren Rücken.
    Eine Wache hielt ihr die Tür auf. Sie holte tief Luft und ging die Treppe hinauf, um sich dem Löwen zu stellen. Bevor sie durch die Tür schritt, blickte sie sich noch einmal kurz um, als Carleton sich gerade verabschieden wollte. Zu ihrem Erstaunen griff Robert nach Carletons Arm und wirbelte ihn zu sich herum. Ohne eine Spur seiner üblichen Gutmütigkeit bohrte er Carleton den Finger in die Brust.
    »Lady Hume?«
    Sie löste ihren Blick von der Szene auf dem Hof und nickte der Wache zu. Gott stehe ihr bei, sie hoffte, dass Stephen Carleton gut lügen konnte. Sehr wahrscheinlich war er darin sogar außerordentlich gut.
    Sie hatte keine Zeit, sich noch länger damit zu befassen. Nachdem sie eine zweite Doppeltür durchschritten hatte, befand sie sich in dem Saal, in dem König Heinrich in der Normandie Hof hielt. Ein Mann in einer einfachen braunen Kutte stand an einem der hohen Fenster zum Alten Palast und schaute hinaus. Ein Mönch?
    Sie hatte erwartet, den Saal voller Menschen vorzufinden und den König auf seinem erhabenen Platz, gekleidet in seine leuchtend gold-rot-blaue Tunika, die mit vielen Reihen von Löwen und bourbonischen Lilien bestickt war. Sie schaute sich in dem riesigen Saal um. Keine Menschenseele war hier, außer ihr

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